“Warum wird das nicht gebracht?”
Journalisten-Slam bringt Leserbriefe auf die Bühne
Es waren nur drei mutige JournalistInnen, die sich am vergangenen Mittwoch auf die Bühne im „Weissen Lamm“ wagten, um Leserbriefe im Rahmen eines Formats vorzutragen, das die Berliner taz erfand und das die hiesigen Veranstalter „Hate Poetry“ nannten: „Bei Augsburgs erstem „Hate Poetry“ soll den geschundenen Reporterseelen endlich eine psychologische Verarbeitungsplattform gegeben werden. JournalistInnen aus Augsburgs Presse-Szene lesen ihre „Favoriten“ unter den Blödsinnsbriefen vor“, so der Ankündigungstext, an den sich glücklicherweise niemand hielt.
Annette Liebmanns (Stadtzeitung), Miriam Zisslers (Augsburger Allgemeine) und Florian Kapfers (Neue Szene) Auswahl zugespitzter Unverschämtheiten, unhaltbarer Anklagen und selbstironischer Verschwörungstheorien („…warum wird das nicht gebracht? Wer unterdrückt das? Edi Oswald?“) sorgten für einen kurzweiligen Abend im ausverkauften Lamm. Was nicht nur an den erlesenen Textperlen lag, sondern auch an den Vortragsweisen der Kombattanten, die schnell erkannten, dass sie auf einer Bühne eine Performance abzugeben hatten. Miriam Zissler wurde vom Publikum zur Siegerin gekürt. Sie hatte die spitzesten Pfeile im Köcher. Slam-Godfather Horst Thieme überzeugte mit einer in diesem Genre eher zurückhaltenden Moderation.