Vom Klostergarten zur Holbeinpiazza
Die Stadt Augsburg hat im Juli einen Realisierungswettbewerb zur Neugestaltung der Hallstraße ausgelobt. Gestern tagte das Preisgericht.
Gliederung in Straßenraum und Vorgarten aufgehoben: neuer Platzraum zwischen den Schulgebäuden (1. Preis, Prof. Bü Prechter)
Sieben Landschaftsarchitekturbüros aus dem süddeutschen Raum hatte man eingeladen, die Straßenflächen mit den Gehwegbereichen und den Flächen vor dem Holbein-Gymnasium neu und verkehrsberuhigt zu gestalten. Der mit 8.000 Euro dotierte erste Preis ging einstimmig an die Landschaftsarchitektin Prof. Bü Prechter aus Frickenhausen mit ihrem Team. Ebenso einstimmig fiel die Entscheidung für den zweiten Preis, der an das Münchner Büro MORPHO-LOGIC mit den Architekten und Stadtplanern Michael Gebhard und Prof. Ingrid Burgstaller ging.
Dem elfköpfigen Preisgericht unter der Leitung von Frau Prof. Ingrid Schegk gefiel an Bü Prechters Wettbewerbsbeitrag das “einfache, aber markante Konzept” der Dreiteilung der Hallstraße in die zwei Seitenäste mit Baumreihen und einen klaren Platzraum in der Mitte. Im Gegensatz zur heutigen Hallstraße – und auch zum Entwurf der Zweitplatzierten – wird im zentralen Bereich, der Piazza, die derzeitige Gliederung in einen Straßenraum und einen Vorgarten aufgehoben, wodurch ein eigenständiger Raumcharakter entsteht, der sich deutlich von den benachbarten engen mittelalterlichen Gassen unterscheidet.
“shared space” mit vielfältiger Nutzung
Besonders gut kam das Verkehrskonzept an, das eigentlich gar keines ist: Die Jury bescheinigt dem Entwurf, “eine dezente Funktionalität ohne konkrete Vorgaben anzubieten”. Die 35 Meter breite Piazza ist weder eine Straße noch sind Parkplätze ausgewiesen. Trotzdem soll sie für den nach dem Kö-Umbau verbleibenden Zielverkehr von 2.000 Fahrzeugen pro Tag mit Einschränkungen befahrbar sein. Wie diese Einschränkungen konkret aussehen, überlässt die Preisträgerin der Stadtpolitik:
“Die vorgeschlagene verbindende Platzfläche kann dem politischen Willen entsprechend als verkehrsberuhigte Zone, als Fußgängerzone oder als shared space ausgewiesen werden. In jedem Fall entsteht für die Zukunft ein urbaner Erlebnisraum, in dem das Auto eine deutlich untergeordnete Rolle spielen wird. Von Kurzparkzonen wird abgeraten, da hierdurch neuerlich Suchverkehr angezogen wird. Die notwendigen Lehrerparkplätze sind im Rückraum zwischen Hallschule und dem Gymnasiumsneubau angeordnet”, heißt es dazu in der Entwurfserläuterung der Preisträgerin.
2013 könnte der Umbau über die Bühne gehen
Neben der Nutzung als Schulcampus soll der neue Stadtraum für “mannigfaltige Nutzungsmöglichkeiten” zur Verfügung stehen. Mit einem Brunnen und einer sich künftig zum Platz öffnenden Terrasse des Restaurants “Enchilada” soll vor der begrünten Mauer des Schaezler-Gartens “ein lauschiger, poesievoller Ort mit typischem Altstadtflair” entstehen, “den Schüler ebenso gern wie Touristen aufsuchen werden”.
Der erste Preis wird am kommenden Dienstag im Bauausschuss des Stadtrates präsentiert. Dort soll der Beschluss fallen, Planungsmittel in den kommenden Haushalt 2012 einzustellen und die Fördermittelsituation zu klären, so Baureferent Gerd Merkle. Gebaut werden könnte dann im Jahr 2013, parallel zum Königsplatz. Merkle rechnet mit Gesamtbaukosten im niedrigen einstelligen Millionenbereich.
Klare Dreiteilung in zwei Seitenäste mit Baumreihen und die Piazza in der Mitte: Lageplan des Siegerentwurfs
Alle sieben Entwürfe sind vom 14. Oktober bis 11. November im Stadtplanungsamt zu sehen (Verwaltungsgebäude, Rathausplatz 1, 3. Stock, Mo – Mi 7.30 bis 16.30 Uhr, Do bis 17.30 Uhr, Fr. 7.30 bis 12 Uhr).