DAZ - Unabhängige Internetzeitung für Politik und Kultur
Dienstag, 23.07.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Brecht-Festival: „Das Konzept ist kein Konzept“

Auf der Stadtratssitzung am vergangenen Donnerstag wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit der neue Vertrag mit Brecht-Festivalleiter Joachim Lang und der „Kooperationsvertrag“ zwischen Festivalleitung und Theater beschlossen. Auch die so genannte „Konzeption“ für die nächsten drei Jahre Brecht-Festival unter der Ägide von Joachim Lang wurde mit großer Mehrheit vom Stadtrat gegen die Stimmen der Grünen und des Linken Stadtrates Benjamin Clamroth angenommen.

Von Siegfried Zagler

Benjamin Clamroth: "Wer hat die Freikarten bekommen?"

Benjamin Clamroth: "Wer hat die Freikarten bekommen?"


Im öffentlichen Teil leitete eine Stellungnahme Benjamin Clamroths eine hitzige Debatte ein. Clamroth bezeichnete die Angaben der Besucherzahlen als „nicht schlüssig“ und unterfütterte seine Zweifel mit ausverkauften Vorstellungen und den daraus resultierenden Einnahmen, die in der Relation im Widerspruch zu den offiziellen Angaben zu den Gesamteinnahmen stünden. Außerdem kritisierte Clamroth die von Peter Grab im Kulturausschuss verkündeten 1.374 Freikarten: „Wer hat die bekommen?“ Clamroth verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass der Stadtrat im Dezember einen Bürgerantrag (30 % der Karten für das Brecht-Festival sollen für sozial schwache Bürger zur Verfügung gestellt werden) abgelehnt habe.

„Es wäre sinnvoll, den Festivalleiter nach drei Jahren auszuwechseln”

„Wir haben nicht gesagt, dass Lang eine Fehlbesetzung ist“, so begann Verena von Mutius (Grüne) ihren Vortrag, „dennoch wäre es sinnvoll, den Festivalleiter nach drei Jahren auszuwechseln.“ Das vorgelegte Konzept sei kein Konzept, da es nicht darlege, wohin die nächsten Festivals führen sollen. Der Kooperationsvertrag mit dem Theater mache nach Auffassung der Grünen einen teuren Festivalleiter obsolet, so von Mutius. Ins gleiche Horn blies der Grüne Fraktionsvorsitzende Reiner Erben, der zunächst Rudolf Holzapfel (Pro Augsburg) rüffelte, weil dieser die öffentliche Diskussion nicht wollte. „Wir wollen hier wissen“, so Reiner Erben, ob wir für dieses Konzept einen Festivalleiter brauchen, der 40.000 Euro bekommt.“ Karl-Heinz Schneider (SPD), der am Montag im Kulturausschuss noch seine Inkompetenz in Sachen Brecht einräumte, sprach dagegen von „einem schlüssigen Konzept“, das die vollständige Zustimmung der SPD finde. „Was wollen die Kritiker stattdessen? Da fehlt jede Silbe“, so Schneider, der Lang als einen guten Festivalleiter und die Kritik am Festival als „stumpf“ bewertete.

Kränzle: „Schneider hat in allen Punkten recht“

„Schneider hat in allen Punkten recht“, so der Fraktionschef der Augsburger CSU, Bernd Kränzle, der wie Schneider die Auffassung vertrat, dass man einen Festivalleiter wegen eines Gesamtkonzeptes brauche. „Entscheidend für das Gelingen der zukünftigen Brecht-Festivals ist das Einbinden der gesamten Stadtgesellschaft: von der Uni über die Künstler bis zur Presse“, so Kränzle, der Kulturreferent Grab aufforderte, die Kartenangelegenheit offen zu legen.

"Das wird der Sache nicht gerecht": Kulturreferent Peter Grab

"Das wird der Sache nicht gerecht": Kulturreferent Peter Grab


Peter Grab kam dieser Forderung nur partiell nach. Es mache keinen Sinn, die Zahlen im Stadtrat differenziert aufzuschlüsseln. Sie werden den Fraktionen zugeschickt. „Sie brauchen dann nur die Tabellen anschauen.“ Neben den bereits im Kulturausschuss bekannt gegeben Eckdaten sprach Grab von 1.043 Besuchern im Rathaus bei der langen Brechtnacht, von 509 Besuchern bei der Eröffnung, von 401 Besuchern bei den Fraktionstalks und 389 Besuchern bei der Uraufführung des „Augsburger Kreidekreises“. „Ich verstehe nicht“, so Grab, „warum beim Brecht-Festival die Zahlen so von Bedeutung sein sollen.“ Schließlich gebe es ja auch ein Mozart-Festival mit weniger Besuchern. „Offenbar geht es hier um andere Dinge.“ Grab verwies darüber hinaus auf das 508.000 Euro teure abc-Festival. Die Brecht-Festivals unter Langs Ägide seien „preiswerter“ gewesen, so Grab. Man habe die Besucherzahlen und die Einnahmen erhöht. Und dabei seien 2012 von 42 Veranstaltungen 15 kostenlos gewesen. „Immer nur dagegen sein, kann nicht richtig sein“, so Grab an die Adresse der Grünen. Das werde der Sache nicht gerecht.