DAZ - Unabhängige Internetzeitung für Politik und Kultur
Dienstag, 16.04.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Das Passivhaus – ein europäischer Standard

Am vergangenen Donnerstag veranstaltete der Treffpunkt Architektur Schwaben der Bayerischen Architektenkammer (TAS) einen Vortragsabend zum Thema Passivhaus. Der Abend war Auftakt einer Informationsreihe für Bauherren und Immobilieneigentümer rund ums energieeffiziente Bauen und Modernisieren.

Gut 50 interessierte Bürger, darunter auch Architekten und politische Entscheidungsträger, wurden im Ausburger Moritzsaal von Frank Lattke, Vorsitzender des TAS, begrüßt. Seine Einleitung stand unter dem Motto: Wie wollen wir in Zukunft wohnen? Wie bauen wir im 21. Jahrhundert? “Heute investieren wir das Geld zukünftiger Generation in Baumassnahmen mit einer möglich Lebensdauer von bis zu 80 Jahren”, so Lattke. Diese Massnahmen müssten selbstverständlich wirtschaftlich geplant und gebaut sein.

Zukunftsfähigkeit bedeute aber nicht nur, dauerhafte Bauwerke zu erstellen, sondern innovative Architektur zu entwickeln, die die Antwort ist auf die Themen “Wohnen der Zukunft” und “energieeffizientes Bauen”. Um begreiflich zu machen wie das geht, bietet der TAS mit der Reihe der Bauherrenabende in mehreren Stadtteilen Informationen für Bauherren und Immobilieneigentümer rund ums energieeffiziente Bauen und Modernisieren aus erster und unabhängiger Hand an.

Umweltreferent Rainer Schaal verwies in seiner Begrüßungsrede auf den aktuellen Klimaschutzbericht der Stadt und den daraus abgeleiteten 9-Punkte-Plan zur Klimaoffensive Augsburg. Dieser befasst sich maßgeblich mit Energieeinsparungen im Gebäudebereich. Städtebauliche Planungen müssen künftig unter dem Gesichtspunkt aktiver und passiver Sonnenenergienutzung optimiert werden, außerdem wird ein Masterplan zur Modernisierung der städtischen Gebäude ausgearbeitet. Ausführlich stellte Schaal die städtische Kampagne e+haus vor. Hierbei geht es um die energetische Modernisierung privater Gebäude. Die Stadt stellt hierzu Sanierungsanreize und Energieberatungsleistungen bereit.

“Höchste Material- und Energieeffizienz”

Anschließend begann Gastreferent Helmut Krapmeier, Architekt am Energieinstitut Vorarlberg, seinen ebenso kurzweiligen wie informativen Vortrag zum Thema Passivhäuser. In Vorarlberg, etwa so groß wie der Großraum Augsburg, wurden 1996 die ersten der mittlerweile 4000 österreichischen Passivhäuser gebaut. Krapmeier wies nach, dass ein Umstieg im heutigen Energieszenario von Öl/Gas/Kohle auf Holz zwar technisch möglich sei, aber aufgrund des heutigen Energiehungers innerhalb von wenigen Generationen keinen einzigen Baum in Europa überlassen würde. Der einzige Ausweg sei deshalb, den Energieverbrauch rasch und radikal zu senken. Höchste Material- und Energieeffizienz, gepaart mit einer effizienten Nutzung erneuerbarer Energiequellen, seien geboten. Dabei nehme der Gebäudebereich eine Schlüsselposition ein.

Das Passivhaus ist einer der Bausteine dieses Weges. Den Ansatz der Passivhausbauweise verdeutlichte Krapmeier mittels des Empfindens von Behaglichkeit. Durch Erhöhung des Wärmeschutzes werden die Bauteile so gestaltet, dass sie warm bleiben und ein Temperaturunterschied zwischen der Lufttemperatur und der Außenwand nicht mehr wahrnehmbar ist. Maximal zwei Grad Unterschied ist das Ziel. Bei so geringen Temperaturdifferenzen entsteht keine unangenehm spürbare Zugluft mehr. Wie wenig Energie ein Passivhaus verbraucht, demonstrierte Krapmeier mit zehn brennenden Teelichtern. Diese würden ausreichen, ein 30 qm großes Zimmer in einem Passivhaus zu beheizen.

Der Vorarlberger Architekt verzichtete in seinem Vortrag weitgehend auf technische Details und unterstrich damit die selbstverständliche Realisierbarkeit der Passivbauweise. Mittels umfangreicher Auswertungen wies er nach, dass die theoretisch errechneten Energieverbräuche, die bei einem Sechstel des gesetzlich geforderten Mindeststandards liegen, tatsächlich erreicht werden und dass sich die Passivhausbauweise über die Einsparung von Energiekosten rechnet.

Der Treffpunkt Architektur Schwaben wird noch drei weitere Bauherrenabende in den Augsburger Stadtteilen Hochzoll (30. März), Kriegshaber (1. April) und Pfersee (29. April) veranstalten.

» Seite e+haus mit Details zu den weiteren Terminen