FCA: Ballfieber in Augsburg
Der FCA ist in der Ersten Liga angekommen
Von Claudia Roth
Auch wenn der FC Augsburg ohne Punkte aus dem Spiel gegen den FC Bayern nach Hause ging: Die Partie hatte fast alles, was Fußball spannend macht. Um das zu belegen, hole ich mir etwas publizistische Schützenhilfe bei Nick Hornby, einem der bekanntesten britischen Literaten unserer Zeit. In seinem Buch „Fever Pitch – Ballfieber“ hat er die wichtigsten Merkmale für spannende Spiele aufgelistet. Fast alles davon war bei der Partie des FC Augsburg gegen FC Bayern zu erleben.
1. Die Tore: Für Hornby ist der beste Sieg einer, bei dem man zur Halbzeit mit 0:2 zurück lag. Nun gut, den späten Sieg gab es für Augsburg leider nicht mehr. Aber es war doch einiges drin. Eine energiegeladene Mannschaft ging in die zweite Halbzeit und konnte im Kräftemessen gegen die Münchner Spieler mithalten. Die Leistung des FC Bayern hingegen nahm in den letzten Minuten drastisch ab.
2. Die Schiedsrichterentscheidungen: Diese waren dem Spiel beider Vereine angemessen. Einzig die Augsburger Fans erlebten eine Schrecksekunde, als es darum ging, ob das 1:2 für Augsburg auch wirklich gegeben wird. Der Ball war so schnell im Tor und wieder draußen, da war ich wirklich froh, dass es eine rasche, klare und korrekte Entscheidung gab: Tor für Augsburg.
3. Eine lautstarke Zuschauermenge: Von Anfang an standen die Augsburger Fans hinter ihrem Team. Auch das 0:2 ließ keine Zweifel aufkommen. Der FC Augsburg gab sich nicht auf und fand zu einem starken Spiel. Und lautstarke Fangesänge auf allen (!) Tribünen waren der Lohn dafür.
4. Regen und ein glitschiger Boden: Nein, Regen gab es wirklich nicht. Also auch keine Schlammschlacht, wenn man einmal vor der medialen Vorberichterstattung zur Partie absieht. Da warnten manche, es werde ein „Schützenfest“ für die Bayern werden. Die Bayern wiederum warnten sich selbst vor Augsburg und – mangels Schweinsteiger – vor einem schweren Spiel.
5. Ein Spieler des gegnerischen Teams sieht die rote Karte: Ein Platzverweis kann so einiges über einen Spielverlauf aussagen. Nicht von ungefähr sammelten die Bayern in der zweiten Halbzeit gelbe Karten, bis hin zur roten Karte für Timoschtschuk nach einem ganz groben Einsteigen. In der zweiten Hälfte dominierte klar das Augsburger Team. So nahe am 2:2-Ausgleich, so viele Beinahe-Tore, so viel Arbeit für Manuel Neuer – das hatte der FC Bayern nicht erwartet.
6. Irgendein „unangenehmer“ Zwischenfall: Als hätte die Dramaturgie des Spiels sich exakt an Nick Hornby gehalten, tauchte gegen Ende des Spiels plötzlich ein Flitzer auf und rannte einmal quer übers Feld. Den Spielern und Verantwortlichen des FC Augsburg stand die Überraschung ins Gesicht geschrieben, denn das hatte es hier selten gegeben.
Den meisten Tippergebnissen und vielen Erwartungen zum Trotz hat Augsburg gezeigt, was für eine starke Leistung die Mannschaft abrufen und über lange Zeit halten kann. Wenn der Druck dann zum Schluss nochmal gesteigert wird, bringt dies sogar einen FC Bayern aus dem Konzept. Jos Luhukay und sein Team müssen mit diesem Mut auch in die nächsten Spiele gehen. Auch wenn das Spiel verloren ging, der Abend des 6. November hat eines gezeigt: Augsburg ist in der 1. Liga angekommen.
Über die Grüne Bundestags-abgeordnete Claudia Roth muss man nicht viele Worte verlieren. Nach dem Ausstieg Joschka Fischers ist sie das Gesicht der Grünen. Sie ist eine (von zwei) Vorsitzenden der Bundes-Grünen und gehört zu den präsentesten und bekanntesten Politikern in Deutschland.
Das Buch, das Frau Roth zu ihrem Fußballkommentar inspiriert hat, ist ein großartiges Buch über Arsenal London und den Sinn und Unsinn des Lebens, also ein Buch über den männlichen Reflex, das Erwachsenwerden so lange wie möglich hinauszuschieben.