Brecht-Festival: Nur 3.500 verkaufte Karten?
Das Brecht-Festival sorgt weiterhin für Schlagzeilen. Der DAZ wurden gestern aus der Verwaltung zwei Zahlen zugespielt: Zirka 3.500 verkaufte Karten, zirka 35.000 Euro Bruttoeinnahmen.
Von Siegfried Zagler
„Sie können meines Erachtens „aus der Verwaltung“ keine belastbaren Zahlen erhalten haben, weil noch nicht einmal ich sie habe. Ich werde nicht Stellung zu den von Ihnen vermuteten Zahlen nehmen, sondern erst, wenn mir selbst belastbare Zahlen vorliegen. Das Thema ist im Übrigen ohnehin auf der Agenda des Kulturausschusses am 26. März“, so Kulturreferent Peter Grab auf die Frage, wie die große Differenz zwischen den angegebenen 9.000 Besuchern und 3.500 verkauften Karten zu erklären sei. Von DAZ-Autor Manfred Seiler wurde am vergangenen Dienstag (vier Wochen nach Festivalende) im Presseclub die Frage gestellt, ob die von der DAZ recherchierten 3.500 Eintrittskarten zutreffen. Festivalleiter Lang wollte dazu keine Stellung abgeben.
„Das wirft ein eigenartiges Licht auf Lang“
„Die Tatsache, dass Herr Lang im Presseclub zu der Kartenfrage keine Stellungnahme abgeben wollte, wirft ein eigenartiges Licht auf ihn“, so die kulturpolitische Sprecherin der Grünen, Verena von Mutius, die aufgrund der DAZ-Recherche nun mit ihrer Fraktion eine Anfrage bezüglich der differenzierten Zahlen zum Brecht-Festival eingereicht hat.
„Also das kann ich fast nicht glauben, dass nur 3.500 Karten verkauft wurden. Das kommt mir sehr wenig vor. Sollte diese Zahl wirklich stimmen, muss es dringend eine ehrliche und kritische Betrachtung des Festivals und des gesamten Konzepts geben. Gerade wir von der Linken haben immer wieder die hohen Eintrittspreise kritisiert und dass das Festival nicht bei der Bevölkerung ankommt“, so der Linke Stadtrat und Bundestagsabgeordnete Alexander Süßmair, der ebenfalls vom Kulturreferat genaue Zahlen angefordert hat.
„Die Strategie des angeblichen „populären“ Brecht stimmt dann nicht“
„Wenn die verkauften Karten beim Brechtfestival tatsächlich nur bei 3.500 Stück liegen sollten, muss auch darüber diskutiert werden. Nach meiner Erinnerung begründete der Kulturbürgermeister die Abschaffung der Vorgängerveranstaltungen unter Albert Ostermeier letztlich damit, dass eine ähnliche Anzahl verkaufter Karten ein solches Festival nicht rechtfertigen würde“, so äußerte sich Stefan Kiefer, Fraktionschef der Augsburger SPD auf Anfrage zur DAZ. Es sei jedoch geboten, daraus nicht vorschnell weitergehende Schlüsse für das Brechtfestival zu ziehen. Kiefers Fraktionskollege Karl-Heinz Schneider sieht in dieser Hinsicht ohnehin keinen Reflexionsbedarf: „Ich kann dazu nichts sagen, ich kenne nur die Zahl 9.000, die Herr Grab auf Anfrage der Grünen genannt hat. Ich habe gesagt, dass das Brechtfestival in Augsburg angekommen ist, dabei bleibt’s auch, wenn die neuen Zahlen stimmen“, so Schneider.
Dies sieht Frank Mardaus, kulturpolitischer Sprecher der SPD, differenzierter. Frank Mardaus wies darauf hin, dass aus seiner Sicht die Qualität eines Festivals nicht an den Verkaufszahlen der Karten festgemacht werden könne, auch wenn mit diesem Argument Langs Vorgänger Ostermeier von Grab traktiert worden sei. Dass Peter Grab und die Festivalleitung „mit diesen Zahlen hinterm Busch halten, spricht ja für sich, weil dann die ganze Strategie des angeblichen „populären“ Brecht nicht stimmt und hinfällig wird“, so Mardaus. – Bernd Kränzle, Fraktionschef der Augsburger CSU, wollte sich zu den „neuen Zahlen“ nicht äußern. „Das kann ich mir nicht vorstellen, ich glaub es nicht. Dazu möchte ich nichts sagen“, so Kränzle zur DAZ.
» Pressemeldung des Brecht-Festivals zu den Besucherzahlen