Vater und Sohn eröffnen das Mozartjahr
Un-er-hört: Die Bayerische Kammerphilharmonie mit Lena Neudauer im Goldenen Saal
Auch in diesem Jahr startet das Mozartjahr in Augsburg im Januar, an Mozarts Geburtstag, aber diesmal steht es unter einem besonderen Stern: Dem des Vaters Mozart, des Augsburgers Leopold, der 300 Jahre alt wird. Dessen Geburtstag ist allerdings erst im November und so ergibt sich die feine Gelegenheit, die Mozarts von Geburtstag zu Geburtstag gebührend zu feiern. Bis zu Leopolds Geburtstag muss übrigens auch das Mozarthaus fertig saniert sein, das wäre sonst eine Blamage. Ausgerechnet. Wo doch der Leopold sowieso immer die zweite Geige spielt im Mozart-Ranking. Die Mozartstadt Augsburg sieht sich da in der Pflicht und hat sich ihren berühmten Sohn in dessen Jubeljahr auf die Fahne geschrieben.
Ist er es überhaupt wert, dieser Leopold, als Musiker gewürdigt zu werden? Hat er Nachhaltiges hinterlassen? Nun, zumindest an der Karriere seines Sohnes hatte er entscheidenden Anteil, betonte Kulturreferent Thomas Weitzel in seiner Eröffnungsrede im Goldenen Saal. Er erkannte das Talent seiner Kinder und förderte es aktiv und durchaus unter Opfern für seinen eigenen Werdegang.
Die Bayerische Kammerphilharmonie eröffnete das etwas flapsig überschriebene Konzert „Wenn der Vater mit dem Sohne“ im mozartgerechten Goldenen Saal des Rathauses mit einer Sinfonie des Sohnes Wolfgang, die dieser als elfjähriges Kind geschrieben hatte. Wie selbstverständlich ergibt sich da der Bogen zum Vater, zum Erzieher und Mentor, der seine Kinder zur Konzertreife gebracht hat und die Strapazen ausgedehnter Konzertreisen ihnen und sich selbst zumutete. Klaus Müller fasste die Verbindungslinien zwischen den Musikstücken ausdrucksstark in Worte – erzählend, zitierend, aus dem Familien-Nähkästchen plaudernd. Die Reiseeindrücke scheinen den kleinen Wolfgang demnach zu eigenen Kompositionen inspiriert zu haben. Aber auch dazu, seinen eigenen Weg zu gehen, nicht immer konform mit den Vorgaben des erfahrenen Vaters. Ein Ausdruck seiner Reife ist das Violinkonzert Nr. 5 A-Dur, das den Zuhörern im Goldenen Saal unter Mitwirkung einer alten Bekannten dargeboten wurde: Lena Neudauer, einst im zarten Alter von 15 Jahren Gewinnerin des Leopold-Mozert-Violinwettbewebs, heute immer noch zart und mädchenhaft wirkend, Professorin an der Münchner Hochschule für Musik und Theater. Sie kehrte an den Ort ihres Glücksbringers Leopold zurück, um die Genialität Wolfgangs transparent zu machen. Mit Leichtigkeit und Grazie perlten die Töne aus ihrem Instrument, sie konnten sich in der Raumhöhe des Goldenen Saals wunderbar entfalten.
Nach der Pause war dann doch endlich Leopold dran. Seine „Lambacher Sinfonie“ beweist, dass auch der Vater ein Meister seines Fachs war. Der Name des Werks wiederum deutet darauf hin, dass die Werke Leopolds nur teilweise überliefert sind, so sie denn an diversen Fundorten (wie dem Kloster Lambach) zufällig gefunden wurden. Sohn Wolfgang war kein Bewahrer des väterlichen Werkes, er trachtete wohl eher danach, es in der Not zu Geld zu machen. Den Schlusspunkt des Konzerts machte schließlich wieder der Sohn Mozart, inzwischen in der Mannheimer Lebensphase angekommen. Die prägte ihn nicht nur emotional, da er sich in Aloisia Weber verliebte, sondern auch musikalisch, denn die Hofkapelle des Kurfürsten galt damals als das beste Orchester Europas. Die hochfliegenden Pläne Wolfgangs konnten weder in der Musik noch in der Liebe umgesetzt werden. Die Mahnungen des Vaters führten ihn schließlich weiter. Der Rest ist Geschichte.
Nicht nur durch ihre professionelle Virtuosität, sondern auch durch ihr sympathisches Auftreten sind die Bayerischen Philharmoniker mit ihrem rührigen Ersten Kapellmeister Gabriel Adorján ein Schmankerl für das Publikum. Das Zusammenspiel mit Klaus Müller und seinen Texten machte aus dem Eröffnungskonzert eine vergnügliche Gedenkstunde an Vater und Sohn Mozart, die die Lust am Mozartjahr so richtig aufkommen ließ.
Das Mozartbüro im Kulturamt hatte bereits am Tag davor die Kinder mit dem schon traditionellen „Mozartfeschtle“ an das Thema herangeführt. Auch eine Straßenbahn wird, mozartgerecht gestaltet, an das Jubiläumsjahr erinnern. Da freuen wir uns doch glatt auf die vielen geplanten Mozart-Events, vor allem das Mozartfest vom 11. bis zum 24. Mai, das sagenhafte Konzert-Genüsse verspricht. Und sind gespannt, wer im Jubiläumsjahr den Leopold-Mozart-Preis gewinnt! Der erinnert nämlich daran, dass Leopold ein bis heute anerkannter Violinpädagoge war. In diesem Sinne: Vivat Mozart! (Halrun Reinholz)