Weltbild-Insolvenz: amazon bekommt Gegenwind
Zum Insolvenzverfahren bei Weltbild gibt es zwei weitere Positionierungen. Der Augsburger Kreisverband der „Alternative für Deutschland“ fordert die Schließung der Steuerschlupflöcher für ausländische Unternehmen. Das kapitalismuskritische Netzwerk attac fordert bei Weltbild eine andere Wirtschaftsethik.
Die Kirche verfüge sicherlich über die notwendigen Mittel, um einen Großteil der notwendigen Sanierung zu tragen, so AfD-Frontmann Thomas Lis, der als erster Augsburger Politiker eine Kausalität zum Markt-Dominus „amazon“ herstellt: „Schuld ist auch eine völlig verzerrte Wirtschaft, in welcher vor allem US-amerikanische Konzerne wie amazon in Deutschland kaum noch Steuern bezahlen und dadurch gewaltige Wettbewerbsvorteile erhalten.“ Es sei an der Zeit Steuerschlupflöcher für internationale Konzerne zu schließen, so Lis, der in diesem Zusammenhang, die AfD-Forderung ins Feld führt, die Verhandlungen zu dem Freihandelsabkommen mit den USA öffentlich zu führen und keine weiteren Zugeständnisse zu machen.„Im Moment muss alles versucht werden, um die Arbeitsplätze zu retten. Aber mittelfristig ist dafür zu sorgen, dass wieder ein fairer Wettbewerb entsteht und deutsche Unternehmen keine derartigen Nachteile haben.“
attac: Betroffene müssen Glauben an die Glaubwürdigkeit des Papstes verlieren
Eine andere Herangehensweise beschreibt das globalisierungskritische Netzwerk attac: „Die katholische Kirche in Deutschland sitzt nach seriösen Schätzungen auf einem Vermögen von 270 Milliarden Euro. Dennoch lässt sie jetzt als Eigentümerin des Augsburger Weltbild Verlags ihr Unternehmen mitten im Umbau zum reinen Online-Kaufhaus fallen.“ Die von der Insolvenz betroffenen Mitarbeiter müssten somit jeden Glauben an die gerade erst zu Weihnachten dem neuen Papst nachgebeteten kapitalismuskritischen Beteuerungen der Kirchenfürsten verlieren”, so Jens Wunderwald, Mitglied des AK Alternativen von Attac-Augsburg. Bei dem nun anstehenden Insolvenzverfahren fordert Attac-Augsburg „eine Beteiligung der Mitarbeiter beispielsweise in der Form einer Genossenschaft. „Nicht mehr Profitmaximierungsinteressen sollten in einem solchen Unternehmen Leitbild sein sondern ein am Gemeinwohl orientiertes Wirtschaften. Auf keinen Fall dürfe ein Hedgefonds oder eine Private-Equity-Unternehmen zum Zuge kommen. „Nachdem wir gerade erfolgreich das von einer Heuschrecke entwickelte Großkraftwerk in Lechhausen verhindert haben, wenden wir uns auch bei Weltbild gegen den Einstieg einer Heuschrecke“, so Attac-Augsburg in einer Presseerklärung.