Die letzten Spuren einer verlorenen Welt
In Augsburgs Wäldern bezeugen jahrhundertealte Grenzsteine die Absurdität der deutschen Kleinstaaterei. Denkmalgeschützte Grenzsteine und weitere historische „Grenzspuren“ aus dem 15. bis 19. Jahrhundert werden bei einem zweistündigen Spaziergang „Auf den Spuren einstiger Staatsgrenzen“ vorgestellt.
Das Heilige Römische Reich bestand vom Mittelalter bis zum Jahr 1806 aus rund 300 deutschen Staaten. Einer der kleinsten war das Reichsstift St. Ulrich und Afra. Dieser Mini-Staat umfasste nur die rund 13 Quadratkilometer der heutigen Gemarkung Haunstetten. Hier regierten die Äbte von St. Ulrich und Afra. Sie übten die Steuerhoheit und die niedere Gerichtsbarkeit aus, wobei den Haunstettern ein gewisses Maß an Selbstverwaltung zugestanden wurde. Die Territorien des Reichsstiftes St. Ulrich und Afra, der Freien Reichsstadt Augsburg und des Herzogtums bzw. Kurfürstentums Bayern trafen zwischen Haunstetten und Siebenbrunn aufeinander. Rund um das ehemalige Dreiländereck im Siebentischwald findet man bis heute ein imposantes Ensemble von Grenzsteinen aus fünf Jahrhunderten. Sie zeugen von den fortwährenden Streitigkeiten in diesem Gebiet, welches für die Freie Reichsstadt Augsburg wegen ihrer Wasserversorgung von enormer Bedeutung war. Das altbayerische Territorium westlich vom Lech rührte daher, dass hier der Fluss im frühen Mittelalter ein bis zwei Kilometer weiter westlich verlief.
Die kostenlose Führung des Haunstetter Kulturkreises und des städtischen Geodatenamtes beginnt am 5. September (Montag) um 14 Uhr bei der Gaststätte Jägerhaus in Siebenbrunn – allerdings nur bei trockener Witterung.