Wichtige kulturpolitische Entscheidungen stehen vor der Tür
Die Stadtregierung steht vor wichtigen kulturpolitischen Weichenstellungen.
Von Siegfried Zagler
Am 17. April wurden die interfraktionellen Verträge unterzeichnet, dann war Ostern. Die Referenten wurden am 2. Mai gewählt. Danach beschäftigte sich der Stadtrat mit sich selbst. Zurzeit befindet man sich in den Pfingstferien. Die Sommerferien stehen vor der Tür. Die politische Stadt befindet sich in einer Übergangszeit. Doch langsam wird es ernst: Noch vor den Sommerferien oder kurz danach müssen wichtige Entscheidungen getroffen werden.
Die wichtigen Großprojekte der neuen Stadtregierung sind zweifelsfrei die Überführung des Klinikums in die Trägerschaft des Freistaates und das Dauerthema Schulsanierung. Der Bahnhofsumbau, die Linie 5, die Fortschreibung des Innenstadtumbaus (Fuggerstraße, Maximilianstraße und Stadtmarkt). Die Fortführung der Messe, die Entwicklung der Altenhilfe. Die Stadt muss einen Stadtentwicklungsplan erstellen, der Antworten auf die zunehmende Leerstände in der Innenstadt gibt. Die Sanierung der öffentlichen Bäder ist zwar von der Vorgängerregierung ins Auge gefasst worden, doch der Masterplan kam ins Stottern. Nun sollen die städtischen Bäder an die Stadtwerke übertragen werden, die für die nötige Sanierung aufkommen müssen und die Bäder dann betreiben sollen. Ein Masterplan für die Sanierung der städtischen Sportstätten steht ebenfalls auf der Agenda, ein Mammutprojekt. Richtig Dampf muss nicht nur beim Bahnhofsumbau gemacht werden.
In der Kulturpolitik stehen nach der Ära Grab wichtige Entscheidungen an, die relativ zügig getroffen werden müssen. Dabei geht zuvorderst um die künstlerische Ausrichtung des Theaters. Ein Sanierungsplan für das Große Haus ist „in der Mache“. Für Finanzierung und Umsetzung sind die Fachausschüsse und der Stadtrat zuständig. Dringlicher sind die Fragen in Sachen künstlerische Leitung. Der Vertrag von Intendantin Juliane Votteler läuft 2017 aus. Es ist branchenüblich, dass sich Theaterleitung und Stadt 2,5 Jahre vor Vertragsablauf darüber verständigen, ob verlängert wird oder nicht. Würde die Stadt mit Votteler in die dritte Runde gehen, würde sie 15 Jahre dem Augsburger Stadttheater vorstehen. Eine andere personalpolitische Entscheidung sollte ebenfalls noch vor den Sommerferien fallen: Macht die Stadt mit Brechtfestivalleiter Joachim Lang weiter? SPD-Kulturpolitiker Karl-Heinz Schneider hat es immerhin vor seinem politischen Ruhestand geschafft, in die Koalitionsvereinbarung zwischen CSU und SPD den Satz zu quetschen, dass eine weitere dreijährige Zusammenarbeit mit Joachim Lang angestrebt werden solle. Dagegen formiert sich Widerstand. Ebenfalls ist noch nicht geklärt, wer Thomas Weitzels Nachfolger im Kulturamt wird. Auf der Homepage der Stadt Augsburg wird Weitzel noch als Kulturamtsleiter geführt.
Die Weiterentwicklung des „Brechthauses“ steht ebenfalls im Koalitionspapier. Kürzlich traf sich diesbezüglich ein von Tourismusdirektor Götz Beck einberufener Runder Tisch mit den üblichen Verdächtigen. Ein Relikt aus der „Runden-Tisch-Ära“ der Vorgängerregierung. Das Brechthaus soll schnellstmöglich für 150.000 Euro saniert werden. Mittel hierfür sollten im Fachausschuss beantragt werden. Kulturreferent Thomas Weitzel will keine Schnellschüsse. Ein Fachinstitut soll zuerst klären, auf welche Weise (und ob) sich das Geburtshaus Bertolt Brechts als Museum eigne.
Offen auch die Frage, wie es um die Zukunft der Kresslesmühle bestellt ist. In diesem Zusammenhang stand in der Vergangenheit der Name des ehemaligen Kulturreferenten im Raum. Wie es um Peter Grabs berufliche Zukunft bestellt ist, war zuletzt eine beliebte Spekulation. Peter Grab ist derzeit “nur” Stadtrat. Unbestätigt blieb bisher das Gerücht, dass Grab als Marketing-Fachmann zur Regio „wechselt“.