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Freitag, 22.11.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

FCA: Ein Sieg mit Mut und Leidenschaft

Als Bäumchen-Wechsel-dich-Spiel bezeichnet man laut Brockhaus ein „tolles Bewegungsspiel, das Kindern sehr viel Spaß macht“. In Anbetracht des begeisternden Auftritts, den der FC Augsburg im ersten Spiel nach Manuel Baum gegen die hochfavorisierte Frankfurter Eintracht hinlegte, ist diese Begriffsbestimmung sogar noch untertrieben.

Von Udo Legner

Für den neuen FCA Trainer Martin Schmidt war der 3:1 Auswärtssieg beim Tabellenvierten und Champions-League-Aspiranten Eintracht Frankfurt jedenfalls ein Einstand nach Maß. Damit verschaffte sich der FCA in der letzten Partie des 29. Bundesligaspieltags nicht nur eine hervorragende Ausgangsposition für das Saisonfinale, sondern schaffte es auch, aus dem langen Schatten der Augsburger Panther herauszutreten, die ihnen zuletzt ein ums andere Mal die Show gestohlen hatten.

Mutig gegen den Abstieg – dies schien FCA-Trainer Schmidt seinen Spielern mitgegeben zu haben, seitdem er Manuel Baum abgelöst hat. Diese Devise spiegelte sich auch in der Aufstellung wieder: Statt mit einer Fünferkette präsentierte sich der FCA in der mit 51.000 Zuschauern gut gefüllten Commerzbank-Arena mit einem offensiverem Spielsystem (4-1-2-2-1). Für Oxford, Danso /Ersatzbank) und die angeschlagenen Max und Ji liefen Khedira, Stafylidis, Hahn und Finnbogason auf.

Forscher Fehlstart des FCA

Der FCA startete druckvoll und forsch in die Partie. Nach schönem Doppelpass mit Koo kam Stafylidis auf der linken Seite zum Flanken. Doch seine Hereingabe segelte knapp über den Kasten von Eintracht-Keeper Kevin Trapp (3.). Die offensive Ausrichtung des FCA eröffnete der Eintracht in der Anfangsphase immer wieder Räume und Chancen. Nach Balleroberung durch den Ex-Augsburger Martin Hinteregger (4.) gelang der Eintracht ein erster Konter, mit dem sie gleich ihre Torgefährlichkeit demonstrierte. Da Costas Flanke landete bei Jovic, der seinem Gegenspieler Gouweleeuw geschickt entwischt war und den Ball aus sechs Metern nur knapp über die Latte köpfte. Zwei Minuten später das gleiche Bild: Wieder hat die Eintracht Platz: – Paciencia, schön frei gespielt von Kostic, kommt zum Abschluss, doch Gouweleeuw kann klären (6.). Der Abpraller landete bei Jovic, der den Ball aus 16 Metern mit vollem Risiko in die Arme von FCA-Keeper Kobe drosch.

Einstellung hui, Stellungsspiel pfui

Nach dem Motto „Aller guten Dinge sind drei“ ging die Eintracht mit dem nächsten Angriff in Führung. Im Anschluss an eine Ecke kam Fernandes völlig unbehelligt zum Flanken. Paciencia gab seinem Gegenspieler Gouweleeuw – der bei dieser Aktion mehr Begleitschutz als Gegenwehr bot – im Luftkampf das Nachsehen und wuchtete den Ball spektakulär am chancenlosen FCA-Keeper Kobel vorbei in den Torwinkel.

Wie ein Hühnerhaufen präsentierte sich die FCA Defensive auch nach dem Frankfurter Führungstreffer. Die SGE war bemüht, sofort nachzulegen und die Räume zu nutzen, die ihr die weit aufrückenden Augsburger boten.Dass der FCA diese kritische Phase des Spiels überstand, hatte mehrere Gründe: Zum einen machten die Frankfurter vor dem Augsburger Tor zu wenig aus ihrer spielerischen Überlegenheit, zum anderen wurde sie durch die verletzungsbedingte Auswechslung von Martin Hinteregger sichtlich geschwächt (25.). Hinzu kam, dass Schiri Dankert in der 28. Minute nach einem möglichen Handspiel von Rani Khedira im Strafraum auf Weiterspielen entschied.

Marco Richter mit Doppelpack

Wie nah Glück und Unglück auch im Fußball beieinander liegen, wurde noch einmal in der 30. Minute deutlich. Erst vergab Paciencia die 2:0 Führung für Frankfurt, dann stand Marco Richter plötzlich allein vor Kevin Trapp und nutzte den Ausrutscher seines Gegenspielers zum unerwarteten Ausgleich. (31.). Für den FCA sollte es vor dem Seitenwechsel noch besser kommen. Nachdem FCA-Torwart Gregor Kobel mit Verdacht auf Gehirnerschütterung gegen Luthe ausgewechselt worden war, gelang dem Augsburger Eigengewächs Marco Richter mit einem platzierten Distanzschuss aus 18 Metern in der Nachspielzeit die 2:1 Halbzeitführung für den FCA.

Fazit zur Halbzeit: Die Anfangsphase gehörte der Frankfurter Eintracht, die die klar bessere Mannschaft war und verdient in Führung ging. Mit ihrer aggressiven und forschen Spielweise kamen die Augsburger ins Spiel zurück und gingen dank des Doppelpacks von Marco Richter sogar in Führung.

Vorentscheidung gleich nach Wiederbeginn

In der 48. Minute schwächte sich die Frankfurter Eintracht selbst, als ihr bereits mit Gelb verwarnten Kapitän Fernandes nach rüdem Einsteigen von Schiri Dankert mit Rot-Gelb vom Feld verwiesen wurde. Jetzt sprach alles für den FCA, der in Überzahl gegen die Frankfurter die Räume zu nutzen wusste, immer besser ins Spiel kam und in der 58. Minute eine Riesenchance herausspielte. Nach schöner Kombination kam der Ball über Richter und Hahn zu Finnbogason, dessen Kopfball auf der Linie von Hasebe gerade noch geklärt werden konnte. Die Sturm- und Drangzeit der Augsburger hielt bis zur 70. Minute an, wobei sie sich freilich den Vorwurf gefallen lassen mussten, allzu leichtfertig mit ihren Chancen umzugehen. So hatten sie es sich selbst zuzuschreiben, dass die Eintracht noch einmal mächtig Dampf machte und dem Ausgleich trotz Unterzahlspiels gegen die leidenschaftlich verteidigenden Augsburger nahe war.

Der nächste Treffer fiel jedoch auf der Gegenseite: Marco Richter zog bei einem Konter an Toure vorbei in den Frankfurter Strafraum. Am herauseilenden Keeper Trapp vorbei legte er überlegt ab zu Gregoritsch, der den Ball aus 16 Metern gegen die Laufrichtung des Eintracht Schlussmanns zum 3:1 Endstand für den FCA ins linke Eck schlenzte (85.).

Things Have Changed

Nach seinem gelungenem Bundesliga-Comeback kann Martin Schmidt dem Kellerduell gegen den VfB Stuttgart am kommenden Samstag (Anstoß: 15.30 Uhr) mit Gelassenheit entgegenblicken. Der Zufall will es, dass am gleichen Tag auch die Rocklegende Bob Dylan in der Schwabenhalle weilt. Nach dem Traumstart des FCA unter seinem neuen Hoffnungsträger Martin Schmidt – der mit seinen langen Haaren und dem wild wuchernden Bart selbst wie ein Altrocker aussieht – mag es als gutes Omen gelten, dass die Rocklegende seine Konzerte bei dieser Europatournee stets mit dem Song „Things Have Changed“ beginnt.

FCA:

Kobel – Schmid, Gouweleeuw, Khedira, Stafylidis – Koo, Baier – Hahn, Gregoritsch, Richter – Finnbogason

Einwechslungen: 39. Minute Luthe (für Kobel) 83. Minute Schieber (für Finnbogason) 90. Minute Janker (für Koo).

Tore:

1:0 Paciencia

1:1 Marco Richter(31.)

1:2 Marco Richter(49.)

1:3 Michael Gregoritsch(84.)