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Montag, 22.07.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Baurecht vor Klimaschutz: Rodung des Lohwalds gestartet

Die umstrittene Rodung des Lohwaldes bei Meitingen hat begonnen. Das Vorgehen der Lech-Stahlwerke und der Gemeinde stößt auf Kritik bei Klimaschützern und Bürgerinitiativen.

Teilrodung des Lohwaldes – Foto: Ingo Blechschmidt

Rund ein Drittel des Waldes soll für das Erweiterungsvorhaben der Lech-Stahlwerke (LSW) verschwinden. Einem entsprechenden Bebauungsplan hat der Marktgemeinderat Meitingen bereits vor einem Jahr zugestimmt. Dagegen klagen Naturschützer und Klimaaktivisten vor dem Verwaltungsgericht.

Ungeachtet dessen haben am vergangenen Samstag die Fällungen begonnen, weshalb Bauherr und Gemeinde in der Kritik stehen: “Für einen Moment hofften wir, dass die Polizei wegen der schwebenden Gerichtsverfahren gekommen war, um den Wald zu schützen”, so Ingo Blechschmidt vom Augsburger Klimacamp. “Wir mussten dann aber schnell feststellen, dass die Polizei wegen uns vor Ort war, nicht wegen der Rodungsarbeiten.”

Die Lechstahlwerke haben ihre Pläne mit der Sicherung des Standorts begründet und neue Arbeitsplätze in Aussicht gestellt. Für die Gegner der Baupläne ist das Augenwischerei.  Für den Bund Naturschutz, das Klimacamp und für verschiedene Bürgerinitiativen – sind auch die versprochenen Ersatzpflanzungen keine Alternative. Der Lohwald würde Schutz vor dem Lärm und den Emissionen des Stahlwerks und einen wichtigen Beitrag zum Mikroklima bilden, was die “Anpflanzungsexperimente” nicht leisten würden.

Der Lohwald bei Meitingen gehört nach dem Bayerischen Waldgesetz zur Gruppe der rechtlich geschützter Bannwälder, was den Meitinger Marktgemeinderat nicht zu interessieren schien, da er ziemlich genau vor einem Jahr die beantragten Rodungen genehmigte. Dies sorgte bereits damals für massive Proteste und Spekulationen: Stahlwerksbesitzer Max Aicher sei zusammen mit dem Lobbyverband VBM der größte Spender der CSU. Ein Grund dafür, weshalb CSU-Bürgermeister Michael Higl zentral im Feuer steht:  “Als demokratisch gewählter Bürgermeister sollte man auch demokratisch legitimierte Gerichte respektieren”, so Ingo Blechschmidt vom Augsburger Klimacamp. Higl stelle das Parteisponsoring durch Aicher über christliche Werte wie den Erhalt der Schöpfung.

Details zum rechtlichen Status der am Samstag vorgenommenen Rodung seien derzeit nicht bekannt, so das Klimacamp in einer Stellungnahme.  Das Bannwald-Bündnis kündigte eine Stellungnahme im Laufe der Woche an, nachdem ihre Anwältin Lisa Eberlein Gelegenheit hatte, bei Gerichten relevante Informationen einzuholen.

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Update: Nach Informationen der DAZ hat Bauherr Stahlwerksbesitzer Max Aicher bei der Regierung von Schwaben eine Sondergenehmigung für die Fällungen beantragt und erhalten.