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Montag, 17.02.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

„Das Theater kann auch spielen, wenn die Sanierung einige Nummern bescheidener ausfällt“

Die Akteure des Bürgerbegehrens gegen die teuere Sanierung des Staatstheaters melden sich zu Wort

Weingart, Süßmair, Bevc (v.l.) © DAZ

Es ist ruhig geworden bezüglich des Bürgerbegehrens „teuere Theatersanierung“. So ist zum Beispiel auf der Homepage des Vereins noch nicht erzählt, wie viele Unterschriften denn bisher gesammelt wurden. Umso fulminanter das Statement, das die Hauptinitiatoren am Wochenende via Pressemitteilung abgaben.

Die Stadt München deckele die Kosten für die Sanierung des Kulturzentrums “Gasteig” auf 450 Millionen Euro. Die Stadt Nürnberg, die finanziell auch besser dastehe als Augsburg, sage ihren Neubau einer Konzerthalle ab – trotz einer 75-prozentigen Förderung durch den Freistaat. „Nur die ärmste Stadt Bayerns, Augsburg, hält an der geplanten Sanierung des Augsburger Staatstheaters fest. Trotz bereits eingetretener Kostenexplosion und weiteren absehbaren Kostensteigerungen“, wie es in dem Statement heißt.

„Die Coronakrise hat in München und Nürnberg zu der Einsicht geführt, dass momentan das Geld für kulturelle Großprojekte nicht in unbegrenzter Menge zur Verfügung steht. Das hat es zwar auch schon vorher nicht, allerdings bekommt man häufig diesen Eindruck, wenn man die Befürworter solcher Projekte hört“, wie Alexander Süßmair ausführt. „In Augsburg jedoch hört man die Signale nicht, die dramatischen finanziellen Auswirkungen der Coronakrise. Hier soll unbeirrt an der kostspieligen Theatersanierung festgehalten werden“ so Süßmair weiter.

Anna-Xenia Weingart, ebenfalls Initiatorin des Bürgerbegehrens „Theater-Kostenexplosion stoppen!“, ist der Auffassung, dass die Stadtregierung endlich aufwachen soll aus ihrem Traum mit einem zentralen Kulturtempel Luxus-Kulturstandort zu werden: „Die Stadtregierung  sollte viel lieber die Notbremse ziehen und der freien Kulturszene durch die Coronakrise helfen!“ Die Coronakrise zeige auch, wie wichtig Kinderbetreuung ist. Diese müsse nun ausgebaut, statt auf die lange Bank geschoben werden, unter dem Vorwand, es sei kein Geld da.

Tobias Bevc, ebenfalls Initiator des Bürgerbegehrens, ergänzt: „Augsburg ist mit Abstand die ärmste Stadt Bayerns mit dem niedrigsten Durchschnittseinkommen und den niedrigsten Renten in ganz Bayern. Das Geld, das hier für die Luxussanierung des Theaterstandorts verwendet wird, sollte viel besser so ausgegeben werden, dass die gesamte Augsburger Bevölkerung von diesem Geld profitiert: Bessere Schulen, mehr Kitas, gepflegte Sportanlagen und einen preiswerten und guten ÖPNV sowie bezahlbaren Wohnraum für alle.“

Weiter heißt es in dem Statement: Die Corona-Krise zeige wie unter einem Brennglas, wofür öffentliche Gelder ausgegeben werden müssten und wofür sie ausgegeben werden könnten. Die überproportional teure Sanierung des Augsburger Theaters wäre nur dann eine Option, falls üppig Geld im Stadtsäckel vorhanden sein sollte. Dies sei in Augsburg seit mindestens 40 Jahren nicht der Fall. Die Stadt solle erst ihren Pflichtaufgaben nachkommen. Das Theater könne auch spielen, wenn die Sanierung einige Nummern bescheidener ausfallen würde.