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Donnerstag, 16.01.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Woher das Geld der Fugger kam

Neue Stationen im Fugger und Welser Erlebnismuseum beleuchten die Montanwirtschaft der Fugger:  Eine animierte Bergwerkskarte und ein „Indien-Tisch“ zeigen Bergbauorte, Transportmittel und Handelsrouten   

Katharina Dehner und Götz Beck vor der neuen „Fugger-Karte“ Bildnachweis: © Martin Kluger/context verlag Augsburg

Die Fugger waren die „Krupps der Frühen Neuzeit“. Der Handel mit Textilien und Gewürzen, der Kunst – und auch der viel beschriebene Ablasshandel waren nur „Begleitgeräusche“ des kometenhaften Aufstiegs der Augsburger Familie. Doch wirklich reich wurden die Fugger durch Bergbau, Hüttenwerke und Montanhandel. Und auch die legendären Bankgeschäfte der Fugger waren mit der Montanwirtschaft in den Alpen und in den Karpaten verbunden. Vor allem Kupfer und Silber, Blei und Quecksilber machten die Fugger reich. Aber auch Gold, Zinn und Eisen gehörten zu den Metallen, die im Montankonzern der Fugger eine Rolle spielten. Standorte des fuggerischen Montanimperiums – Erzgruben, Hüttenwerke und Faktoreien – lagen in Deutschland, Österreich, Italien, Spanien, Polen, Tschechien und der Slowakei. Das Metall der Fugger wurde auf Schiffen der Hanse und der Venezianer, der Spanier und vor allem der Portugiesen über Europa hinaus bis nach Afrika, Ostindien sowie nach Mittel- und Südamerika transportiert. Zentrale Umschlagplätze für die Metalle waren Venedig, Nürnberg und seit der Entdeckung der Seeroute um Afrika nach Indien vor allem Antwerpen.

Obwohl die Augsburger Fugger in erster Linie durch die Montanwirtschaft legendär reich wurden, wird dieses spannende Kapitel deutscher Wirtschaftsgeschichte in Augsburg ausschließlich im „Fugger und Welser Erlebnismuseum“ thematisiert. Dort setzen sich neuerdings zwei neue Schaubilder mit dem Augsburger Montankonzern des späten 15., des 16. und des beginnenden 17. Jahrhunderts auseinander. Im Gewölbekeller des Fugger und Welser Erlebnismuseums ist jetzt eine animierte Bergwerkskarte zu sehen: Die Karte zeigt in dieser Form erstmals zeitlich abgestuft und vor allem vernetzt die europaweite Verflechtung fuggerischer Erzgruben, Hüttenwerke und Transportwege einschließlich der Transportmittel – Saumpferde und Flößerei, Transporte auf der Achse zu Lande und per Schifffahrt über das Mittelmeer, über die Ost- und Nordsee und den Atlantik. Zeitlich gestaffelt werden dabei die Anfänge der Fugger im Goldbergbau im Salzburger Land um 1490, der Aufstieg des Konzerns durch die Kupfererzgruben in der Slowakei und in Tirol sowie die Dominanz des Augsburger Imperiums im europäischen Kupfermarkt dargestellt. 

Inhaltlich mit Altbekanntem, dafür aber mit innovativer Museumstechnik zeigt der neue „Indien-Tisch“ im Fugger und Welser Erlebnismuseum den Weg des Kupfers aus der heutigen Slowakei über die Ost- und Nordsee nach Antwerpen und via Lissabon nach Indien. Das Fuggerkupfer wurde in Antwerpen an portugiesische Seefahrer übergeben, damit waren die Geschäfte des Augsburger Unternehmens dort im Grunde abgeschlossen. Doch dass Kupferbarren mit der Handelsmarke der Fugger von den Portugiesen bis nach Afrika und Indien vertrieben wurden, hat viel zum Nimbus der Augsburger Familie beigetragen – auch wenn sie nach der ersten und einzigen Handelsfahrt in den Jahren 1505/06 vom König von Portugal aus dem Indiengeschäft gedrängt wurde und „nur“ noch unersetzlicher Zulieferer war. Der „Indien-Tisch“ – bei dem Museumsbesucher mit den Augsburger Fuggern und Welsern auf „Merfart“ gehen können – wurde durch die Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern gefördert.