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Mittwoch, 23.04.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Wertvolle Handschriften in der Uni-Bibliothek

Ausstellung ab 12. Januar

Vom Judas-Evangelium aus dem 4. Jahrhundert bis zur berühmten Furtmeyr-Bibel aus der Mitte des 15. Jahrhunderts reicht das Spektrum biblischer und apokrypher Handschriften, die vom kommenden Mittwoch (13. Januar) bis Ende April in der Schatzkammer der Universitätsbibliothek Augsburg gezeigt werden.

Zwei koptische Papyruskodizes des 4./5. Jahrhunderts, die vor 40 Jahren in Ägypten entdeckt wurden, stehen im Mittelpunkt der Ausstellung „novum opus ex veteri“, die am 12. Januar eröffnet wird. Mit diesen beiden Kodizes, die das apokryphe Judas-Evangelium und die erste Apokalypse des Jakobus überliefern, sowie mit weiteren herausragenden Leihgaben und wertvollsten Handschriften aus den Oettingen-Wallersteinschen Beständen der Universitätsbibliothek bietet die Ausstellung einen einzigartigen Überblick über biblische und apokryphe Handschriften aus Spätantike und Mittelalter.

Judas-Evangelium und Paulus-Briefe

„novum opus ex veteri“ – „ein neues Werk aus alten“: So hat Hieronymus gegen Ende des 4. Jahrhunderts seine Bibelübersetzung charakterisiert, die das Ziel hatte, die stark variierende Überlieferung biblischer Texte zu vereinheitlichen. Die einmalige Gelegenheit zur Ausstellung hat sich durch die Forschungen des Augsburger Kirchenhistorikers Prof. Dr. Gregor Wurst ergeben: Den noch gänzlich unpublizierte Kodex mit den Paulusbriefen hat ihm die Schweizer Privatsammlung F. Nussberger-Tchacos zur Bearbeitung zur Verfügung gestellt. Zugleich hat sich die Baseler Maecenas Foundation for Ancient Art bereiterklärt, Wurst Teile des Kodex mit dem Judas-Evangelium und der Jakobus-Apokalypse für die erstmalige Präsentation in Deutschland zu überlassen.

Zum Beispiel Echternacher Evangeliar und Furtmeyr-Bibel

Von zwei spektakulären spätantiken Kodizes ausgehend spannen in der Augsburger Ausstellung weitere wertvolle Leihgaben zusammen mit kostbaren Handschriften aus der Oettingen-Wallerstein-Sammlung der Universitätsbibliothek den Bogen bis zum Spätmittelalter: Zu sehen sind u. a. vorkarolingische und karolingische Evangeliare. Das älteste von ihnen wurde im Kloster Echternach um 705 geschrieben und illuminiert. Es führt in die früheste Zeit der deutschen Sprache ein, seine althochdeutschen Glossen gelten als die ältesten Aufzeichnungen in deutscher Sprache überhaupt. Die Ausstellung zeigt weiterhin kleinformatige Pariser Vollbibeln aus dem Hochmittelalter sowie apokryphe Texte, die im lateinischen Mittelalter beliebt waren.

Details aus dem Evangeliar aus Echternach (um 705)

Eine besondere Rarität stellt der griechische Apokalypsen-Kommentar des Erzbischofs Andreas von Caesarea (um 600) dar, den Erasmus von Rotterdam bei der Texterstellung für die erste gedruckte mehrsprachige Bibel (Basel 1516) benutzt hat. Einen Endpunkt des handgeschriebenen Buches markiert schließlich die monumentale zweibändige Bibel aus dem Besitz Herzog Albrechts IV. von Bayern (1493-1550) und dessen Gemahlin Kunigunde von Österreich, die der Regensburger Buchmaler Berthold Furtmeyr an der Schwelle von der Gotik zur Renaissance prächtig illuminiert hat.

Aus den Beständen einer erst 40-jährigen Universität

„Es scheint auf den ersten Blick überraschend, dass wir als die Bibliothek einer jungen Universität, die 2010 ihr erst 40-jähriges Bestehen feiert, in diesem Jubiläumsjahr eine Ausstellung präsentieren können, die anhand von 23 wertvollen Handschriften einen Überblick über die biblische und apokryphe Literatur zwischen dem 4. und dem 15. Jahrhundert vermittelt“, so der Direktor der Universitätsbibliothek Augsburg, Dr. Ulrich Hohoff. „Zu danken haben wir dies dem Umstand, dass der Freistaat vor 30 Jahren mit der Sammlung der Familie Oettingen-Wallerstein die größte Bibliothek ankaufte, die in Deutschland seit den Jahren der Säkularisation des Klosterbesitzes ihren Besitzer wechselte.“ Seit dem 15. Jahrhundert hatte das Haus Oettingen-Wallerstein seine Büchersammlung aufgebaut, die nach 1800 durch fünf Klosterbibliotheken erheblich erweitert und in den ersten beiden Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts durch den Ankauf einzelner spektakulärer Handschriften ergänzt wurde. Heute umfasst sie als Sondersammlung der Universitätsbibliothek Augsburg knapp 120.000 Drucke, 2.200 Handschriften und 1.300 Inkunabeln.

Die Ausstellung wird vom 13. Januar bis zum 30. April 2010 in der Schatzkammer der Universitätsbibliothek gezeigt (Universitätsstraße 22, Gebäude E auf dem Campusplan). Sie ist von Montag bis Freitag jeweils zwischen 8.30 und 21.00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Bei der Eröffnung der Ausstellung am Dienstag, 12. Januar, um 18 Uhr referiert Prof. Wurst zum Thema „Biblische und apokryphe Handschriften“. Den Katalog (84 Seiten mit über 40 hochwertigen Abbildungen) gibt es über die Universitätsbibliothek (dir@bibliothek.uni-augsburg.de).

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