DAZ - Unabhängige Internetzeitung für Politik und Kultur
Samstag, 15.02.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Wahlkampf um den Augsburger SPD-Vorsitz: Kandidaten touren durch die Ortsvereine

Im April findet die Wahl um den Vorsitz im Unterbezirksvorstand der SPD Augsburg statt. Im Rahmen eines politischen Frühschoppens stellten sich gestern die beiden Kandidaten Ulrike Bahr und Florian Freund dem SPD-Ortsverein Hammerschmiede vor.

Für Basisarbeit in lokalen Fachforen: Kandidatin Ulrike Bahr

Für Basisarbeit in lokalen Fachforen: Kandidatin Ulrike Bahr


Der Unterbezirksvorstand ist das Führungsgremium der Augsburger SPD. Den Vorsitz hat derzeit MdB Heinz Paula inne. Paula, der bis Juni 2010 gewählt ist, tritt nach 10-jähriger Tätigkeit nicht mehr an. Wer der Augsburger SPD für die kommenden zwei Jahre vorstehen wird, entscheiden am 17. April rund 100 Delegierte beim SPD-Parteitag in der Firnhaberau. Zur Wahl stehen die 45-jährige Stadträtin und stellvertretende Fraktionsvorsitzende Ulrike Bahr, Lehrerin an der Goethe-Volksschule in Lechhausen und Dr. Florian Freund, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Göggingen. Der 31 Jahre alte promovierte Volkswirt war früher schwäbischer JUSO-Vorsitzender und arbeitet im Bereich Wirtschaft bei der Regierung von Schwaben.

An der Basis neue Kreative für die SPD gewinnen

Beide Kandidaten gaben zunächst eine Standortbestimmung der Augsburger SPD ab und griffen das aktuelle lokalpolitische Geschehen auf. Beim Stadtbad habe man es geschafft, „Gribl und Grab“ in die Knie zu zwingen, so Ulrike Bahr. Für Florian Freund war das Stadtbad beispielhaft für eine projektbezogene Zusammenarbeit mit Menschen außerhalb der SPD: „Genauso kriegen wir Leute in die Partei.“

Die Gewinnung neuer Wählerschichten steht auch für Ulrike Bahr oben auf der Agenda. Beim Neubürgerempfang am Freitag im Rathaus hätten sich zahlreiche Gäste in den geöffneten SPD-Fraktionsräumen umgesehen. Unter den Zugezogenen seien viele junge Menschen aus Norddeutschland und aus dem Ausland, die es beruflich nach Augsburg gezogen hat. „Ich glaube, dass das genau die Menschen sind, die wir ansprechen sollten: neue Kreative, die sich für eine Gemeinschaft solidarisch einsetzen wollen“.

Engagieren will Bahr sich für die Arbeit in lokalen Fachforen, wie es sie für die Bereiche „Migration“ und „Soziales und Senioren“ bereits gibt. Unter der Leitung aus der Parteibasis und mit Sachverstand von außen sollen gemeinsame Ziele erarbeitet und formuliert werden, die dann über die Fraktion als Anträge in den Stadtrat eingebracht werden.

Basisarbeit ist auch für Florian Freund eines der wichtigsten Themen. Stärke der SPD sei immer gewesen, von unten nach oben zu arbeiten, rauszugehen „wo es stinkt“. Das sei in letzter Zeit nicht mehr gemacht worden. Ein Vorsitzender könne das aber nicht alleine leisten, das müsse als „neue Art des Arbeitens“ in den Ortsvereinen passieren. Der Unterbezirksvorstand müsse die Themen identifizieren, aber nicht die „Lösungen raushauen“.

„Mundfunk schlägt Rundfunk“

"Mit 31 kriege ich das gebacken" - 70-Stunden-Arbeiter Florian Freund

"Mit 31 kriege ich das gebacken" - 70-Stunden-Arbeiter Florian Freund


Beide Kandidaten thematisierten die Zusammenarbeit der SPD mit der Presse und sahen dort Defizite. Ulrike Bahr verortete das Problem eher auf der Parteiseite und versprach, ein besseres Vertrauensverhältnis zu den Journalisten aufzubauen. Florian Freund betrachtete hingegen die Presse kritisch, auf die „wir uns noch nie verlassen konnten, vor allem in Bayern“ und griff Johannes Raus SPD-Leitgedanken auf, dass „Mundfunk“ den Rundfunk schlage.

Klaus Kirchner, Altbürgermeister und Beisitzer im OV Hammerschmiede befragte zum Abschluss beide Kandidaten, wie sie sich die Bewältigung des Arbeitspensums in der möglichen künftigen Führungsposition vorstellen. Schließlich seien beide in Vollzeit berufstätig. „Das ist tatsächlich ein noch ungelöstes Problem“, räumte Ulrike Bahr ein. Ihr Stundenplan für dieses Jahr sei schon angelaufen, Teilzeitarbeit könne sie erst ab nächstes Jahr andenken. Sie werde aber innerhalb ihrer verschiedenen ehrenamtlichen Tätigkeiten in der Gewerkschaft und ihrem Ortsverein Umschichtungsmöglichkeiten nutzen.

Florian Freund, der in dem neuen Ehrenamt als Augsburgs SPD-Vorsitzender mit „20 bis 30 Stunden zusätzlicher Parteiarbeit pro Woche“ rechnet, setzt optimistisch auf seine Belastbarkeit. Er habe es sich sehr genau überlegt, ob er eine 70-Stunden-Woche leisten könne und wolle: „Ich bin zu dem Schluss gekommen, mit 31 kriege ich das gebacken“.