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Donnerstag, 15.08.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Theatersanierung: Bürgerbegehren steuert auf 7.000 Unterschriften zu

„Sind Sie dafür, dass die Stadt Augsburg die Sanierung des Theaters trotz angespannter Haushaltslage über Neuverschuldung finanziert?“ Mit dieser einfachen Frage starteten am 1. April 2016 mit großer medialen Beachtung sechs Bürger ein Bürgerbegehren und sorgten mit ihrem Anliegen, eine zirka 190 Millionen Euro teure Theatersanierung zu stoppen, für den größten kulturpolitischen Wirbel in der Nachkriegsgeschichte der Stadt Augsburg.

Sammelstand der "Initiative kulturelle Stadtentwicklung" am heutigen Samstag in Pfersee

Sammelstand der "Initiative kulturelle Stadtentwicklung" am heutigen Samstag in Pfersee


Inzwischen sind fast drei Monate vergangen und die sechs Initiatoren Kurt Idrizovic, Peter Bommas, Franz Fischer, Dr. Helmut Gier, Angelika Lippert und Rudolf Reisch schweigen weiter beharrlich, wenn es darum geht, eine Wasserstandsmeldung zu den bisher gesammelten Unterschriften abzugeben. Das gilt trotz bester Beziehungen auch für die DAZ: „Eine gelenkte Pressearbeit wird es bei uns nicht geben“, so wehrt Kurt Idrizovic jede Nachfrage ab. „Wir vermelden die erste Zahl, wenn wir über 20.000 Unterschriften gesammelt haben“, wimmelt Franz Fischer jeden Journalisten ab, ohne dabei den Zusatz hinterher zu schieben, dass man das schaffen werde. Idrizovic und Fischer beteuern auch nach einem dutzendfachen Nachhaken, dass man noch nicht gezählt habe und viele Sammler ihre Listen noch nicht abgegeben hätten. Das stoische Mauern generierte in der veröffentlichten Meinung die Schlussfolgerung, dass es beim Unterschriftensammeln wohl sehr zäh vorangehen müsse. Eine richtige Einschätzung, wie die DAZ recherchierte.

Die Kampagnen des Theaters und einer Bürgerwehr um den Architekt Christian Z. Müller sorgten für Resistenzen bezüglich der schwäbisch-augsburgerischen Obrigkeitsskepsis, die beinahe jedes Augsburger Bürgerbegehren  in der Vergangenheit zum Selbstläufer machte. „Ich bin für das Theater und für die Sanierung“, schallte es den Initiatoren und ihren fleißigen Sammlern sehr oft auf der Straße entgegen. Und in der erhitzten Stimmung „stellen sich die Herren und Dame Initiatoren“, wie Stadtrat Volker Schafitel (Oppositionsführer mit Anführungszeichen und König der Unterschriftensammler) kürzlich gegenüber der DAZ süffisant anmerkte, „auf der Straße nicht sehr geschickt an.“

Im kommenden Juli, dem vierten Monat des Begehrens, sollen die Sammelaktionen professionalisiert werden. Zirka tausend Unterschriften wurden in den vergangenen zwei Wochen in Lechhausen, Bärenkeller und Pfersee gesammelt. Tausende von Postwurfsendungen wurden in Bärenkeller und Pfersee verteilt. „Alle Stadtteile sollen mit Flyern versorgt werden“, sagt Angelika Lippert, die auch einräumt, dass es am Anfang nicht gut lief, aber nun guter Dinge ist, dass die „Initiative kulturelle Stadtentwicklung“ die zirka 11.000 Unterschriften noch vor der Sommerpause zusammen bekommt.

Eine Umfrage der DAZ unter den Sammlern der Initiative lässt eine Hochrechnung zu, die besagt, dass mindestens 6.000 Unterschriften gesammelt wurden. Diese Zahl wurde von Initiator Peter Bommas bestätigt: „So viele sind es ganz sicher, vermutlich haben wir sogar die zwei-Drittel-Grenze bereits überschritten.“ Wenn man von zirka 11.000 Unterschriften, die für einen Bürgerentscheid notwendig sind, ausgeht, müssten demnach 6.600 Unterschriften an einem sicheren Ort verwahrt werden.

„Es ist unglaublich aber wahr“, so der „hochgelehrte“ (FAZ) Helmut Gier, „aber es verschwanden immer wieder dutzendweise unterschriebene Unterschriftlisten in den Geschäften, die uns unterstützen.“ Man gehe aus diesem Grund nun mit den Listen um, wie mit sehr wertvoller Ware.

Mit verschwundenen Unterschriftenlisten hatten auch die Fusionsgegner zu kämpfen, die in zirka 3,5 Monaten 12.000 Unterschriften sammelten. Bei der von der Bürgerschaft abgelehnten Fusion hatten es die Gegner mit der Argumentation einfach, da sie von Beginn an mit einem schlichten Slogan ihr Anliegen darstellen konnten, während die Theaterkritiker immer noch Schwierigkeiten haben, ihre Kritik an dem „Komplex Stadttheater“ in aller Konsequenz schlüssig unter die Leute zu bringen.