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Dienstag, 19.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Wald und Widerstand

Bobinger Auwald: Klimaaktivisten kündigen massiven Widerstand an

Zwischen Bobingen und Wehringen soll ein Waldstück für eine industrielle Bebauung gerodet werden

Foto: privat

Es gibt dagegen Widerspruch seitens des Bund Naturschutzes, und es gibt eine Online-Petition gegen die Rodung eines Waldes zwischen Wehringen-Auwald und Bobingen-Siedlung. Der Protest richtet sich gegen die Pläne der Gemeinde, die für ein Gewerbegebiet zirka 40.000 Quadratmeter Wald roden will. Ende 2022 soll dort das „Gewerbegebiet Hoechst“ entstehen. Dafür gibt es seit Jahren einen Bebauungsplan.

Bürgermeister Nerlinger: Es handle sich weder um einen Auwald noch um einen zugänglichen Erholungswald

Die Initiativen, die den Bobinger Auwald erhalten wollen, waren bisher die Bobinger Ortsgruppe des Bund Naturschutz und die Bewegung Fridays for future. Sie bekommen nun Unterstützung von fundamentalen Klimaaktivisten. Deren Credo ist einfach: Dieses Stück Natur sei als Schatz zu betrachten, den es für die Zukunft zu retten gelte. Der Wehringer Bürgermeister Manfred Nerlinger (CSU) hält dagegen: Die Fläche sei Ende der 1950er-Jahre überwiegend mit Fichten aufgeforstet worden, welche in der Zwischenzeit das Ende ihrer natürlichen Lebenszeit erreicht hätten und nicht langfristig erhaltenswert seien. Bei dem umzäunten Fichtenareal handele es sich weder um einen funktionalen Auwald, noch um einen öffentlich zugänglichen Erholungswald, so Nerlinger.

Besetzung nach Vorbild des Hambacher Forsts geplant

Für das Areal bestehe laut Gemeinde seit Jahren ein Bebauungsplan, der nun umgesetzt werden könne, da die Fläche Ende 2020 durch die Gemeinde Wehringen von der Hoechst-Nachfolgegesellschaft erworben wurde. Sie umfasse rund 13 Hektar, von denen rund fünf Hektar an Gewerbe sowie Verkehrsflächen ausgewiesen werden sollen, während die ökologisch wertvolleren Flächen von zirka acht Hektar unberührte Natur bleiben sollen.

Wenig beeindruckt davon kündigten gestern Klimaaktivist*innen (sowohl Aktive im Klimacamp als auch Kletter*innen, die sich nicht im Klimacamp engagieren) für die Nacht vom Mittwoch auf den Donnerstag eine erste „Aktion zur Waldverteidigung“ an. Sie würden damit einem Hilferuf von Bürgern folgen, die sich machtlos fühlen. Die Gemeinde würde sich mit ihrem Vorhaben gegen die Bundesregierung wenden, die in ihrem „Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz“ Kommunen zum Erhalt ihrer Wälder auffordere. Auf der  Website bobinger-auwald-bleibt.de kommentieren und dokumentieren die Aktivisten ihre Aktionen.

Dort ist zu erfahren, dass die Bund Naturschutz-Gruppe den ökologischen Waldwert anders einschätzt als Bürgermeister Nerlinger und es noch keine konkrete Nutzungsnachfrage für den Grund geben soll. – Die nächtliche Auftakt-Aktion sei erfolgreich verlaufen, wie es auf der Homepage der Aktivisten heißt.