„Vieles hängt vom Willen der Stadtbevölkerung ab“
„Augsburg – qua vadis? – das Resümee der Ausstellung zum Ideenwettbewerb Innenstadt Augsburg“. Unter diesem Motto fand am Donnerstagabend auf Einladung des „Treffpunkts Architektur Schwaben“ (TAS) eine Podiumsveranstaltung in der Toskanischen Säulenhalle statt.
Zirka 150 Augsburger hatten sich die Zeit genommen, um den Erläuterungen der Experten – moderiert von Dieter Baur-Mathyl – zu folgen. Der Besuch hat sich gelohnt: Baureferent Merkle überraschte das Publikum mit konkreten Zielvorgaben.
Die Genese der politischen Entscheidung, die den Wettbewerb ermöglichte, war der Gegenstand der Eröffnungsrede von Frank Lattke (TAS). „Auf der Basis der Planerwerkstatt konnten die Preisträger ihre Ideen entwickeln“, so Lattke, der in seiner kurzweiligen Rede betonte, dass die beste Lösung nur in einem offenen, demokratischen Diskurs gefunden werden könne. Der Siegerentwurf sei ein eindrucksvoller Beleg dafür. Ingrid Burgstaller, Professorin für Städtebau und Stadtplanung in Nürnberg und Mitglied der Planerwerkstatt, bestätigte Lattke und nutzte die Gelegenheit, um darauf hinzuweisen, wie modern und wie einzigartig in Europa dieser mutige Entwurf sei.
„Wir sind stolz auf den politischen Konsens“
Die beiden „Ideenchampions“ Eberhard Wunderle und Klaus Stumpf waren natürlich auch geladen, und Wunderle beeindruckte das qualifizierte Publikum als Visionär und als „Macher“. „Der Tunnel – von der Ackermannstraße zur Berliner Allee – ist für mich noch nicht gestorben“, so Wunderle. Man müsse einfach unter den Römern hindurch und schon wäre man auf der Berliner-Allee, die sehr flexibel belastbar wäre. Eine Machbarkeitsstudie solle für den Tunnel angefertigt werden. „Insgesamt sind wir aber sehr stolz darauf, dass es einen politischen Konsens zur Realisierung unseres Entwurfs gibt. Unsere Ideen sollen die Stadtgesellschaft nicht spalten“. Wie es denn nun weitergehe, was, wann und wie viel von dem Siegerwettbewerb umgesetzt werden könne, liege nicht allein an der Politik: „Vieles hängt von der Kraft und dem Willen der Stadtbevölkerung ab“ zitierte Wunderle den „Papst der deutschen Urbanistik“, Professor Dieter Sauberzweig.
„Angenehmer Druck“
Baureferent Gerd Merkle will zwar den Tunnel nicht weiter verfolgen: „Die Berliner Allee wird ganz sicher keine Entlastungsstraße!“ Dies gehe nicht mit dem Entlastungskonzept der Friedberger Straße konform. Insgesamt jedoch sprach Merkle den Visionen des Siegerwettbewerbs einen hohen Realisierungsanspruch zu. Für Merkle wäre es schön, wenn 90 Prozent umsetzbar wären. Es gehe jetzt darum, den Ideenwettbewerb strukturiert abzuarbeiten. Die Verwaltung werde zuerst untersuchen, ob die Verkehrsströme über die Schaezlerstraße, Schießgrabenstraße und Halderstraße so abgewickelt werden können wie es der Siegerentwurf vorsieht: „Wie belastbar ist dieser Ring?“
Der Ideenwettbewerb, so Merkle, habe „einen angenehmen Druck“ für die schnelle Bearbeitung der Linien 6, 1 und 5 aufgebaut. Augsburgs Baureferent legte sich darüber hinaus darauf fest, dass der Königsplatzumbau ohne geschlossene Fuggerstraße nicht in Frage komme – und schob somit in aller Öffentlichkeit mit einem Federstrich die KÖ-Pläne von Stadtwerkechef Norbert Walter von der politischen Bühne. Erstmal in Fahrt gekommen, konkretisierte Merkle seine Vorstellungen für die Maxstraße: Es werde keine Straßenbahnführung durch die Maxstraße geben. Die „Käfige“ – besser bekannt unter „Augsburger Schafsställe“ – sollen verschwinden. Ebenso die aktuelle Gleisführung durch die Maxstraße, „dann hätten wir Platz für die historischen Gitter um den Herkulesbrunnen“. Dem Durchgangsverkehr Milchberg über die Max- und Hallstraße müsse ein Riegel vorgeschoben werden. Dies solle der Bebauungsplan für die Maximilianstraße bewerkstelligen, so Merkle.
Auf die meistgestellte Frage aus der Bürgerschaft, in welchen Zeiteinheiten die Umsetzung angedacht sei, gab es ebenfalls eine konkrete Absichtserklärung. „Wenn bis 2014 der KÖ sowie die Linie 1 und 6 nicht stehen sollten, wird der Wähler schon reagieren“. In spätestens zehn Jahren solle das Gerippe des Siegerentwurfs stehen. „Der KÖ, der Augsburg Boulevard und der Bahnhof müssen dann fertig sein“.
Der Verkehrsexperte der IHK, Peter Stöferle, äußerte sich kritisch zur Tempo-30-Zone Innenstadt. Für die Nord-Süd-Achse und für die Ost-West-Achse sei Tempo 30 nicht angebracht, so Stöferle. Allem Anschein nach hat der „Bremser IHK“ (Dieter Baur-Mathyl) noch nicht realisiert, dass es diese Transit-Achsen durch die Augsburger Innenstadt nicht mehr geben soll.