Vorerst bleibt’s beim „Container“
Werkausschuss kann sich nicht auf Namensvorschlag für die Interimsspielstätte einigen
Von Frank Heindl
Beschlossen hatte man noch vor ein paar Tagen etwas ganz anderes: Ein „Runder Tisch“ aus Vertretern der Fraktionen, des Theaters und der am Auswahlverfahren beteiligten Augsburger Allgemeinen hatte sich auf vier Namensvorschläge für die im Volksgebrauch „Container“ getaufte Interimsspielstätte geeinigt, der Werkausschuss sollte sich am gestrigen Montag auf zwei Vorschläge einigen, dem Theater sollte die letzte Entscheidung vorbehalten, der Stadtrat sollte außen vor bleiben.
Namenlos: künftige Interimsspielstätte mit symbolisiertem Bühnenvorhang
(Grafik: Ing.-Büro Bestler)
Doch Sitzungen des Werk-/ Kulturausschusses laufen nach eigenen Gesetzen ab – meistens, und so auch gestern, herrscht ein großes Tohuwabohu, in dem erkennbare Absichten und politische Strategien schnell und unwiederbringlich verloren gehen. Die vier Vorschläge wurden demzufolge nicht auf einen „eingedampft“, sondern auf ein paar mehr „aufgeblasen“ – und der Stadtrat wird sich nun doch mit dem zukünftigen Namen der (vorläufigen) zweiten Spielstätte des Stadttheaters beschäftigen müssen.
Jetzt ist der Stadtrat gefragt
b-box, Brecht-Box, Brecht, Cubus – das waren die vier Vorschläge des „Runden Tisches“. Hinzu kamen im Laufe der Sitzung noch ein völlig inhaltsloses „BB“ und ein vom Personalrat des Theaters ins Gespräch gebrachtes „Intermezzo“, daneben auch noch die von der Brecht-Tochter Barbara Brecht-Schall in einem Schreiben an den Kulturreferenten Peter Grab ins Spiel gebrachten Lösungen „Brecht-Theater“ und „Brecht-Bühne“. Dass es im Rahmen der Sitzung zu keiner Entscheidungsfindung mehr kommen würde, stand schon relativ früh fest: Andreas Jäckel bekundete am deutlichsten weiteren Beratungsbedarf für die CSU-Fraktion, und da gegen dieses Procedere außer von der sichtlich fassungslosen Grünen Stadträtin Verena von Mutius und von dem hörbar genervten NCSM-Mann Dimitrios Tsantilas kein nennenswerter Widerstand zu hören war, durfte man sich frühzeitig auf eine Neuauflage der Verhandlungen im Stadtratsplenum am kommenden Donnerstag freuen. Ein Zeichen, dass der Werkausschuss gewillt wäre, im Vorfeld wenigstens zwei Pflöcke als Vorschlag einzurammen, unterblieb auch von der SPD, stattdessen verhedderte man sich in Diskussionen, die längst ausgestanden schienen (siehe untenstehender Kommentar) und legte dem Stadtrat zur Entscheidungsfindung die Vorschläge “BB” und “Brechtbühne” vor.
Theaterintendantin Juliane Votteler sah sich plötzlich allein im Regen und schien einmal mehr die politischen Realitäten unterschätzt zu haben. „Kommen wir auch noch vor?“, fragte sie hilflos in die Runde und befürchtete nun eine Neuauflage aller Diskussionen analog zum jahrelangen Gezerre um Bau des Containers, der nun immer noch so heißt, und an deren Ende eine Entscheidung des Stadtrates „gegen das Theater oder über das Theater hinweg“ stehen könnte. Warum die SPD an dieser Stelle einmal mehr den Mut zu konsequenter Opposition nicht aufbrachte und Karl-Heinz Schneider stattdessen bräsig realpolitisch den Stadtrat als Souverän hochhielt anstelle des Werkausschusses als kompetenten Entscheider – das blieb den Beobachtern nicht nur auf der Pressebank weithin unverständlich.