Von Skimode bis Rosenkranz
Museen des Bezirks Schwaben mit vielfältigem Programm
Von Frank Heindl
1,3% seines Jahresetats gibt der Bezirk Schwaben im Jahr 2012 für die Kultur aus – das sind 7,7 Millionen Euro. Mehr als die Hälfte, nämlich 4 Millionen, kosten dabei die Museen in Oberschönenfeld, Naichen, Maihingen, Höchstädt und Illerbeuren. Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert und seine Museumsleiter erläuterten jetzt den Medien, was es dort im laufenden Jahr zu sehen geben wird. Außerdem wurden neue Richtlinien vorgestellt, nach denen der Bezirk zukünftige seine Theaterförderung betreiben will.
„Reiseandenken – was vom Urlaub übrigbleibt“ heißt eine Ausstellung, die vom 25. März bis zum 7. Oktober das Publikum ins im Volkskundemuseum Oberschönenfeld locken soll. Der Begriff des Reiseandenkens soll hier weit gefasst werden – man beginnt mit den Devotionalien, also religiösen Mitbringseln, die der mittelalterliche Reisende als Erinnerungsstücke mit nach Hause brachte, „Souvenirs“ aus den Kriegen werden ebenso gezeigt wie industriell hergestellte Wandbrettchen und ähnliches mit zweifelhaftem ästhetischen Wert. Besonderes Augenmerk widmen die Ausstellungsmacher der Gablonzer Firma Welter & Prediger, die seit den 50er Jahren Souvenirs für den Weltmarkt produziert – manch ein in Australien erworbener Mini-Koalabär, behauptet das Jahresprogramm des Museums, „entstand in mühsamer Heimarbeit im schwäbischen Neugablonz.“ Auch mit mehreren Kunstausstellungen will das Museum 2012 Punkte machen – gezeigt werden unter anderem Malerei und Skulpturen des Kunstpreisträgers 2011 des Bezirks Schwaben, Franz Hitzler, Werke der in Augsburg geborenen und von den Nationalsozialisten verfemten Künstlerin Gretel Loher-Schmeck und eine Rauminstallation von Bernd Rummert, die Teil eines „auf Jahrzehnte angelegten Gesamtkonzeptes“ werden soll.
Religiöse Differenzierung im Ries
Im Bauernhausmuseum Maihingen geht es ein halbes Jahr lang, von März bis Oktober, um die Konfessionen im Ries: „Rosenkranz und Lutherbibel“ heißt die Ausstellung, in der dargestellt werden soll, wie sich im regional begrenzten Raum des Rieses Katholiken und Protestanten religiös voneinander abgegrenzt haben, obwohl sie in engster Nachbarschaft lebten. Jahrhunderte hat es gedauert, bis diese kulturell-religiöse Differenzierung abebbte – zunehmende Mobilität und die kulturell anders geprägten Vertriebenen haben erst in der Zeit nach dem 2. Weltkrieg die Unterschiede langsam eingeebnet und ein eher „ökumenisches“ Leben vorangebracht.
Schloss Höchstädt ist im Besitz des Freistaates – hier verfügt der Bezirk nur über eine begrenzte Fläche für eigene Aktivitäten. In einer Ausstellung von April bis September gehen hier die Veranstalter der Antike in Schwaben auf die Spur: „Via Romana – Schwaben in der Römerzeit“ heißt die Ausstellung, ausgehend von den Römerstraßen, die die römischen Siedlungen miteinander verbanden. Acht „Themenstationen“ mit zahlreichen Exponaten und Reproduktionen sollen ein lebendiges Bild der schwäbischen Antike bieten, und wer einmal speisen möchte wie ein Römer, der sollte sich rechtzeitig einen Platz reservieren, wenn am 21. April „Römische Tafelfreuden“ nach antiken Rezepten serviert werden. Das Servicepersonal ist stilecht gekleidet, zur weiteren Erbauung erklingt Lautenmusik. Im Rahmen des Höchstädter Schlossfestivals gibt es ein Meisterkonzert mit dem Klarinettisten Klaus Hampl, eine Literaturnacht, Marionettentheater für die Kleinen und das Opernpasticcio „L’ape musicale“ in einer szenisch-konzertanter Aufführung mit Musikern der Bayerischen Staatsoper.
Sogar die Hasen kommen ins Museum
Auch das Bauernhofmuseum in Illerbeuren lockt mit Sonderausstellungen – allerdings betont Museumsleiter Dr. Kettmann die „einmalige“ Rolle seines Museums über das ganze Jahr hinweg. Wer wissen will, wie das „alte Schwaben“ aussah, sollte tatsächlich einmal einen Ausflug an die Iller südlich von Memmingen unternehmen. Alte Haustierrassen, Getreidesorten und Bauerngärten, dazu nicht selten Nachwuchs beim Viehzeug – vor allem Kinder können hier viel erleben. Aber nicht nur die. Besuch bekommt das Museum, Kettmann zufolge, oft auch von den Hasen der Umgebung, „weil’s hier noch Kräuter gibt“, die anderswo von Landwirtschaft und Siedlungsbau ausgerottet werden. Wem das noch zu wenig der Idylle ist, der kann sich vom April bis Juli an der Ausstellung „Tierglocken aus aller Welt“ erfreuen oder sich September bei „Très chic im Schnee“ über die Entwicklung der Wintermode in den letzten hundert Jahren amüsieren.
„Nebenbei“ gab Bezirkspräsident Reichert eine Neuerung bei der Kulturförderung bekannt. Der Bezirk hat seine Förderrichtlinien überarbeitet, um zukünftig Theaterprojekte unterstützen zu können, sofern sich die Theatergruppen an den Kompetenzen und Zielen des Bezirks orientieren. Förderfähig wären zum Beispiel Projekte, die sich über den Horizont ihrer Gemeinde hinaus um Themen wie Jugend, Behinderte, Gewalt und Suchtprävention oder Mundart kümmern. 70.000 Euro stehen aus diesem Fördertopf ab sofort zur Verfügung – nicht wirklich viel, wie Reichert zugibt, vor allem vor dem Hintergrund der Zahlen: In Schwaben zählt die Regierung vier- bis fünfhundert Theaterprojekte. Trotzdem verspricht sich Reichert die Möglichkeit wirkungsvoller Hilfen in Einzelfällen – beispielsweise wenn Fortbildungen oder Seminare zu finanzieren sind.
Die neuen Richtlinien zur Theaterförderung sind demnächst auf der Internetseite des Bezirks zu finden: www.bezirk-schwaben.de.
Genaueres über die Veranstaltungen der Museen erfährt man in den Programmheften, die an den bekannten Stellen ausliegen, sowie auf folgenden Webseiten:
* Oberschönenfeld: schwaebisches-volkskundemuseum.de
* Maihingen: rieser-bauernmuseum.de
* Illerbeuren: bauernhofmuseum.de
* Schlöss Höchstädt: schloss-hoechstaedt.de