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Freitag, 25.10.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Augsburger Schulen öffnen ihre Türen für ukrainische Flüchtlingskinder

Am Haupteingang des städtischen Maria-Theresia-Gymnasiums hängen neben dem Schild „Schule gegen Rassismus“ weitere Plaketten, die auf das langjährige internationale Engagement der Schule verweisen. Ganz neu ist dagegen das blau-gelbe Banner über dem Schuleingang, das auf die Aufnahme der ersten ukrainischen Flüchtlingskinder verweist.

Von Udo Legner

Foto: DAZ

Gleich zur ersten Schulstunde war das Kamerateam des Senders rt1.tv angerückt, um die erste Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge an einem Augsburger Gymnasium in einer Kurzreportage festzuhalten. Entsprechend groß war die Aufregung in der Klasse 5a, zu der seit letzter Woche Roman zählt. Er ist mit seiner Mutter aus der Ukraine geflüchtet und war die ersten zwei Wochen in der Familie einer Klassenkameradin und ist seit gestern bei einer anderen Familie in Diedorf untergebracht. 

Bewegend die Äußerungen und Kommentare der Mitschülerinnen und Mitschüler Romans zum Kriegsgeschehen in der Ukraine und dem Schicksal des Zehnjährigen. In einem abschließendem Interview gab Schulleiterin Katja Bergmann zu verstehen, dass es für die ukrainischen Gastschülerinnen und Gastschüler nach den Schrecken der Flucht  erst einmal um das Ankommen und das Einleben gehe. 

Willkommenskultur für Neuankömmlinge 

Eine Willkommenstasche gefüllt mit Schreibmaterial, Mensagutschein, „Augsburg Free Map“ und dem Zeigebüchlein „Erste Worte Deutsch“ sowie das bereits ausgetüftelte Patensystem (Schüler*innen und/oder Familienpatenschaften bei Behördengängen o. Ä.) dienen dazu, den frisch gebackenen ukrainischen MTlern die Eingewöhnung zu erleichtern. 

Im Gespräch mit André, einem weiteren Neuankömmling, der mit seinem Bruder und seiner Tante geflohen ist – seine Mutter blieb in der Ukraine zurück, da ihrem 18jährigen Sohn die Ausreise nach Deutschland verwehrt wurde – wird deutlich, wie gut seinem Mitschüler Max die Rolle des Dolmetschers und die damit verbundene Wertschätzung tut.

Schritte aus der Krise

Eine erste Online-Konferenz der Schulleitungen und dem Schulreferat (Bürgermeisterin Martina Wild) hatte das Ziel, über städtische Anlaufstellen und bestehende Unterstützungsmaßnahmen für ukrainische Flüchtlinge zu informieren. Nach Einschätzung von Thomas Körner-Wilsdorf, dem Mitarbeiter der Schulleitung des Holbein Gymnasiums, das inzwischen auch neun ukrainische Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine aufgenommen hat, ist die Ausgangssituation für die Aufnahme und Beschulung ukrainischer Flüchtlingskinder in Augsburg vergleichsweise gut. 

Zum einen herrsche in der Bevölkerung eine große Hilfsbereitschaft und zum anderen könne auf gewonnene Erfahrungen und erarbeitete Strategien – und nicht zuletzt auf die neu überarbeitete App Integreat – Der mobile Alltagsguide zurückgegriffen werden. Das größte Problem bereite angesichts des knappen Wohnraums sicherlich die Unterbringung der Flüchtlinge, zumal diese (über 2000 Ukrainerinnen und Ukrainer könnten nach Angaben von Oberbürgermeisterin Eva Weber nach Augsburg kommen) keine Berechtigung haben, in Sozialwohnungen untergebracht zu werden. 

Hoffnung auf Unterstützungsmaßnahmen 

Was die Schulsituation anbelangt, erhoffen sich die gerade durch die Corona-Pandemie besonders geforderten Lehrerkollegien weitreichende Unterstützungsmaßnahmen von Bund, Land und Kommunen für die Bewältigung dieser neuen Herkulesaufgabe. 

Eine Erhöhung der Klassenobergrenze allein wäre angesichts der vielfach bestehenden Raumnot und der bereits vorliegenden  Belastung der Lehrerschaft kontraproduktiv. Konstruktiv wäre es hingegen, in den wenigen Augsburger Schulen mit ungenutzten Räumen Unterricht auf Ukrainisch und Deutsch zu improvisieren.