UNESCO-Bewerbung: Folgekosten schlagen hart auf
Auf der Sitzung des Kulturausschusses am morgigen Dienstag wird erstmalig konkret über die Augsburger Bewerbung zur UNESCO-Welterbe-Stadt diskutiert werden. Der Grund: Die Folgekosten sind höher als gedacht und der Haushalt der Stadt ist ohnehin stets auf Kante genäht.
Die Idee, die kultivierte Nutzung des Augsburger Wassers als Welterbe bei UNESCO einzureichen, hatte der Autor Martin Kluger vor vielen Jahren. Trotz des sperrigen Titels „Wasserbau und Wasserkraft, Trinkwasser und Brunnenkunst in Augsburg“ sollte sich schnell herausstellen, dass Experten dem Ansinnen große Realisierungschancen zutrauten. Die Politik nahm den Ball an und brachte das Bewerbungsprojekt noch in der Ära Peter Grab auf den Weg, der nun am kommenden Dienstag im Kulturausschuss in die Zielgerade münden soll. Doch es regt sich Widerstand. Nicht wenige Stadträte fürchten die hohen Folgekosten, falls die Stadt den Welterbe-Titel tatsächlich zugesprochen bekäme.
Zunächst geht es aber im Kulturausschuss darum, ob für die Endphase der Bewerbung zwei neuer Stellen (zunächst bis 2019 befristet) genehmigt werden. Davon eine Projektleiterstelle zur Bewerbungs- und Veranstaltungskoordination sowie eine Stelle im Referat 6 zur Koordination der Stadtplanung, Stadtentwicklung, Denkmalpflege und des Hoch- und Tiefbaus. Weitere Kosten würden durch die Erstellung eines Managementplans und externe Zuarbeit für das Nominierungsdossier entstehen. Insgesamt müssten deshalb noch zirka 1,2 Millionen Euro in den Haushalt eingestellt werden, wie es hieß. Im Koalitionsausschuss soll bereits darüber mit der SPD kontrovers diskutiert worden sein, doch der eigentliche Schock ereilte die Stadträte, als sie von den geschätzten Folgekosten erfuhren, die mit dem Welterbe-Titel anfielen.
Bis zum Sommer 2016 soll dem Stadtrat eine grobe Gesamtkostenschätzung vorgelegt werden. Neben den Kosten des laufenden Bewerbungsprozesses soll diese auch die Folgekosten im Falle der Zuerkennung des Welterbetitels beinhalten. Grob geschätzt soll es sich dabei um einen Betrag knapp über 10 Millionen Euro handeln. Ins Kontor würden dabei die Erstellung eines Besucherzentrums und möglicherweise zwei feste Langzeitstellen schlagen. In der Sprache der Verwaltung hört sich das nicht weniger dramatisch an: „Schon jetzt wissen wir, dass im Falle der Titelzuerkennung eine Vielzahl von Auflagen der UNESCO zu erwarten sein wird. Hierbei ist insbesondere die Herstellung eines noch zu definierenden Besucherzentrums hervorzuheben, die erhebliche Investitionskosten bedingen wird. In der Folge werden auch Betriebs- und Unterhaltskosten sowie eine personelle Ausstattung des Besucherzentrums im städtischen Haushalt zu verankern sein. Ferner müssen die vom Welterbe umfassten Denkmäler dauerhaft in Stand gehalten werden, was wiederum zu laufenden Unterhaltskosten führen wird.“ Eine finanzielle Unterstützung der UNESCO oder sonstiger Fördergeber sei nicht zu erwarten, eine Rückfinanzierung durch ein erhöhtes Touristenaufkommen ebenfalls nicht, wie es in der Beschlussvorlage des Kulturausschusses heißt.