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Samstag, 23.11.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Weitsichtige Spottvermeidungs­strategie bei der Stadtverwaltung

Bänke ohne Lehnen lassen es zu, dass ihre Nutzer wahlweise in zwei Richtungen sehen können. Die Augsburger Stadtverwaltung wollte “ihren” Bürgern die Freiheit lassen, zwischen dem Blick auf einen Bauzaun und dem Blick auf eine Gebäudewand wählen zu können. Die Erklärung des Augsburger Oberbürgermeisters Kurt Gribl in Sachen Bänke sorgte bei der Opposition für Spott.

Von Siegfried Zagler

Bank

Otto Hutter und Wolfgang Taubert auf einer "Bank des Anstoßes"


„Mit Beginn der Baumaßnahme werden die grünen Bänke abgebaut und nach Fertigstellung der Fußgängerzone Ende 2014 durch die neuen Bänke abschließend ersetzt. Damit wird ein einheitliches Erscheinungsbild innerhalb der gesamten Innenstadt gewährleistet“, so wird Baureferent Gerd Merkle in der Augsburger Allgemeinen zitiert. Weiter heißt es im gleichen Artikel am Mittwoch, 22. Januar, dass Oberbürgermeister Kurt Gribl die Dinge anders darstelle. Laut Gribl stehe eine Planung hinter der rätselhaften Ordnung der Bänke mit und ohne Lehne. Die bereits aufgestellten Bänke entlang des Verwaltungsgebäudes seien bewusst ohne Rückenlehne ausgewählt worden, so Gribl, damit die Passanten beim Sitzen entweder wahlweise auf den Rathausplatz oder in Richtung Verwaltungsgebäude beziehungsweise den Treffpunkt für Gruppen bei der TouristInformation sehen können. “Nachdem in vier Wochen wieder der Bauzaun entlang der Fläche für die Baustelleneinrichtung aufgestellt wird, „würde“, so der OB, „ganz Augsburg über die Verwaltung lachen, wenn dort dann Bänke mit Rückenlehnen stünden, auf denen man lediglich in Richtung Bauzaun sitzen könnte.”- Soweit die Augsburger Allgemeine nicht ganz unsüffisant über die weitsichtige Spottvermeidungsstrategie des Augsburger Oberbürgermeisters, der offenbar kurz vor der Wahl keinen Streit über Form und Zweck aufkommen lassen wollte und sich eine Erklärung zurechtzimmerte, die gestern bei der Opposition für Spott und Häme sorgte.

Linke: “Gribl windet sich auf absurde Weise heraus”

„Wenn  der Augsburger“ mault, so Volker Schafitel, OB-Kandidat der Freien Wähler, „rudert der OB zurück und tut so, als wäre alles nur ein Missverständnis, weil er nicht wegen einer unbequemen Bank Wählerstimmen verlieren will!“ Dass das Ganze kein Missverständnis sein könne (mit der Begründung „Sicht auf Platz, Sicht auf Bauzaun, Sicht auf Verwaltungsgebäude“), zeigen die schon montierten Bänke am Martin-Luther-Platz. Dort gibt es eine klare Aussicht auf dem Platz und die Bänke sind trotzdem ohne Lehne. Oder wollte der OB mit seinem Baureferenten dort dem Augsburger die Option lassen, wahlweise auch mal auf die schönen Fassaden des Kaufhofs und der Kreissparkasse zu blicken?“ So spottet OB-Kandidat und Lästermaul Schafitel. In die gleiche Richtung geht die Kritik der Linken. Der Kreisvorsitzende der Linken, Otto Hutter, bezeichnete „die Einlassungen des OB zu den Bänken auf dem Rathausplatz“ als einen „bedenklichen Umgang der Stadtspitze mit den Bürgern.“ Dass durchgehend einheitlich Bänke ohne Lehne geplant worden seien, und dabei nicht an die Bedürfnisse älterer und behinderter Menschen gedacht worden sei, sei unschön, so Hutter. „Doch anstatt Souveränität zu zeigen, einen Fehler einzugestehen und für Nachbesserung zu sorgen, windet sich der OB auf absurde Weise heraus. Ein vorübergehender Bauzaun sei der Grund dafür, dass die Bänke dauerhaft ohne Lehnen blieben. Richtig grotesk wird das Argument des OB, wenn man sich die Alternative zum vorübergehenden Blick auf den Bauzaun vorstellt: Den dauerhaften Blick auf die Mauer des Verwaltungsgebäudes.“