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Montag, 22.12.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Podcast-Einblicke ins Staatstheater: alles stabil

Im aktuellen Podcast „Augsburg direkt“ ziehen Ober­bürger­meisterin Eva Weber und Theater­architekt Stefan Sinning eine Zwischen­bilanz zur Sanierung des Staats­theaters. Das Gespräch bietet inhaltlich keine großen Über­raschungen, doch es vermittelt eine neue strategische Ruhe und Stabilität im Projekt – und es ist zugleich ein leiden­schaft­liches Plädoyer für Kultur als essenzielle Infra­struktur. Reinhören lohnt sich.

Von Bruno Stubenrauch

Man merkt dem Podcast an, dass sich hier zwei Personen unterhalten, die – jede in ihrem Bereich – maximale Ver­antwortung für die Sanierung und Erwei­terung des Augsburger Staats­­theaters tragen. Für ein Vorhaben, das extrem unter dem „Mikroskop der Öffent­lichkeit“ steht, wie es Ober­bürger­meisterin Eva Weber formuliert.

Nach den perso­nellen und plane­rischen Umbrüchen der ver­gangenen eineinhalb Jahre scheint das Projekt nun in ruhige­rem Fahrwasser zu navigieren. Im Dialog mit Stefan Sinning, dessen Archi­tektur­büro HENN nach der Kündigung des Vorgänger­büros Achatz die Gesamt­leitung über­nommen hat, wird deutlich, dass die Stadtspitze auf Transparenz und eine neue Erzähl­weise setzt: Das Theater als „Dritter Ort“ und Teil der kommu­nalen Daseins­vorsorge.

Synergien statt Schnittstellen­verluste

Ein interessantes Detail des Gesprächs ist die Genese der Zusammen­arbeit aus Archi­tekten­sicht. Stefan Sinning, gebürtiger Augsburger, schildert, dass sein Büro zunächst nur für das Kleine Haus und das Betriebs­gebäude angetreten sei. Erst später sei das Große Haus hinzu­gekommen.

Der Vorteil dieser „Fusion“ liegt für Sinning auf der Hand: Die drei Gebäude­teile – Großes Haus, Kleines Haus und das flächenmäßig größte Bauteil, das Betriebs­gebäude – sind technisch so eng mit­einander verwoben, dass Schnitt­stellen­verluste zwischen verschie­denen Architekten das Risiko für Ver­zöge­rungen massiv erhöht hätten. „Die Schnitt­stellen im eigenen Haus zu lösen, wenn alle in einem Team arbeiten, ist einfacher“, so Sinning rückblickend über die Konsoli­dierungs­phase der letzten zwölf Monate.

Alles wird nochmal angefasst

Architektonisch bleibe das Projekt ein Kraftakt. Das Große Haus werde zwar äußerlich als bekanntes Denkmal erhalten, doch im Inneren gleiche die Sanierung einem Neubau. Sinning verdeutlicht, dass von der kompletten statischen Ertüchtigung des Bühnenturms bis hin zu Brandschutz und Haustechnik „jede Decke und jede Tür“ angefasst werde.

Besonderes Augenmerk liege zurzeit auf der Opti­mierung der Publikums­bereiche im Kleinen Haus. Sinning betont, dass man die ursprüng­lichen Planungen noch einmal „umgedreht und geschüttelt“ habe, um Enge und Zwänge in den Foyers zu beseitigen. Ziel sei ein ein­ladendes Angebot, das Schwellen abbaut und das Gebäude über die reine Vor­stellungs­zeit hinaus belebt.

Kultur als Fundament der Demokratie

Besonders deutlich wird Sinning bei der Frage nach der gesell­schaft­lichen Relevanz. Für ihn sind Kultur­bauten keine Luxus­projekte, sondern „ganz wesent­liche Bausteine unserer Gesell­schaft und die Funda­mente unserer Demo­kratie“. Er stellt die rhetori­sche Frage, warum über die immensen Summen für tech­nische Infra­struktur wie Brücken kaum debattiert werde, während Kultur­bauten permanent unter Recht­fertigungs­druck stünden. Architektur schaffe hier „Dritte Orte“ – Räume für analoge Begegnung in einer zunehmend digitalen Welt.

Im städtischen Haushalt verarbeitbar

Oberbürgermeisterin Eva Weber nutzt das Gespräch für eine klare öko­nomische Ein­ordnung. Der Kosten­rahmen von 417 Millionen Euro – abzüglich der 75-prozentigen Bezu­schussung der förder­fähigen Kosten durch den Freistaat – werde durch eine lang­fristige Finan­zierung gestemmt. Mit einer jährlichen Belastung von acht bis zehn Millionen Euro im Gesamt­haushalt von 1,5 Milli­arden Euro sei das Projekt „verarbeitbar“, ohne andere städtische Aufgaben zu blockieren.

Ein stabiler „Spirit“ für die Zielgerade?

Weber und Sinning sparen nicht mit gegen­seitigem Lob für die neue Kommu­nikations­kultur: Nach den „Stürmen“, die Weber für ihre Ent­scheidung zum Planer­wechsel geerntet habe, sei das Projekt nun „klar struk­turiert und stabi­lisiert“. Besonders der Dialog zwischen dem Baureferat als Geldgeber und dem Kultur­referat als Nutzer funktio­niert laut Sinning derzeit mit einem hohen Maß an Vertrauen.

Einig sind sich die Gesprächs­partner am Ende, dass das Staats­theater einmal mehr sein wird als ein saniertes Bauwerk. Es ist, so Sinning, die „Bühne für das, was dann entstehen soll: Das Leben durch die Gäste und den Diskurs.“ Für Augsburg bleibt zu hoffen, dass dieser „Spirit“ die kommenden vier Jahre der Reali­sierung trägt.


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