Theatersanierung: Das BSW stellt die Systemfrage
Wenn es nach dem Bündnis Sahra Wagenknecht geht, wird Augsburgs teuerstes Pflaster, das Staatstheater, zum Schauplatz einer grundsätzlichen politischen Auseinandersetzung. Das BSW verlangt nicht nur ein Ende der Kostenexplosion, sondern den klaren Bruch mit der bisherigen Kulturpolitik.
Kommentar von Bruno Stubenrauch
Während die Stadtregierung bemüht ist, das 417-Millionen-Euro-Projekt durch eine Abfolge von Krisen zu manövrieren, setzt das BSW in einer Pressemitteilung vom Donnerstag auf totale Entzauberung. Der Ansatz ist ebenso schlicht wie radikal: Schluss mit kostspieligen Neubauten, industrielle Straffung des Spielbetriebs und die vollständige Verlagerung der finanziellen Lasten auf den Freistaat.
Ende des Theaters in seiner bisherigen Form
Anstelle eines repräsentativen „Theaterquartiers“ sollen Werkstätten und Lager in günstige Gewerbehallen im Umland ausgelagert werden. Das mag betriebswirtschaftlich sogar effizient sein, untergräbt jedoch das Leitbild eines zentralen Kunststandorts. Auch die Forderung nach einem konsequenten „En-suite-Betrieb“ – Stücke wochenlang am Stück statt im täglichen Wechsel – dürfte vielerorts als Frontalangriff auf künstlerische Vielfalt verstanden werden. Mindestens wäre es das Ende des Staatstheaters in seiner bisherigen Gestalt – zugunsten einer durchoptimierten Abspielstätte.
Die verlangte vollständige Kostenübernahme durch den Freistaat impliziert zugleich die finanzielle Handlungsunfähigkeit der Stadt. Dass das BSW die Theatermillionen dabei direkt gegen dringend nötige Schulsanierungen aufrechnet – trotz Devise „verbinden statt spalten“ – ist Kalkül, zugeschnitten auf eine Haushaltskrise, die als politischer Resonanzraum dienen soll.
Außerparlamentarische Systemfrage

Bild: BSW
Dabei ist das BSW erst seit wenigen Tagen auf der Augsburger Bühne präsent. Noch ist nicht einmal sicher, ob die Partei am 8. März überhaupt auf dem Stimmzettel stehen wird – derzeit sammelt sie noch die nötigen Unterstützungsunterschriften. Dennoch stellt sie die Systemfrage, bevor sie überhaupt im Rathaus sitzt: Es geht nicht mehr um Architektur, sondern um die grundsätzliche Frage, ob sich Augsburg Hochkultur in dieser Form noch leisten will.
Dass das BSW mit diesem entwaffnend ehrlichen Kassensturz den etablierten Parteien den Wahlkampf aufzwingen kann, erscheint jedoch unwahrscheinlich. Dafür ist diese Position zu klar eine Minderheitenmeinung.
