Zwölfmal Jahrestage
Fast 2000 Seiten lang ist das Werk – und es ist für viele Kritiker das Werk des 20. Jahrhunderts: Uwe Johnsons Jahrestage sind ein hochliterarisches, hochspannendes und nach wie vor hochaktuelles Werk, das die politischen Geschehnisse des vergangenen Jahrhunderts in unvergleichlicher Weise zu einem Ganzen verbindet. Zwölf im Hoffmann-Keller stattfindende Lesungen sollen den Monumentalroman dem Augsburger Publikum nahebringen.
„Aus dem Leben der Gesine Cresspahl“ lautet der Untertitel des Romans. Doch das ist genauso untertrieben wie die Feststellung, dass die „Jahrestage“ genau ein Lebensjahr dieser Gesine Cresspahl dokumentieren. Denn in vielen Rückblenden, Schnitten und Perspektivwechseln jongliert Johnson zwischen den Ereignissen hin und her, schildert in ausführlicher Breite das Leben von Gesines Eltern und Großeltern, gelangt so zurück in die Zeit des ersten Weltkrieges, vor allem aber in die nach dem zweiten, als Gesine in Mecklenburg aufwächst. Doch als die Geschichte erzählt wird, lebt sie bereits in New York, die USA sind im Krieg mit Vietnam, und ihre neugierige Tochter Marie will alles über Gesines Vergangenheit ganz genau wissen. Daneben wird täglich ausführlich die New York Times gelesen und Gesine wird von der Bank, für die sie arbeitet, auf einen Job in der Tschechoslowakei vorbereitet. Doch daraus wird nichts: Der russische Einmarsch beendet diesen Traum und auch den Roman.
Wer sich in dieses Werk einmal hineingelesen hat, den lässt es nicht mehr los. Man darf gespannt sein, wie es sich anfühlt, Teile daraus vorgelesen zu bekommen. Gelesen werden die „Jahrestage“ vom 17. Oktober an jeden 1. und 3. Montag im Monat von je einem Mitarbeiter des Theaters und einer Persönlichkeit des Augsburger Kulturlebens. Zum Auftakt am kommenden Montag, 17. Oktober 2011 lesen Peter Grab (Kulturbürgermeister) und Markus Trabusch (Schauspieldirektor). Der Eintritt kostet 8 Euro.