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Gesellschaft & Bildung

Vertrag perfekt: Schulwerk der Diözese Augsburg übernimmt Realschule und Gebäude der HSA

Die Verträge sind in trockenen Tüchern: Das Schulwerk der Diözese Augsburg übernimmt das Gebäude der Hermann Schmid Akademie (HSA) und führt die Realschule unter dem Namen„Bischof-Ulrich-Realschule Augsburg“ weiter.

HS Akademie

März 2020: Schüler-Eltern-Lehrer-Demo vor dem Gebäude der Hermann-Schmidt-Akademie © DAZ

„Wir freuen uns mitteilen zu können, dass heute ein notarieller Vertrag zustande kam, mit dem dieDiözese das Gebäude der Hermann-Schmid-Akademie gekauft hat und die Übernahme der Realschule vereinbart wurde. Damit konnte ein Teil dessen gerettet werden, was wir in 32 Jahren intensiver Arbeit aufgebaut hatten. Wir haben die Einrichtung einem Träger anvertraut, der eine Gewähr dafür leisten kann, das Haus und die Schule professionell und nachhaltig fortzuführen“,freuen sich die bisherigen Eigentümer Nicole und Hermann Schmid.

Die Gesellschafter verweisen darauf, dass die in den vergangenen Wochen bekannt gewordenen Versuche einer Eltern-Initiative, die HSA zu übernehmen, aus ihrer Sicht einer seriösen Grundlage entbehrten. Nicole Schmid: „Wir möchten in diesem Zusammenhang klarstellen, dass es von dieser als ‚HSA-Retter‘ bezeichneten Gruppe weder konkrete Ansätze für einen Betriebsübergang mit allenRechten und Pflichten gab, noch ein Angebot für das Haus.“

Grundsätzlich sei mit der Kirche rasch ein Einvernehmen erzielt worden. Doch der Teufel habe im Detail des 72-seitigen Vertragswerkes samt Anlagen gesteckt. „Besonders wichtig für uns war der Teilbetriebsübergang unserer Realschule, auch wenn diese nun einen neuen Namen und neue Schwerpunkte erhält. Mit diesem Übergang bleibt vielen unserer Lehrkräfte der Arbeitsplatz erhalten. Unsere Schülerinnen und Schüler können zusammenbleiben und zahlen angesichts dieser guten Lösung künftig sogar ein geringeres Schulgeld“, betont Nicole Schmid.

Für die Schülerinnen und Schüler würden die wesentlichen Vorzüge fortbestehen: Eine Realschule mit familiärem Charakter, eine digitale Schule mit Schwerpunkt auf IT und Naturwissenschaften (MINT) sowie ein gutes Ganztagsangebot. Schmid: „Das wunderschöne Schulhaus wird sich mit seinen hellen Farben und seiner Klarheit ganz wunderbar für eine Grund- und Realschule eignen.“

Die Komplexität der Übertragung eines Grundstücks im Stadtentwicklungsgebiet, für das ein städtebaulicher Vertrag ebenso neu geschlossen werden muss wie Altlastenregelungen zu klären waren, machte das Zusammenwirken von Stadt, der Wohnbaugruppe und der Diözese notwendig.

Der Kaufpreis von 18,35 Millionen Euro wird nach Abzug aller Kredite und Verbindlichkeiten einem neuen gemeinnützigen Projekt zur Verfügung stehen können. Nicole Schmid: „Mein Vater Hermann Schmid und ich werden in den nächsten Wochen entscheiden, welchen guten Zweck wir mit dem Geld unterstützen werden.“

Den bisherigen Eigentümern ist es wichtig klarzustellen, dass bislang entgegen falscher Darstellungen einiger weniger Lehrkräfte der Schule keine Fördermittel ins Schulhaus geflossen sind und kein Geld aus anderen Zuschüssen zweckentfremdet wurden.

„Wir danken im Namen der Schüler all unserer bisherigen Schulen den Lehrkräften, die bis heute – auch in der sehr ungewöhnlichen Corona-Online-Schulungssituation – Ihre Klassen optimal betreut haben und diese sicher durch die Abschlussprüfungen begleiten werden. Diese Kollegen haben bis heute die Lücken in Mehrarbeit geschlossen, die durch den Weggang einiger Lehrkräfte entstanden sind“, erklärt Nicole Schmid.

Die Diözese Augsburg wird zudem an diesem Standort auch eine neue Sporthalle errichten. „Ich freue mich sehr über diese Bereicherung unserer Bildungs-Aktivitäten. Mir ist es äußerst wichtig, damit gerade in dieser unsicheren, von der Corona-Pandemie geprägten Zeit auf Zukunft zu setzen und weiteren Schülern eine Heimat in unserem Schulwerk zu geben“, erklärt dazu der ernannte Bischof von Augsburg, Dr. Bertram Meier.

Dr. Bertram Meier, ernannter Bischof von Augsburg – Foto © Nicolas Schnall (pba)

Nachdem die Schließung der Akademie bekannt wurde, ist die Stadt Augsburg mit der Bitte auf die Diözese zugekommen, am Erhalt dieses Schulstandorts mitzuwirken. „Diesem Anliegen sind wir sehr gerne und schnell nachgekommen“, so Bischof Bertram. „Ich bin allen beteiligten diözesanen Gremien und Einrichtungen, vom Diözesansteuerausschuss bis zum Schulwerk sehr dankbar, dass wir hier zu einer guten und einvernehmlichen Lösung kommen konnten.“

Die Pläne der Diözese sehen vor, zunächst den Schulbetrieb der Realschule ab dem kommenden Schuljahr nahtlos fortzuführen. Träger der Einrichtung wird dabei das Schulwerk der Diözese Augsburg sein. Es wird damit ab Herbst in Augsburg mit vier Realschulen, zwei Gymnasien, einer Fachakademie für Sozialpädagogik, einer Berufsfachschule für Ernährung und Versorgung sowie den Franz-von-Assisi-Schulen (Grund- und Mittelschule) präsent sein.

Unterrichtet werden soll an der neuen Realschule, die den Namen Bischof-Ulrich-Realschule des Schulwerks der Diözese Augsburg tragen wird, nach dem schulwerkseigenen Modell „GanzTakt+“, einem flexiblen Ganztagsmodell. Dabei werden zwei feste, verpflichtende Ganztage für pädagogisch innovative Programme genutzt, wobei Eltern die beiden anderen Tage optional für eine Ganztagsbetreuung zusätzlich buchen können. In diesem Modell wird sich auch eine Profilierung der Schule nach dem Schulwerks-Leitbild einer ganzheitlich-christlichen Pädagogik verwirklichen lassen. „Als katholischer Träger werden wir bewusst auf die in unserem Schulwerk bewährte Vermittlung christlicher Werte setzen. Auch die vertrauensvolle Zusammenarbeit in der Schulfamilie wird uns dabei sehr wichtig sein“, erklärt dazu Peter Kosak, Direktor des Schulwerks der Diözese Augsburg. „Aber wir nehmen alle Konfessionen und Religionen auf und sind der Weltoffenheit verpflichtet.“

Schüler, Eltern und auch das Lehrerkollegium haben Kosak zufolge diesem pädagogischen Konzept bereits zugestimmt. Das Schulwerk werde einem Großteil der Lehrkräfte und Mitarbeiter der bisherigen Rudolf-Diesel-Realschule Arbeitsverträge anbieten können, kündigt er an. Die Ausrichtung der Realschule mit den Wahlpflichtfächergruppen I und II (mathematisch-naturwissenschaftlich technischer bzw. wirtschaftlicher Bereich) werde bestehen bleiben. Die Einschreibung für das nächste Schuljahr läuft bereits und ist noch bis zum 18. Mai über Formulare möglich, die unter www.hsa-akademie.de heruntergeladen werden können.

Zudem richtet der Schulwerksdirektor den Blick bereits auf das übernächste Schuljahr: „Wir planen, an diesem neuen Schulstandort ab September 2021 auch mit einer weiteren Grundschule an den Start zu gehen.“ Diese zweizügig geplante Schule wird nach einem schrittweisen Aufbau bis zu 200 Kindern aus ganz Augsburg offenstehen, ist also nicht an einen Stadtteil gebunden.