DAZ - Unabhängige Internetzeitung für Politik und Kultur
Donnerstag, 21.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Die Kunst des Lachens bei Volker Ullrich

Am vergangenen Mittwoch wurden im Rahmen der “Hate Slam” Reihe in dem Augsburger Club „Beim Weissen Lamm“ Politiker ans Mikrophon gebeten, um „böse, skurrile und manchmal auch sehr lustige Anschreiben von Fans, Gegnern und manchmal auch von Behörden“, ins schummrige Licht eines Slams zu stellen. Eingeladen waren Linus Förster (SPD), Christl Kamm (Die Grünen) und Volker Ullrich (CSU).

"... aber ein guter Kompetenzsimulant": Volker Ulrich

„… aber ein guter Kompetenzsimulant“: Volker Ulrich

Volker Ullrich spielte an diesem Abend unerreichbar für die beiden Konkurrenten in einer anderen Liga. Während Förster und Kamm die Verfasser für ihre Anschreiben als böse oder hoffnungslos verspult kennzeichneten (Förster zitierte zum Beispiel aus einem Schreiben von Umweltreferent Rainer Schaal, um den Amtsschimmel in allen Tonlagen zum Wiehern zu bringen.), gab sich Augsburgs Ordnungsreferent unverstellt als vitale Zielscheibe von Beschimpfungen und Beleidigungen zu erkennen. Ullrich machte sich vermutlich vorher ausführlich Gedanken, wie er sein politisches Desaster in Sachen Strafanzeige gegen einen User des AZ-Forums auf dieser Veranstaltung verarbeiten könne, und er kam offensichtlich zu einem guten Ergebnis. Beinahe kommentarlos und immer so vortragend als wäre nicht er als Person das Ziel von Spott und Häme, sondern ein Berufspolitiker, der die „Unkultur des Verächtlichmachens“, eben auszuhalten habe.

Auf einer Höhe unterhaltsam, die man den wenigsten zutraut

Ullrich trug mit dem Anspruch vor, das Lachen über sich selbst in einen größeren Rahmen zu stellen, ohne es zu einem sarkastischen oder einem ironischen Lachen zu stilisieren. Nicht der feinsinnige Ironiker Thomas Mann, sondern Oskar Maria Graf mit seinem ungezügelten Lachen über sich und seine Zeit stand Ullrich ins Gesicht geschrieben. Ullrich verwandelte das Lachen der anderen in das eigene Lachen über sich selbst; eine hohe Kunst! Volker Ullrich war an diesem Abend auf einer Höhe unterhaltsam, die man so den wenigsten zutraut. Beispiel gefällig? Gerne: „Ullrich ist eine humanoide Minimalkonfiguration, kognitiv suboptimiert mit einer eingeschränkten Alltagskompetenz, aber ein guter Kompetenzsimulant.“ Aus 192 Verächtlichmachungen offerierte Ullrich den vornehmlich jungen Zuhörern die witzigsten. Das Publikum war entzückt und bedankte sich für die überzeugende Performance mit dem ersten Preis.