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Dienstag, 12.09.2023 - Jahrgang 15 - www.daz-augsburg.de

Ausstellung: Staats- und Stadtbibliothek Augsburg zeigt frühe Druckerzeugnisse

Die Staats- und Stadtbibliothek Augsburg zeigt erstmals ihre weltweit unikalen frühen Druckerzeugnisse. Die Ausstellung erzählt von der kulturellen Vielfalt in allen Regionen Bayerns und veranschaulicht dabei die Bedeutung der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg als renommierte Forschungsbibliothek.

Mit der Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg (um 1400–1468) konnten seit der Mitte des 15. Jahrhunderts fast beliebig viele identische Exemplare eines Textes hergestellt werden, ohne dass man diesen von Hand abschreiben musste.

Trotz der teilweise hohen Auflagen haben von diesen Druckwerken oft nur wenige, ja, hat häufig nur ein einziges Exemplar bis in unsere Zeit „überlebt“, mitunter gar nur ein Fragment eines Exemplars. Die Staats- und Stadtbibliothek Augsburg hütet unter ihren reichen Schätzen insgesamt 43 nur hier in ihren Mauern überlieferte Erzeugnisse des frühen Buchdrucks: Anschläge, Ablassbriefe, Einblattkalender und Aderlasstafeln, als Einzelblatt gedruckte typische Verbrauchsmaterialien, oder gebundene Gebrauchstexte wie Lehrbücher, Anleitungen zur Beichte oder zum ehelichen Leben, aber auch Romane, Gedichte, Kalender und astrologische Vorhersagen.

Diese Rarissima wurden jetzt zum allerersten Mal zusammengestellt und bearbeitet. Sie werden in der Ausstellung Sole survivors & rare editions nun öffentlich in der Schatzkammer der Bibliothek, dem historischen Unteren Cimeliensaal, präsentiert. Ergänzt wird die Ausstellung zum einen durch Stücke, die in Deutschland nur aus Augsburg bekannt sind, zum anderen durch reich illuminierte, mit Deckfarben, Gold und Silber von Hand ausgemalte, und somit durch ihre Ausstattung ebenfalls unikale Inkunabeln aus Schwaben, Deutschland und Europa.

Die Ausstellung bietet somit einen Einblick in verschiedene Aspekte des frühen Buchdrucks, bildet ein Kaleidoskop an einzigartigen, seltenen und prächtig ausgemalten Drucken der Zeit vor 1501! Neben den Originalen werden zur Illustration des Druckvorgangs auch Bleilettern gezeigt. Die Beschriftungen der Exponate sind in Anlehnung an die Herstellung der Texte mit Drucktypen erhaben als bleigraue 3D-Druck-Tafeln mit schwarzer Schrift angelegt.

Alle 43 Unikate wurden digitalisiert und sind im Internet abzurufen – das macht sie weltweit sichtbar und zugänglich für weitere Forschungen“, so der bayerische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Bernd Sibler, in seinem Grußwort im Begleitbuch zur Ausstellung.

Zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter, aufwendig gestalteter Katalog im Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn, in dem die 100 Objekte von international anerkannten Forscherinnen und Forschern teils erstmals vorgestellt und bearbeitet werden. Er ist bereits der siebte Band in dieser renommierten Reihe Cimeliensaal, diesmal aufgrund der weltweiten Bedeutung der Thematik zweisprachig auf Deutsch und Englisch, erhältlich oder bestellbar in der Bibliothek zum Preis von 34,95 EUR.

Eine virtuelle Ausstellung ist in Vorbereitung. Sämtliche unikalen Drucke wurden komplett digitalisiert und sind zur Ausstellung und auch über den Katalog über QR-Code bequem vom individuellen Endgerät bzw. vom Computer am Schreibtisch kostenfrei weltweit durchblätterbar.

Fotos © Staats- und Stadtbibliothek Augsburg

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Die Staats- und Stadtbibliothek Augsburg geht auf die 1537 gegründete Augsburger Stadtbibliothek zurück und gehört zu den bedeutenden spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Sammlungen Deutschlands. Als regional orientierte Forschungsbibliothek für die frühere Reichsstadt Augsburg, Bayerisch-Schwaben und die Wissensgeschichte der Frühen Neuzeit besitzt sie mehr als 580.000 Bände, rund 3.600 Handschriften, dazu 6.500 Autografen, fast 2.800 Inkunabeln, 22.000 grafische Blätter und eine umfangreiche Sammlung zu Bertolt Brecht. Sämtliche Publikationen der Region werden archiviert, und der Bestand wird laufend ergänzt mit Erwerbungen von Alten Drucken, Sammlungen und Nachlässen aus und zu Bayerisch-Schwaben.