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Donnerstag, 21.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Zeichnungen zum Leben Luthers im Grafischen Kabinett

„Von Martin Luthers Wittenberger Thesen“ heißt ein Kinderbuch von Meike Roth-Beck. Erzählt wird das Leben und Wirken von Martin Luther. Die Illustrationen stammen von Klaus Ensikat. In der Grafischen Sammlung sind derzeit zum Auftakt des Lutherjahres die originalen Federzeichnungen als wunderbar farbenfrohes Panorama zu bewundern.

Von Halrun Reinholz

Titelblatt zum Kinderbuch „Von Martin Luthers Wittenberger Thesen“ © Kindermann Verlag, Berlin 2016


Das Kinderbuch ist eine Augenweide und hervorragend geeignet, Kindern die Geschehnisse nahezubringen, mit denen ein Mönch namens Martin Luther  die geltende Weltordnung ins Wanken brachte. Auch heute noch, fünfhundert Jahre später, spricht man über die Folgen. Vor allem im Jubiläumsjahr 2017. Vor 500 Jahren  veröffentlichte Luther in Wittenberg 95 Thesen: Er wollte nur darauf aufmerksam machen, dass sich die Kirche seiner Meinung nach in eine falsche Richtung entwickelt hatte und sich wieder auf das Wesentliche besinnen sollte. Damit brachte er einen Stein ins Rollen, der zur Lawine wurde. Die Macht der Kirche kam ins Wanken und  schließlich kam es zur Spaltung. Augsburg spielt dabei eine nicht unwesentliche Rolle: 1518 wird Luther hier vom päpstlichen Gesandten Kardinal Cajetan verhört und schließlich wird auch hier 1530 die „Confessio Augustana“ (das „Augsburger Bekenntnis“) als protestantische Stellungnahme dem Kaiser überreicht. Das ist die Geburtsstunde der evangelischen Kirche.

Dass Augsburg dem Lutherjahr 2017 in besonderem Maße verpflichtet ist, versteht sich von selbst. Eine erste Ausdrucksform dafür ist die Ausstellung im Grafischen Kabinett mit fast 50 originalen Federzeichnungen über das Leben Martin Luthers. Der renommierte Illustrator zahlreicher Kinderbücher, Klaus Ensikat, der kürzlich seinen 80. Geburtstag feierte, hat sie für das Kinderbuch „Von Martin Luthers Wittenberger Thesen“ der Autorin Meike Roth-Beck angefertigt. Die fein gezeichneten und kolorierten Bilder illustrieren den Lebensweg Martin Luthers im Stil der zeitgenössischen Kupferstiche und sind unabhängig vom Text wie ein Bilderbuch verständlich.

Über den Text hinaus zeigen die prachtvoll detailfreudigen Bilder von Klaus Ensikat Einzelheiten und Anekdoten aus dem Leben des Reformators. Immer wieder tauchen auch Darstellungen von Kindern auf – etwa ein Laternenumzug am Martinstag oder ein Junge mit Gitarre. Historische Gebäude (zum Beispiel die Annakirche oder den Dom in Augsburg) gibt der Zeichner in ihrer heutigen Gestalt wieder. Das soll den Kindern den Erkennungswert bringen und das vergangene Geschehen mit der Gegenwart verknüpfen. Künstlerisch bewanderte Erwachsene werden in Klaus Ensikats Zeichnungen aber auch Zitate zeitgenössischer Kunstwerke erkennen. So verwendet er etwa Porträts zeitgeschichtlicher Persönlichkeiten nach Lukas Cranach, Albrecht Dürer oder Rafael, reflektiert deren Gesichtszügen und Gefühlsregungen. Lesern und Betrachtern erscheinen die handelnden Personen deshalb sehr lebendig als emotional agierende Individuen, wie in einem Comic.

Klaus Ensikat ist einer der herausragenden Kinderbuchillustratoren der Gegenwart. Seit 1960 entstanden unzählige Vignetten, Plakate, aber auch Bucheinbände, grafische Blätter und Zeichnungen zu Werken der Weltliteratur. Besonders bekannt sind seine Illustrationen zu Tolkiens „Der kleine Hobbit“. 1996 wurde Klaus Ensikat mit dem Hans-Christian-Andersen-Preis geehrt, der international renommiertesten Auszeichnung für Kinderbücher.

„Von Martin Luthers Wittenberger Thesen“

Illustrationen von Klaus Ensikat zum Kinderbuch von Meike Roth-Beck

Ausstellung zum Lutherjahr 2017 im Grafischen Kabinett

3. Februar bis 2. April 2017

www.kunstsammlungen-museen.augsburg.de