Wie ein wilder Stier
Raul Bobadilla trainiert wieder voll im Mannschaftstraining des FCA. Für die kommenden Wochen der Wahrheit ist Bobadilla der wichtigste Spieler des FC Augsburg.
Von Siegfried Zagler
Raul Bobadilla ist eine außergewöhnliche Erscheinung, ein “Typ” mit der Aura eines ehemaligen Boxweltmeisters. In der durchgestylten Welt der Anpassungskünstler ist Augsburgs Bobadilla ein Profifußballer mit einer wohltuenden Begabung fürs Unberechenbare.
Die Geschichte vom Aufstieg und Fall des Boxers Jake LaMotta gehört zu den großen Mythen des Boxsports. Die Verfilmung dieser Lebensgeschichte brachte Regisseur Martin Scorcese 1980 Weltruhm und Robert de Niro einen Oscar. “Raging Bull” nannte man Jake LaMotta zu seinen besten Zeiten Ende der 40er Jahre. Mit dem FCA hat das insofern zu tun, dass LaMotta ein fernes Abbild von Raul Bobadilla sein könnte. Bobadilla hat Nehmerqualitäten, ist ein robuster Kämpfertyp, der immer an den Lucky Punch glaubt und zugleich ein feiner Techniker, der an einem guten Tag den Unterschied ausmacht. Will man wissen, ob der FCA nach neun weiteren Ligaspielen weiterhin der Bundesliga angehören wird – beziehungsweise zwei Relegationsspiele zu gestalten hat oder nicht, muss man nur auf Raul Bobadilla schauen.
Dem FCA steht mit Hitz, Hinteregger, Baier und eben Bobadilla eine starke Achse zur Verfügung, deren Qualität sich sofort pulverisiert, wenn Bobadilla fehlt oder an Formschwäche leidet. Mit Bobadilla steht und fällt das Angriffsspiel des FCA. Bobadilla ist Zielspieler, Passgeber und Vollstrecker. Er kann lange Bälle auf engstem Raum verarbeiten, mit dem Ball am Fuß Tempo aufnehmen und mit großen Erfolgsaussichten ins Dribbling gehen, aus der zweiten Reihe schießen und im Strafraum Kopfball-Duelle gewinnen. Kurzum: ein grandioser Stürmer.
Wäre Bobadilla nicht Jake LaMotta, könnte er also beherrschter und disziplinierter sich dem Spielfluss anpassen, nachhaltiger taktische Anweisungen umsetzen und mehr Teamspirit an den Tag legen und weniger Torchancen versieben, gehörte er zu den wertvollsten Spielern der Bundesliga und wäre somit für den FCA unerschwinglich.
Seien wir also froh, dass Jake LaMotta alias Raul Bobadilla so ist, wie er ist. Im Fokussieren ist Augsburgs Publikumsliebling nämlich ein Riese. Wenn er sich in ein Spiel hineinarbeitet, dann mit Haut und Haar und ohne Rücksicht auf Verluste. Wünschen wir dem wilden Stier also Hochform und einen Lauf. Mit “uns BobaMotta” sollte der FCA dem Abstieg auch dieses Jahr entkommen.
Sollte Bobadilla in den kommenden Begegnungen aber schwächeln, muss man für den FCA das Schlimmste befürchten.