Wer früher philosophiert, ist länger weise
OB Kurt Gribl hat das Projekt selbst initiiert, ab Oktober ist es so weit: Die Akademie “Kinder philosophieren” bietet in Kooperation mit der Stadt Augsburg philosophische Gesprächsrunden für Kinder sowie für Erwachsene an. Gestern wurde das Projekt auf einer Pressekonferenz vorgestellt.
Was bedeutet philosophieren? Kinder antworten darauf: “Philosophieren heißt, dass wir an einer Frage ganz lang und tief herumdenken dürfen”. So begann gestern Roswitha Wiesheu, Diplom-Volkswirtin und Erwachsenenpädagogin für Philosophie mit der Vorstellung des gemeinnützigen Projekts, mit dem Augsburg die erste Modellstadt des Kinderphilosophierens werden soll. In Augsburg hat sich inzwischen ein umfangreiches Netzwerk für “Kinder philosophieren” etabliert. Modellschulen und KiTas setzen das Bildungsprinzip um, an der Uni Augsburg wird das Projekt evaluiert.
Die Wurzeln des bayernweiten Modellversuchs “Kinder philosophieren” reichen fünf Jahre zurück. Roswitha Wiesheu gründete damals eine Initiative und entwickelte Bausteine für eine philosophische Gesprächsführung. Am meisten gelernt hat sie von den “großen Warum-Fragen” ihrer eigenen Kinder: “Warum gibt es überhaupt was und nicht nichts? Kommt unser Hasi in den Himmel, wenn er gestorben ist? Warum müssen wir überhaupt sterben? Warum bleibst du nicht immer jung?”
Kinder wollen denken und sie brauchen die Erfahrung, dass sie aus dem Denken heraus zu eigenen Erkenntnissen kommen, die für sie lebenswichtig sind, so die studierte Philosophin. Vor dem Hintergrund der problematischen Ereignisse in Ansbach konstatierte Roswitha Wiesheu dem Philosophieren auch einen hochpräventiven Charakter: “Man merkt, wenn jemand eine andere Lebenswirklichkeit hat”. Von der Neuen Stadtbücherei als Veranstaltungsort zeigte sich Wiesheu begeistert. Sie sei offen und erreiche die Menschen. “Was besseres kann man sich als Modellstandort nicht vorstellen”.
Steigerung der Basiskompetenzen
Projektleiterin Brigitte Hofmann-Koch erläuterte, dass es Kindern heute immer schwerer falle, Orientierung zu finden. Wichtig sei, Kindern Fragen im bewertungsfreien Raum zu stellen. Sie bräuchten das Gefühl “Ich darf alles sagen, es wird ja nicht benotet”. So könnten sie sich Regeln und demokratische Werte selbst erarbeiten, mit der Folge der Steigerung ihrer Basiskompetenzen wie Sinnorientierung, Wertebildung und Dialogfähigkeit – auch im interkulturellen Sinn.
OB Kurt Gribl schilderte, wie er eher zufällig auf das Projekt gestoßen sei, sich darüber im Internet informiert und dann den Kontakt hergestellt habe. Er sei von der Idee sofort fasziniert gewesen: “Philosophieren macht Spass”. Wechselwirkung in der Stadtgesellschaft zu spüren sei für ihn eine idealtypische Vorstellung. Gerade in der Politik leiste man sich viel zu wenig “grundhaftes Arbeiten” und agiere gehetzt durch äußere Anlässe. Aber nicht Aktionismus sei angesagt, “der Vorgang des Wertens ist das Wichtige”. Er hoffe, dass sich Augsburg so entwickle: “Die Voraussetzungen haben wir wie an keinem anderen Ort”. Am Ende wurde es auch in der Pressekonferenz philosophisch. Angesichts ihrer Dauer stellte der Oberbürgermeister die große W-Frage, die ihn schon immer beschäftigt habe: “Wohin geht die Zeit?”
» www.kinder-philosophieren.de
in der Neuen Stadtbücherei Augsburg
Thema des 1. Semesters: “Wer bin ich?”
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Gruppe 1 Kindergarten- und Grundschulkinder von 6 – 9 J.
Donnerstag 15.10.2009, 12.11.2009, 3.12.2009, 14.01.2010 jeweils von 16:00-17:30 Uhr -
Gruppe 2 Grundschüler von 10 -12 J.
Donnerstag 22.10.2009, 19.11.2009, 10.12.2009, 21.01.2010 jeweils von 16:00-17:30 Uhr -
Gruppe 3 Jugendliche von 13 -16 J.
Donnerstag 29.10.2009, 26.11.2009, 17.12.2009, 28.01.2010 jeweils von 16:00-17:30 Uhr -
Gruppe 4 Erwachsene
Mittwoch 28.10.2009, 25.11.2009, 16.12.2009, 27.01.2010 jeweils von 19:30- 21:00 Uhr
Teilnehmer/innen pro Kurs: 15
Anmeldeschluss: 30. September 2009
Kursgebühren pro Semester:
Kinder und Jugendliche 12,00 €, Erwachsene 20,00 €
Ansprechpartner:
Brigitte Hofmann-Koch, Projektleitung Augsburg hofmann-koch(a)t-online.de