Theaterfest: Alles neu und gut in Schuss
Bei schönstem Altweibersommer-Wetter fand auf dem Gelände des Martiniparks das Theaterfest zum Beginn der neuen Spielzeit statt. Neu in vielen Hinsichten: Intendanz, Leitungspersonal, der größte Teil des Ensembles – und dann auch noch die Spielstätte. Doch das Publikum ging mit und feierte mit dem Theater.
Von Halrun Reinholz
Das alljährliche Theaterfest hatte in diesem Jahr eine besondere Note: Statt am Alten Einlass und den umliegenden Straßen traf man sich diesmal im Martinipark. Für mindestens fünf Jahre ersetzt eine umgebaute Fabrikhalle das Große Haus. Intendant André Bücker und sein Team taten alles, um dem Theaterpublikum dieses Provisorium schmackhaft zu machen.
Auf der großen Wiese war eine Open-Air-Bühne aufgebaut, davor Liegestühle im neuen Look des Theaters: auffälliges Pink für die rosa Ananas, die künftig die Theaterwelt regiert – eine umgedrehte Zirbelnuss, eigentlich. Und damit doch wieder sehr augsburgerisch.
Besonders auffällig: André Bücker hat das Schauspielteam enorm verstärkt. Bei einer dreigeteilten Vorstellungsrunde wurden die „Neuen“ dem Publikum präsentiert. Beeindruckend, so ein großes Ensemble, das künftig die Präsenz des Schauspiels deutlich demonstrieren wird. Dass die Schauspieler auch singen können, bewiesen sie beim Theaterfest in einem eigenen Programmpunkt. Es schlummern durchaus Talente im Ensemble – Musical-Stars (Daniel Schmidt mit dem Song Gethsemane aus Jesus Christ Superstar), Brecht-Darsteller (Anatol Käbisch mit dem „Lied vom Wasserrad“ oder „Klampfen“-Spieler Gerald Fiedler und nicht zuletzt Natalie Hünig mit „We are the champions“, mit dem sie außer musikalischem auch komödiantisches Talent erahnen lässt).
Auf der Großen Bühne konnte man in der Zwischenzeit auch „Probesitzen“. Eine Art Brechtbühne, nur etwas größer, so kommt einem der Bau vor. Immerhin gibt es einen (halben) Orchestergraben. Die erste Premiere des Musiktheaters, der Freischütz, wurde dem Publikum in diesem Rahmen vorgestellt. Danach hatte das Ballettensemble mit seinem neuen Leiter Ricardo Fernando Gelegenheit, sich dem sehr interessierten Publikum zu präsentieren. Davor hatte es übrigens noch ein fröhliches Mittanz-Event auf der Wiese gegeben, wo der neue Ballettdirektor sich nicht nur als charismatischer Tänzer, sondern auch als charmanter Plauderer erwies.
Verwirrend auf diesem Theaterfest war das Angebot der Gastronomie. Auf dem Platz vor der Halle standen einige Zelte, die wahlweise teuren Champagner, Limo/Bier oder kleine Gerichte (Lasagne o.ä.) anboten. Im Kassenfoyer war dagegen die Gastronomie des Theaters, die auch die Theaterkantine betreibt, die am Tag des Theaterfestes leider nicht geöffnet war. Im Foyer gab es dagegen ein weites Spektrum von Kuchen, Getränken und kleinen Gerichten. Klein ist leicht übertrieben. Die appetitlich aussehenden kleinen Brotzeitteller (auf Schiefertafeln serviert) waren für eine Person viel zu groß (und mit knapp 10 Euro auch zu teuer), um als Pausensnacks durchgehen zu können. Ein Angebot an Fingerfood mit kleinen Portionen wäre da für das Theaterpublikum sehr hilfreich. Es bleibt zu hoffen, dass sich dies für die reguläre Spielzeit herumspricht.
Höhepunkt des Theaterfestes war die gut eine Stunde dauernde Auftaktshow zur neuen Spielzeit. Alle drei Sparten präsentierten sich und boten Einblick in die nächsten Produktionen. Es ging los mit dem Freischütz, der bereits am 1. Oktober Premiere hat, und setzte sich fort mit Appetithäppchen des Tanztheaters (Schwanensee, Dimensions of Dance) und des Musiktheaters, das unter anderem eine Deutschlandpremiere auf dem Spielplan hat, die Oper „Prima Donna“ von Rufus Wainwright. Das Schauspiel tanzte aus der Reihe und bot statt einer Vorschau eine humorvolle Betrachtung über das Schauspiel.
Als Perspektive wurde bereits ein Vorgeschmack auf das Spielzeitende geboten. Auf der Freilichtbühne wird mit „Herz aus Gold“ die Uraufführung eines Augsburg-spezifischen Fugger-Musicals zu sehen sein. Chris Murray präsentierte den Titelsong, der beim Publikum großen Anklang fand. Zum fulminanten Finale ertönten zwei Nummern aus der Operette „Roxy und ihr Wunderteam“ von Paul Abraham, wo es (in der Fußballstadt Augsburg, wie der Intendant betonte) um Fußball geht. Die Schlussnummer „Das Wunderteam ist da“ beschloss gleichsam symbolisch die Show und schickte die Anwesenden beschwingt in die neue Spielzeit. Bei allen Unannehmlichkeiten und der doch etwas eingeschränkten Erreichbarkeit der Spielstätte im Martinipark gelang es dem Theater-Team dennoch, die Vorfreude auf eine neue spannende Spielzeit zu schüren. Angesichts des Wahltages endete das Theaterfest mit einer Wahlparty. Angekommen in Augsburg.