Ende einer Vision
Umweltausschuss gibt City-Logistik-Konzept zur Feinstaubreduzierung auf
Mit dem Augsburger Einzelhandel ist ein City-Logistik-Konzept nicht zu machen. Dies ist das ernüchternde Ergebnis eines Abschlussberichts, der am Dienstag im Umweltausschuss auf der Tagesordnung stand. Im Oktober 2006 hatte der seinerzeitige Ausschuss für Umwelt- und Verbraucherschutz beschlossen, ein solches Konzept erarbeiten zu lassen. Idee war, den Anlieferverkehr in Augsburg zu bündeln, was zu erheblichen Einsparungen an Fahrkilometern in der Innenstadt und zur Feinstaubreduzierung führen sollte. Das Konzept war sogar Bestandteil des Luftreinhalte-/Aktionsplans der Stadt.
Zur Umsetzung wurde das Pilotproiekt “Augsburger Lieferservice – Die saubere Stadt-Logistik” ins Leben gerufen. Auf der Grundlage einer öffentlichen Ausschreibung wurde im Dezember 2007 die Firma Andreas Schmid Logistik AG aus Gersthofen als City-Logistik-Dienstleister beauftragt. Schmid sollte neben den Transporten besondere Leistungen für den Einzelhandel und die Gastronomie anbieten wie die ganztägige Warenannahme, die Verpackungsentsorgung und die Lagerung.
Resonanz äußerst gering
Auf eine erste Einladung zu einem Workshop, bei dem die Bedingungen für die Teilnahme am System festgelegt werden sollten, reagierte allerdings nur ein einziger der 400 potenziellen Kunden, einer zweiten Einladung wenige Monate später folgten nur drei Händler. Im Jahr 2009 wurden über 100 Gespräche geführt, um Betriebe für den Augsburger Lieferservice zu akquirieren, vergeblich. Dies war das Resumee des ernüchternden Berichts, den Gianluca Crestani von der Schmid Logistik AG am Dienstag dem Umweltausschuss erstattete.
Hauptproblem sei die “Monokultur der Hersteller mit eigener Logistik und hochstandardisierter Lieferkette” gewesen. Aus dieser Lieferkette müssten die Waren auf ihrer “letzten Meile” herausgelöst werden. Da die Lieferkosten zum Zielort Innenstadt aber nicht höher seien als zum weiterverteilenden City-Logistik-Dienstleister, würden beim City-Logistik-Konzept zusätzliche Kosten anfallen. Auch die positive Wirkung eines möglichen “Öko-Labels” am Eingang des Geschäfts nach dem Motto: “Wir werden ökologisch sinnvoll vom Augsburger Lieferservice beliefert!” schätzten die Händler laut Crestani eher gering ein. Fazit aus allen Einzelgesprächen: Der Handel hat auf Grund der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen das Thema City-Logistik derzeit “nicht im Fokus”.
“Totes Pferd nicht weiter reiten”
Alles andere als das Einstellen des ehrgeizigen Projekts halte er deshalb für wenig sinnvoll, so Crestani abschließend: “Es macht keinen Sinn, ein totes Pferd weiter zu reiten”. Für Stadtrat Karl-Heinz Schneider (SPD) geht damit “eine große Vision” in die Brüche: das Zusammenspiel von GVZ (Güterverkehrszentrum) und City-Logistik.
Deutliche Kritik am Einzelhandel übte in der nachfolgenden Aussprache Reiner Erben (Grüne). Der Handel habe das umfassende Problem nicht erkannt: “Bei weiterer Luftbelastung ist die Stadt nicht mehr uneingeschränkt befahrbar, wir müssen zu bestimmten Zeiten zusperren”. Wenn der Handel die City-Logistik nicht im Fokus habe, müsse man sich ein anderes Konzept überlegen, “bei dem der Einzelhandel sich nicht überlegt, ob er sich beteiligt, sondern bei dem er verpflichtet wird”.
Freiwillig geht nichts
Diesen Weg sah Umweltreferent Rainer Schaal nicht. Außerdem gehe der Beschluss aus dem Jahr 2006 von einer freiwilligen Teilnahme am Konzept aus. Zwangsmaßnahmen vorzusehen “wäre eine andere Abarbeitung des Problems”. Erben relativierte darauf hin, es gehe ihm nicht darum, den Einzelhandel zu beschränken, sondern zu überzeugen – wie beim neuen Kö. Zudem wäre es ein falsches Signal an den Einzelhandel, die Maßnahme aus dem Luftreinhalteplan zu streichen.
Der Umweltausschuss beschloss einstimmig, die City-Logistik-Konzeption “Augsburger Lieferservice – Die saubere Stadt-Logistik” mangels Umsetzbarkeit aufzugeben. Gegen die Stimme von Reiner Erben wurde beschlossen, dass das Konzept nicht mehr Bestandteil der nächsten Fortschreibung des Luftreinhalte-/Aktionsplanes für die Stadt Augsburg sein soll.
City-Logistik
Definition aus dem Luftreinhalteplan für die Stadt Augsburg
“Die City-Logistik ist ein überbetriebliches Management der gesamten gewerblichen und privaten Güter- und Warenbewegungen einer Stadt. In einer überbetrieblichen Zusammenarbeit von verladender und lagernder Wirtschaft, Transport- und Speditionsunternehmen einer Stadt werden alle Bewegungen von Gütern und Waren der einzelnen Betriebe – Lagerung und Lieferung – gebündelt, koordiniert und optimiert: durch gemeinsame Anlagen (Verteilzentren, stadtverträglichere Lkw und kleine, genormte Nah-Stückgut-Container) und gemeinsame Dienstleistung. Dadurch können der auf die Innenstädte gerichtete Güterverkehr und seine Belastungen für Mensch und Umwelt verringert und die Funktionsfähigkeit gerade der Innenstädte verbessert werden. Wird diese City-Logistik ergänzt durch einen Zustelldienst, werden die Fahrten mit Kfz noch weiter reduziert.”
Definition aus dem Luftreinhalteplan für die Stadt Augsburg
“Die City-Logistik ist ein überbetriebliches Management der gesamten gewerblichen und privaten Güter- und Warenbewegungen einer Stadt. In einer überbetrieblichen Zusammenarbeit von verladender und lagernder Wirtschaft, Transport- und Speditionsunternehmen einer Stadt werden alle Bewegungen von Gütern und Waren der einzelnen Betriebe – Lagerung und Lieferung – gebündelt, koordiniert und optimiert: durch gemeinsame Anlagen (Verteilzentren, stadtverträglichere Lkw und kleine, genormte Nah-Stückgut-Container) und gemeinsame Dienstleistung. Dadurch können der auf die Innenstädte gerichtete Güterverkehr und seine Belastungen für Mensch und Umwelt verringert und die Funktionsfähigkeit gerade der Innenstädte verbessert werden. Wird diese City-Logistik ergänzt durch einen Zustelldienst, werden die Fahrten mit Kfz noch weiter reduziert.”