Unfassbar! FCA verspielt 3:0-Führung
Der FCA wurde am 25. Spieltag seinem Ruf als Aufbaugegner für schwächelnde Teams einmal mehr gerecht. Am Ende der dritten englischen Woche in Serie mussten sich die Augsburger mit einem 3:3 Unentschieden gegen Bayer Leverkusen zufrieden geben, das seine letzten drei Spiele allesamt verloren hatte. Nach dem Dreierpack von Ja-Cheol Koo wähnten nicht wenige der 27610 in der WWK-Arena die Werkself aus Leverkusen k.o., doch durch einen katastrophalen Auftritt in der letzten halben Stunde ließ sich der FCA den schon sicher geglaubten Sieg noch aus den Händen nehmen und riss seine Fans aus allen Träumen von Höherem.
Von Udo Legner
Not gegen Elend – diesen Eindruck vermittelten die Startformationen der beiden Teams. Bei Bayer Leverkusen fehlten neben den gesperrten Hernández, Chicharito und Trainer Schmidt, der sich gleich nach Spielbeginn als Spion auf den Weg nach Spanien zum nächsten Gegner in der Europaliga machen durfte, verletzungsbedingt Roberto Hilbert, Stefan Kießling, Kevin Kampl und Lars Bender. Auf Augsburger Seite fielen neben Morávek und Feulner auch Klavan und Bobadilla aus, die sich beim Abschlusstraining bzw. beim Aufwärmen unmittelbar vor Anpfiff eine Verletzung zugezogen hatten.
So stellte FCA-Coach Markus Weinzierl seine Elf nach der 1:2 Auswärtsniederlage gegen die TSG Hoffenheim auf vier Positionen um. In der Defensive begannen Hong und Max statt Klavan und Stafylidis und für Raúl Bobadilla und Halil Altintop liefen Alexander Esswein und Daniel Baier auf, der nach einem Haarriss im Sprunggelenk wieder fit war.
Wer angesichts dieser Verletzen Malaise ein Magerkost-Match zwischen den beiden Loser-Teams der englischen Wochen erwartet hatte, der wurde – zumindest was die Torausbeute anbelangte – bald eines Besseren belehrt. Der FCA dominierte in der Anfangsphase der Partie und Koo (4. Min.) deutete mit einem Heber von der Strafraumkante an, dass in diesem Spiel mit ihm noch zu rechnen sein würde.
Tooor für den FCA, 1:0 durch Ja-Cheol Koo
Nur eine Minute später das 1:0 für den FCA: Nach einem Patzer von Wendell an der Außenlinie kam Alexander Esswein im Strafraum der Werkself frei zum Schuss und hämmerte den Ball an die Latte. Den Abpraller verwandelte der goldrichtig postierte Ja-Cheol Koo durch die Beine von Schlussmann Leno (5. Min.) zur vielumjubelten Führung für die Augsburger.
Trotz des frühen Führungstreffers war das Spiel des FCA in der Folge von Hektik und Nervosität geprägt. Dies lag vor allem an der neu zusammengestellten Abwehr-Viererkette, die jegliche Automatismen beim Spielaufbau vermissen ließ, weil die Laufwege zu selten stimmten. Leichtsinnige Ballverluste beim Umschaltspiel – allen voran Hong und Kohr – trugen dazu bei, dass die Leverkusener nach dem frühen Rückstand immer besser ins Spiel kamen.
Hakan Çalhanoglu hatte die erste Chance für die Werkself (9. Min.), doch sein Distanzschuss aus der zweiten Reihe zischte über das Tor von Marwin Hitz. Ein Fehler im Spielaufbau der Augsburger bescherte dem Gästeteam in der 21. Minute beinahe den Ausgleich, doch Admir Mehmedi, der erst kurzfristig für Jonathan Tah in die Startelf der Leverkusener gerückt war, knallte den Ball aus 17 Metern gegen den Pfosten.
In der 25. Minute erhielt Jeong-ho Hong nach einem Zweikampf mit Brandt vom Unparteiischen Markus Schmidt aus Stuttgart die gelbe Karte, was von den FCA-Anhängern mit einem gellenden Pfeifkonzert quittiert wurde. Ansonsten war wenig Farbe im Spiel der Augsburger, die nach dem Führungstreffer nicht mehr im gegnerischen Strafraum aufgetaucht waren. Fazit nach einer halben Stunde Spielzeit: eine Partie auf bescheidenem Niveau mit allzu vielen Abspielfehler auf beiden Seiten – bei Augsburg kamen nur 70 Prozent aller Pääse beim Mitspieler an, bei Leverkusen waren es sogar nur 66 Prozent.
In der 35. Minute zeigte sich Marwin Hitz auf dem Posten, als er einen platzierten Schuss von Karim Bellarabi von der Strafraumkante um den Pfosten lenkte. Fünf Minuten später endlich wieder eine Chance für den FCA: Nach schöner Flanke von Esswein von der rechten Seite kam Finnbogasan völlig frei zum Kopfball, der aber leichte Beute für den Leverkusener Keeper Leno wurde.
Tooor für den FCA, 2:0 durch Ja-Cheol Koo
Unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff das 2:0 für den FCA! Irgendwie und ungeahndet spitzelte Alfred Finnbogasan den Ball Torwart Leno aus den Händen und drosch ihn aus spitzem Winkel an den Pfosten. Wie beim 1:0 verwertete Ja-cheol Koo den Abpraller, sodass es mit einer mehr als glücklichen 2:0 Führung für den FCA in die Pause ging.
Mit Christoph Janker (für Jeong-ho Hong) kam der FCA aus der Kabine zurück und erwischte auch in der zweiten Halbzeit den besseren Start. In der 50. Minute verpasste Finnbogasan eine Hereingabe von Esswein nur knapp und der Ball trudelte am langen Pfosten des Leverkusener Tors vorbei. Die Werkself zeigte sich in dieser Phase des Spiels sehr verunsichert und kam nur nach Ecken und Freistößen gefährlich vor das Augsburger Tor.
Tooor für den FCA, 3:0 durch Ja-Cheol Koo
In der 57. Minute die 3:0 Führung für die Augsburger: Nach toller Vorarbeit von Philipp Max und Alfreð Finnbogason traf der Koreaner aus zehn Metern mit einem spektakulären Seitenfallzieher. Koos erster Dreierpack und sein 7. Saisontor für den FCA!
Tooor für Bayer Leverkusen, 3:1 durch Karim Bellarabi
Doch die Jubelgesänge in den Augsburger Fanblocks waren noch nicht verstummt, da gelang Karim Ballarabi (60. Min.) nach Zuspiel von Mehmedi aus spitzem Winkel der Anschlusstreffer. Der Schweizer Nati-Schlussmann in Spe Marwin Hitz muss dieses Tor auf seine Kappe nehmen, zeigte er sich bei diesem keineswegs unhaltbarem Schuss aus kurzer Distanz doch nicht gerade von seiner Schokoladenseite.
Es kam, wie es bestimmt nicht kommen musste. Nach diesem Lebenszeichen der Leverkusener verloren die Augsburger zusehends den Glauben an sich und überließen dem Gegner fast ohne Gegenwehr das Mittelfeld. Abgesehen von einer von Finnbogason vergebenen Konterchance (77. Min.) fand der FCA in der Offensive nicht mehr statt, weil er von der Werkself permanent hinten hineingedrängt wurde.
Tooor für Bayer Leverkusen, 3:2 durch Paul Verhaegh (Eigentor)
Nach einer von Çalhanoglu scharf auf den kurzen Pfosten getretenen Ecke landete der Ball auf dem Kopf von Kapitän Paul Verhaegh und flog von da unhaltbar für Keeper Hitz ins Augsburger Tor (80. Min.). Diese unglückliche Aktion brachte Leverkusen endgültig ins Spiel zurück.
Mit allen Mitteln stemmte sich der FCA in den verbleibenden zehn Minuten gegen den Ausgleich. In der 84. Minute scheiterte Çalhanoglu noch an Torhüter Marwin Hitz, doch in der letzten Minute der Nachspielzeit war es soweit: Nach Powerplay der Leverkusener gelingt es der FCA-Abwehr nicht, den Ball aus der Gefahrenzone zu schlagen und so konnte Gouweleeuw Mehmedis Nachschuss aus kürzester Distanz nur in Torwartmanier abblocken, wofür der Augsburger Abwehrspieler völlig zu Recht Rot sah.
Tooor für Bayer Leverkusen, 3:3 durch Hakan Çalhanoglu
Den fälligen Strafstoß verwandelte Çalhanoglu in letzter Sekunde sicher zum verdienten 3:3 Ausgleich für Leverkusen.
Am 26. Spieltag gastiert Augsburg am Samstag (15.30 Uhr) beim SV Darmstadt 98 und muss alles daran setzen, nicht noch weiter in den Abstiegsstrudel zu geraten!
Aufstellung:
Hitz – Verhaegh, Gouweleeuw, Hong, Max – Kohr, Baier, Esswein, Koo, Caiuby – Finnbogason
Einwechslungen:
46. Janker für Hong
70. Werner für Esswein
85. Stafylidis für Baier