Zauberkreis der Nacht: Bezauberndes Ersatzprogramm beim 2. Sinfoniekonzert
Nur wenige Zuschauer folgten dem Ruf der Augsburger Philharmoniker in die Stadthalle Gersthofen. Diejenigen, die sich vom spröden Charme der Stadthalle nicht angezogen fühlten, verpassten ein hochkarätiges Programm.
Von Halrun Reinholz
Eigentlich wäre, passend zur Jahreszeit, Verdis Requiem auf dem Programm des 2. Sinfoniekonzerts gewesen. Mit großem Chor und Orchester, deshalb ungeeignet für die Ersatzspielstätte in der Stadthalle Gersthofen. Wieso diese nötig war, erschließt sich nicht, waren doch für die Sinfoniekonzerte immer Termine in der Kongresshalle gebucht und deshalb dürften sie vom Umbau nicht tangiert sein. Das Publikum jedenfalls fand die Idee nicht gut und blieb weitgehend weg. – Das hatte das gebotene Programm nicht verdient. Domonkos Héja dirigierte im ersten Teil Schuberts Streichquartett „Der Tod und das Mädchen“ in einer Bearbeitung für Streichorchester. Diese hatte, mit viel Einfühlungsvermögen in das Originalwerk, kein Geringerer als Gustav Mahler vorgenommen.
Damit war das Thema der Nacht und des Todes („Sollst sanft in meinen Armen schlafen“) aufgemacht. Nach der Pause folgten drei der Wesendonck-Lieder von Richard Wagner – benannt nach der Dichterin Mathilde Wesendonck, einer engen Vertrauten des Komponisten. Sally du Randt intonierte mit ihrem wohlbekannt angenehmen Timbre. Ferrucio Busonis „Nocturne symphonique“ war der sinfonische Puffer zu einem weiteren Liederzyklus, diesmal von Richard Strauss nach Texten von Hesse und Eichendorff. Eine Zugabe aus Mahlers 2. Sinfonie schloss den thematischen Kreis. Passend zum Thema (wenn auch bei der Programmplanung wahrscheinlich nicht bedacht) war am Konzertabend ein außergewöhnlich großer Vollmond als astronomisches Ereignis am Himmel zu sehen. Und auch passend, dass Domonkos Héja die beiden Konzerte dem Andenken seines Freundes, des kürzlich verstorbenen Pianisten Zoltan Kocsis, widmete.
Bei allem ehrlichen Applaus des Publikums angesichts eines ungewöhnlichen und hochkarätigen Programms bleibt der Eindruck, dass die Ersatzspielstätte vielen die Lust am Konzertbesuch genommen hatte. Schlechtes Omen für die vielen Ersatzspielstätten, die das Theater in den nächsten Jahren bespielen muss. Ein harter Kern an Zuschauern macht alles brav mit, doch die in den letzten Jahren unter Kaftan mit illustren Gastauftritten verwöhnten Konzertbesucher haben auch hohe Erwartungen, die diese (Konzert-) Spielzeit bisher nicht wirklich erfüllen konnte.