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Freitag, 14.02.2025 - Jahrgang 17 - www.daz-augsburg.de

Universität erhält Bibliothek der verbrannten Bücher

Die Salzmann’sche Sammlung der verbrannten Bücher, die einen repräsentativen Überblick über die in der NS-Zeit geächtete deutschsprachige Literatur gibt, kommt nun definitiv nach Augsburg. Am heutigen Freitag werden im Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst in München die Verträge unterzeichnet.

In das Jahr 2008 reichen die Bemühungen zurück, die private 10.000 Bände umfassende Sammlung „Bibliothek der verbrannten Bücher“ von Georg P. Salzmann, Gräfelfing, an die Universitätsbücherei Augsburg zu holen. Als hartnäckiger Konkurrent trat dabei die Stiftung Reichsparteitagsgelände Nürnberg auf, die ebenso ihr Interesse anmeldete, nun aber zurückstecken muss.

Einmalige Quellensammlung

Was Georg P. Salzmann in seinem Wohnhaus in Garching über Jahrzehnte hinweg in intensiver Sammeltätigkeit zusammen getragen hat, ist unvergleichlich und als Quellensammlung in dieser Bestandsdichte nicht nur in Deutschland, sondern weltweit einmalig. Versammelt sind nahezu vollständig die Erstausgaben sowie alle weiteren Werke jener rund 100 deutschen Schriftsteller und Publizisten, deren Bücher bei der von den Nazis organisierten sogenannte Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 in zahlreichen Städten Deutschlands ins Feuer geworfen wurden. Diese Bücher wurden kurz darauf in offiziellen Listen publiziert und ihr Verkauf wurde verboten.

Nachdem bekannt geworden war, dass Georg P. Salzmann seine Privatbibliothek künftig öffentlich zugänglich machen wolle, hatten mehrere wissenschaftliche Bibliotheken in Deutschland, sowie eine aus den USA, ihr Interesse an einem Ankauf geäußert. Der Ausschuss für Hochschule, Forschung und Kultur im Bayerischen Landtag fasste im Dezember 2006 allerdings einen Beschluss, wonach die Bibliothek Salzmann in Bayern verbleiben und mit Hilfe des Freistaats erworben werden solle.

Konzept der Universität Augsburg überzeugt

Universität Augsburg - Foto: Stefan Steinhagen

Universität Augsburg - Foto: Stefan Steinhagen


Am Konzept der Universität Augsburg überzeugte von Anfang an, dass sie die Sammlung nicht nur als Ergänzung in ihren Bestand aufnehmen wollte, sondern auch plante, sie mit Ausstellungen und Veranstaltungen einem breiten Publikum zugänglich zu machen und mit Kongressen eine intensive Beschäftigung mit den Autorinnen und Autoren der verfemten Bücher anzustoßen. Besonders der Direktor der Universitätsbibliothek, Dr. Ulrich Hohoff, sowie Prof. Dr. Mathias Mayer, Inhaber des Lehrstuhls für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft und Sprecher des von den Universitäten Augsburg und Nürnberg gemeinsam angebotenen Elitestudiengangs „Ethik der Textkulturen“, nahmen sich der Ausarbeitung der schließlich erfolgreichen Konzeption an.

Dass es ihr überaus ernst mit dem Erwerb der Sammlung ist, haben Universität und Universitätsbibliothek Augsburg nicht zuletzt auch durch die Bereitschaft unterstrichen, einen erheblichen Teil der Kaufsumme selbst aufzubringen. Weitere Mittel werden vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, von der Stadt Augsburg, der Landeszentrale für politische Bildung sowie von privaten Spendern beigesteuert. „Dass vor rund vier Wochen auch die Bayerische Landesstiftung 60.000 Euro zur Finanzierung der Augsburger Lösung zugesagt hat, sehen wir“, so Hohoff, „als zusätzliche Bestätigung unseres Konzepts.“