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Dienstag, 08.04.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Bob Dylan zum 80. Geburtstag

A Nod to Bob: Zum 80. Geburtstag von Bob Dylan

Weltweite Würdigungen, zahlreiche Neuerscheinungen und unzählige Podcasts und Radio-Features liefern die Begleitmusik zum 80. Geburtstag des Songpoeten und Nobelpreisträgers aus Minnesota. Sie sind Ausdruck für die ungebrochene Faszinationskraft dieses Ausnahmekünstlers auf der Schlussetappe seiner Neverending Tour.

Von Udo Legner

Grafik: Nontira Kigle

Schenkt man den Erkenntnissen der zahlreichen Dylan Experten Glauben, so hatten Herkunft und Elternhaus maßgeblichen Einfluss auf den Werdegang des späteren Songpoeten, auch wenn er dem North Country schon früh, im Alter von 20 Jahren, den Rücken kehrte. 

Kindheit und Jugend in Minnesota (1941-1960)

Als Kind einer ukrainischen Einwandererfamilie – Robert Zimmermanns Großeltern waren 1905 aus Odessa in die USA ausgewandert, nachdem es zu schweren Ausschreitungen gegen Juden gekommen war – wuchs Robert Allen Zimmerman in der Kleinstadt Hibbing in eher bescheidenen Verhältnissen auf. 

Bringing It All Back Home

Ereignislosigkeit, kulturelle Öde und das kleinstädtische Mittelmaß von Minnesota waren ausschlaggebend dafür, dass sich der Jugendliche ganz dezidiert um die Erweiterung seines Horizonts außerhalb des Iron Range bemühte und sich auf die amerikanischen Literaturtradition sowie die Helden und Ikonen des Rock-`n`-Roll-Zeitalters einließ. So wurden die Ikonen der Fünfziger Jahre auch zu den Ikonen von Robert Zimmermann: Hank Williams (Cold, Cold Heart), Bill Hailey (Rock Around the Clock), Sammy Davis Junior (Mr Bojangles), The Platters (The Great Pretender) Elvis Presley (In the Ghetto) und James Dean. 

Erste Auftritte in Schülerbands, der Instrumenten-Tausch vom Klavier zur Gitarre waren erste wichtige Schritte auf dem Weg zur Musikerkarriere, die ihm als Sechzehnjährigen bereits einen Auftritt in Hibbings größtem Auditorium, dem Jacket Jamboree, bescherte. 

Dont Look Back

Bekanntlich kehrte er seiner Heimat Minnesota bald den Rücken und zog nach New York City, wobei er seinem Hang zur Selbstinszenierung treu blieb. Im August 1962 nahm diese Selbstinszenierung richtig Fahrt auf: Er ließ sich ganz offiziell standesamtlich beim Supreme Court von New York mit dem neuen Namen Bob Dylan registrieren. Was auch immer zu dieser Namensänderung führte (für die aller Wahrscheinlichkeit seine Begeisterung für den walisischen Dichter Dylan Thomas ausschlaggebend war), zog er damit ganz unmissverständlich einen Schlussstrich unter seine Provinz- und Kleinstadtphase.

Most Likely You Go Your Way And I’ll Go Mine

Was sich bei all den Irrungen und Wirrungen nicht änderte, die Bob Dylan in den folgenden Jahrzehnten durchlief und die ihn ein ums andere mal in die Charts und in die Schlagzeilen brachten – seine Wandlung vom Folksinger und der Gallionsfigur der Civil Rights Movement (1961 – 1965) zum Rockstar (1966- 1970) und Country Sänger (1969 – 1971) bis zu seinen künstlerischen Rollenspielen (1971 – 1979) und der sich anschließenden Gospel und Guru Periode 1980 – 1989) bis zu seiner künstlerischen Wiederauferstehung (1990-1997), die schließlich in seiner Neverending Tour endete – war Bob Dylans ungebrochene Sympathie für die Outsiders und Underdogs der amerikanischen Gesellschaft (Songs: I Pity the Poor Immigrant oder The Lonesome Death of Hattie Carroll) und seine Aversion gegen die Spießigkeit und Verlogenheit der Bourgoisie, die sich  am eindrucksvollsten in seinem Song Like A Rolling Stone zeigt, den das gleichnamige Musikmagazin Jahr um Jahr als den besten Song der Rockgeschichte anführt.

Never Ending Bob Dylan

Unter  den Veranstaltungen und Veröffentlichungen zum 80. Geburtstag des Song and Danceman Bob Dylan ragen diese Veranstaltungen und Veröffentlichungen heraus: Die dreitägige Veranstaltung des neuen Bob Dylan Center in Tulsa, Oklahoma – das zwar erst im Mai 2020 eingeweiht wird und das Archivmaterial Bob Dylans pflegen und präsentieren wird, aber bereits zum achtzigsten Geburtstag des Liedermachers ein dreitägiges virtuelles Symposium anbietet.

Die Sendungen im britischen Radio BBC Radio 4 (The impact and influence of Dylan and his Illustration:music is unique, and, likewise, we hope to mark the great man’s 80th birthday in a way that only Radio 4 can – through a beguiling mix of drama, close reading essays and music documentaries) Und last but not least der Bayern 2-Schwerpunkt, der die Hörer einen ganzen Tag mit Sendungen zu und rund um Bob Dylan beglückt: (O-Ton Bayern2: Wir machen den Pfingstmontag zum Dylan-Schwerpunkt-Tag. Am 24. Mai, Bob Dylans 80. Geburtstag, gibt es zahlreiche Sendungen, über den US-amerikanischen Sänger, Songwriter, Schriftsteller, Lyriker und Literaturnobelpreisträger 2016.“

Things Have Changed 

Was die Wertschätzung von Bob Dylan in Augsburg anbelangt, ist doch ein gewisser Rückschritt im Vergleich zur früherer Wertschätzung des Songpoeten zu verzeichnen. Vor genau zehn Jahren, zum 70jährigen Geburtstag der Folk- und Rock-Legende Bob Dylan lautete die Ankündigung der damaligen Stadtbibliothek noch:  Drei Tage für Bob Dylan! Die Folk- und Rock-Legende Bob Dylan wird morgen 70 Jahre alt. In Augsburg wird das mit einer dreitägigen Veranstaltungsreihe (vom 24. bis zum 26. Mai) gefeiert – auf die Beine gestellt von der Fachstelle „Jugend und Bildung, dem Kulturpark West, dem Büro für Popkultur und dem Büro für Frieden und Interkultur. Heute, 10 Jahre später, bleibt es einem Low-Budget Festival vorbehalten, in diese Wertschätzungen einzustimmen. 

Grafik: Nontira Kigle

Das kleine, aber feine Just Kids Festival ist es, das in Kooperation mit dem No-Budget Filmfest Ballmertshofen das Schaffen des amerikanischen Songwriters und Nobelpreisträgers zu würdigen weiß. In einer Zoom-Konferenz nehmen ausnahmslos langjährige Akteure und Aushängeschilder dieser beiden Festivals teil. 

Dazu zählen, ermöglicht durch das digitale Format dieser Hommage, die Dylan Experten Prof. Dr. John Dean (Universität Versailles) als Moderator und der Dylanologe aus der Oberpfalz, Felix Muth – die beide schon zu Beginn dieser traditionsreichen partizipativen Festivals zusammen mit dem Münchner Schriftsteller Friedrich Ani, dem Dylan Experten Karl Bruckmaier im Jahre 2011 bei den Dylan Days in Augsburg aufschlugen, die den Beginn des partizipativen Just Kids Festivals markierten. Darüberhinaus ist Felix Muth mit seinen Dylan Vorträgen seit 1978 fester und nicht  wegzudenkender Bestandteil des Ballmertshofer Filmfest Programms: www.fimfestkuh.de.

Dass die Lieder Bob Dylans keineswegs nur bei den in die Jahre gekommenen Baby Boomern boomen, sondern auch bei der Zoomer-Generation und den Digital Natives – wenn auch nur als Cover-Versionen von Adele oder Chrissie Hyde – ihren Platz haben, das belegen die Präsenz und die Beiträge der vielen jungen Barden bei der Bob Dylan Zoom Hommage. Student Bene Sienz etwa, wohnhaft in Konstanz und schon seit sechs Jahre  Dauergast beim Ballmertshofer Filmfest, glänzt mit seiner Version von I Contaim Multidudes, des allerjüngsten Dylan Songs.  Der jüngste Bob Dylan Barde ist ein Fünftklässler aus Augsburg und macht sich mit seinem Beitrag erst einmal auf den langen Weg zum Bob Dylan des Augsburger Bismarckviertels. Bands, die auf den Bühnen beider Festivals standen – wie Deadline 54 aus Ausgsburg und Dylan’s Dream aus Kassel (ausgezeichnet als beste deutsche Dylan-Cover Band und am 24. Juli zu Gast beim Lechflimmern Open Air in Augsburg) werden via YouTube-Videos eingespielt.

The Million Dollar Bash

Filmfest Campfire Singers der ersten Stunde – wie Don Brunnquell aus Minnesota, der einen Surprise Gast ins Spiel bzw. in die Sendung bringt – halten den Traum und die Hoffnung auf den Million Dollar Bash wach, das sich so manche von dieser virtuellen Birthday Hommage versprechen; Von Liedermacher Bob Dylan als Alleinerbe seiner Hinterlassenschaft bedacht zu werden!