„Wasser ist der Trumpf, den Augsburg nun ausspielen muss“
Regio-Chef Götz Beck über die Interessensbekundung zum Eintrag von Augsburgs historischer Wasserkunst in die Unesco-Welterbe-Liste und wie die Augsburger dabei einbezogen werden können
Augsburg ist bestrebt, mit seiner historischen Wasserkunst einen Eintrag in die Welterbe-Liste der Unesco zu erhalten. Hauptargument für die Interessensbekundung sind die historischen Wassertürme am Roten Tor, die schon ab 1416 eine öffentliche Trinkwasserversorgung in Augsburg ermöglichten. Wasser spielte jedoch auch eine wichtige Rolle für die Ansiedlung von Handwerk und später von Industriebetrieben. Und dass die Wasserkunst eine Prestigesache der Freien Reichsstadt war, beweisen nicht zuletzt die drei Prachtbrunnen in der Maximilianstraße, für die ein eigener Wasserturm errichtet wurde. Vor Ort ist die Regio Augsburg Tourismus GmbH durch geeignete Maßnahmen damit befasst, die Argumente der Bewerbung in der Bevölkerung und bei Besuchern der Stadt bekannt zu machen. Die Türme wurden 2010 renoviert, vor kurzem wurde auch die Sanierung des angrenzenden Zwischenbaus zum Roten Tor und der Wallauffahrt abgeschlossen. Das denkmalgeschützte Ensemble ist über Führungen zu besichtigen. Bereits im letzten Sommer gab es an jedem ersten Sonntag im Monat „Wassertage“ mit Führungen in den Türmen sowie entlang der Bäche und Kanäle oder in historischen Wasserwerken. Diese Angebote werden wieder aufgenommen und noch weiter ausgebaut. Wir befragten Götz Beck, Geschäftsführer der Regio Augsburg Tourismus GmbH, zum Stand der Bewerbung und zu den flankierenden Maßnahmen der Regio.
DAZ: Herr Beck, wie steht es derzeit mit der Bewerbung für die Welterbe-Liste?
Beck: Zunächst ist es noch eine Interessensbekundung. Im Frühsommer wird entschieden, ob wir auf die deutsche Vorschlagsliste kommen. Die Bewerbung selbst ist dann, je nach Reihenfolge auf der Liste, ab 2017 möglich. Diese Zeit wollen wir für die Kommunikation des Themas nutzen. Frühestens ab 2020 kann es dann zum Eintrag in die Welterbe-Liste kommen.
DAZ: Dann kann es also sein, dass das Thema ganz umsonst aufgerollt wird, um dann wieder in der Versenkung zu verschwinden?
Beck: Auf keinen Fall. Das Thema ist hoch interessant, gerade auch angesichts der Diskussionen um Wasserverbrauch und Ökologie in der heutigen Zeit. Bei den Führungen merken wir, wie viel Zuspruch von den Augsburgern kommt, wie sie das Thema fasziniert. Und touristisch bleibt das Wasser in Augsburg auch ein wichtiger Schwerpunkt, der vielfältig präsentiert werden kann – über die Kanäle, das Handwerk, die Brunnen oder auch die Industriekultur.
DAZ: Was passiert mit den sanierten Wallanlagen und Wassertürmen, wenn es nicht zum Eintrag in die Welterbe-Liste kommt?
Beck: Die Führungen in den Wassertürmen können nach wie vor angeboten werden. Im nun neu sanierten Zwischenteil zum Roten Tor sind Räume für ein Unesco-Büro vorgesehen. Hier haben wir aber auch eine umfassende Ausstellung zum Thema „Wasser in Augsburg“ eingerichtet. Diese ist auch ohne Unesco-Zertifikat von allgemeinem Interesse. Sollte es nicht zum Eintrag kommen, wird der sanierte Teil der Wallanlagen beim Roten Tor wohl noch um das Thema „Wehrhaftigkeit der Stadt Augsburg“ erweitert werden. Da gibt es tolle Möglichkeiten.
DAZ: Bei der Eröffnung des letzten Sanierungsabschnitts am Roten Tor sprach der Baureferent vom „Kulturpark“ rund um das Rote Tor. Was ist darunter zu verstehen?
Beck: Augsburg ist eine der wenigen Großstädte, die noch Teile ihrer Wallanlagen bewahrt hat. Mit dem sanierten Heilig-Geist-Spital von Elias Holl (das ja auch die Puppenkiste beherbergt), den Wassertürmen, dem ehemaligen Brunnenmeisterhaus (heute Handwerksmuseum), dem Roten Tor, dem Aquädukt und den Wallanlagen ergibt sich ein kulturhistorisch interessantes Umfeld mit Stadtmauern, Wasser und Grünanlagen, das auch noch einen hohen Freizeitwert aufweist. Dieser Komplex soll stärker geöffnet und zugänglich gemacht werden. Allerdings setzt das einiges voraus, etwa auch die Sanierung der Wallanlagen.
DAZ: Was tun Sie, um die Augsburger für das Thema „Wasser“ zu sensibilisieren?
Beck: Es war uns von Anfang an wichtig, die Bürger an der Unesco-Bewerbung zu beteiligen, sie dafür zu begeistern. Deshalb gab es schon im letzten Sommer die „Wassertage“ mit Führungen in den Wassertürmen, entlang der Kanäle, im Wasserwerk am Hochablass und an mehreren anderen einschlägigen Orten. Diese Führungen waren sehr gefragt, deshalb bieten wir sie ab Mai wieder an, teilweise mit schärferem Profil. So stehen die Wassertage jeweils am ersten Sonntag des Monats diesmal unter bestimmten Themenschwerpunkten, zum Beispiel Technik, Musik, Familie oder Handwerk. Neu ist auch eine Busrundfahrt zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten, die sonst schwer zu erreichen wären.
DAZ: Wie finanziert sich die Werbekampagne für die Bewerbung?
Beck: Die Mittel, die zur Verfügung stehen, sind natürlich nicht üppig. Vieles ist nur durch eine breite Bürgerbeteiligung möglich. So sind an den Wassertagen immer auch die Kulturbotschafter des Freiwilligenzentrums beteiligt, die ihre Freizeit für die Bewerbung einsetzen.
DAZ: Zum Ärger vieler Augsburger musste just zum Zeitpunkt der Interessensbekundung für den Unesco-Eintrag das historische Wasserrad am Schwallech abgebaut werden. Wann kommt es wieder?
Beck: Das historische Wasserrad war ein sichtbares Zeichen der historischen Energieerzeugung mit Wasserkraft und ist nicht nur im Zusammenhang mit der Unesco-Bewerbung sehr wichtig. Selbstverständlich wollen wir alle, dass es ersetzt wird. Dank der Spendenbereitschaft vieler Augsburger (zum Beispiel der Besucher in den Wassertürmen) kam bereits weit mehr als die Hälfte der erforderlichen Summe für ein neues Wasserrad zusammen. Die Stadtwerke verdoppeln jeden gespendeten Euro, so dass wir guter Dinge sein können.
DAZ: Wie optimistisch sind Sie, dass es mit der Unesco-Bewerbung klappt?
Beck: Wasser ist unser Trumpf, die historischen Wassertürme sind die ältesten erhaltenen in Deutschland, wahrscheinlich in ganz Mitteleuropa. Ich denke, wir haben gute Chancen, aber da will ich nicht vorgreifen. Wichtig ist, den Trumpf auszuspielen. Wenn es nicht klappt, haben wir eben das schöne Thema Wasser für uns aufgearbeitet, das sollten wir positiv sehen.
DAZ: Herr Beck, vielen Dank für das Gespräch.
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Fragen: Halrun Reinholz
Infos zu den Wassertagen 2014
2010 wurden die beiden historischen Wassertürme am Roten Tor saniert und für Besucher zugänglich gemacht. Jeweils am ersten Sonntag des Monats finden dort von 10 – 16 Uhr stündlich (bei Bedarf auch öfter) Führungen zur Augsburger öffentlichen Wasserversorgung seit dem 15. Jahrhundert statt. Ab Mai gibt es am ersten Sonntag im Monat die „Wassertage“. Außer den Führungen in den Wassertürmen sind dabei auch weitere Orte zugänglich, die mit der Augsburger Wasserwirtschaft verbunden sind, z.B. das Wasserwerk am Hochablass oder das Aquädukt im Bereich der Freilichtbühne am Roten Tor. Führungen zu den Kanälen und Brunnen vervollständigen das Angebot, ebenso wie eine gesonderte Kinderführung. Die Wassertage 2014 (ab dem 4. Mai bis zum 5. Oktober) bieten als Neuerung eine thematische Ausrichtung: So liegt der Schwerpunkt im Juni auf Technik, im Juli auf Musik, im August auf Familie, im September auf Wandern und Radfahren und im Oktober auf Handwerk. Neu sind in diesem Jahr auch geführte Busrundfahrten zu den verschiedenen Sehenswürdigkeiten außerhalb der Innenstadt. Im neu sanierten Zwischenbereich von den Wassertürmen zum Roten Tor gibt eine Ausstellung Auskunft zur Wasserwirtschaft in Augsburg und zur Interessensbekundung für den Eintrag in die Unesco-Welterbe-Liste. Diese kann an den Wassertagen ebenfalls besichtigt werden. Auch eine Broschüre, die in der Touristinfo am Rathausplatz aufliegt, informiert über alle Orte und Denkmäler der Augsburger Wasserkunst.
Infos im Netz unter www.augsburg-tourismus.de/welterbe.
2010 wurden die beiden historischen Wassertürme am Roten Tor saniert und für Besucher zugänglich gemacht. Jeweils am ersten Sonntag des Monats finden dort von 10 – 16 Uhr stündlich (bei Bedarf auch öfter) Führungen zur Augsburger öffentlichen Wasserversorgung seit dem 15. Jahrhundert statt. Ab Mai gibt es am ersten Sonntag im Monat die „Wassertage“. Außer den Führungen in den Wassertürmen sind dabei auch weitere Orte zugänglich, die mit der Augsburger Wasserwirtschaft verbunden sind, z.B. das Wasserwerk am Hochablass oder das Aquädukt im Bereich der Freilichtbühne am Roten Tor. Führungen zu den Kanälen und Brunnen vervollständigen das Angebot, ebenso wie eine gesonderte Kinderführung. Die Wassertage 2014 (ab dem 4. Mai bis zum 5. Oktober) bieten als Neuerung eine thematische Ausrichtung: So liegt der Schwerpunkt im Juni auf Technik, im Juli auf Musik, im August auf Familie, im September auf Wandern und Radfahren und im Oktober auf Handwerk. Neu sind in diesem Jahr auch geführte Busrundfahrten zu den verschiedenen Sehenswürdigkeiten außerhalb der Innenstadt. Im neu sanierten Zwischenbereich von den Wassertürmen zum Roten Tor gibt eine Ausstellung Auskunft zur Wasserwirtschaft in Augsburg und zur Interessensbekundung für den Eintrag in die Unesco-Welterbe-Liste. Diese kann an den Wassertagen ebenfalls besichtigt werden. Auch eine Broschüre, die in der Touristinfo am Rathausplatz aufliegt, informiert über alle Orte und Denkmäler der Augsburger Wasserkunst.
Infos im Netz unter www.augsburg-tourismus.de/welterbe.