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Samstag, 09.09.2023 - Jahrgang 15 - www.daz-augsburg.de

Stuttgart 21: „Pyramiden-Bau der Neuzeit“

Der Bundestagsabgeordnete der Augsburger Linken Alexander Süßmair hat sich gestern in einer Stellungnahme zu den umstrittenen Neubauplänen der Strecke Stuttgart-Ulm sowie zu Stuttgart 21 positioniert. Süßmair vertritt die Auffassung, dass das geplante Großprojekt eine Verschlechterung der verkehrlichen Situation für die Region Augsburg bedeuten würde.

Die verkehrliche Situation von Augsburg und Schwaben werde nicht durch Stuttgart 21 gerettet, so Süßmair, der nur dann eine Verbesserung für die Schienenanbindung Augsburgs erwartet, „wenn es einen Strategiewechsel bei der Bahn gibt und die Bahn wieder vollständig in ein öffentliches Unternehmen zurückgeführt wird“. Anstatt für ein gut ausgebautes, engmaschiges Fernverkehrsnetz zu sorgen, würden Milliarden Euro für den kostspieligen und großmächtigen Ausbau von wenigen Strecken und Bahnhöfen ausgegeben. Der einzige Augsburger Stadtrat mit Bundestagsmandat sieht wie die Grüne Bundestagsabgeordnete Claudia Roth bei dem Bahnprojekt eine viel zu große Diskrepanz zwischen Nutzen und Kosten.

„Großprojekte verfolgen den Zweck, durch ihre mächtige Existenz zu wirken“

MdB Alexander Süßmair

MdB Alexander Süßmair


Prestigeträchtige Großprojekte wie Stuttgart 21 psychologisiert Süßmair als „Pyramiden-Bau der Neuzeit“. Sie verfolgten den Zweck, durch ihre „mächtige Existenz zu wirken“ und als Meisterstücke moderner Architektur, Technik und Ingenieurskunst zu „verzaubern“. In den Sphären dieser metaphysischen Welt seien „gerne neoliberale Politiker und Vertreter der Wirtschaft unterwegs“. Man verfolge dabei die Intention zu zeigen, was man könne und hoffe auf positive ökonomische Effekte. Wer glaube, dass sich diese Situation mit dem geplanten Bau von Stuttgart 21 verbessern würde, verkenne die Zusammenhänge. Erst wenn wieder „mehr finanzielle Mittel, für einen flächendenkenden, kostengünstigen und attraktiven Zugverkehr für die gesamte Bevölkerung, zur Verfügung stehen“, werde die Region Augsburg wieder eine positive Zukunftsoption haben.

Süßmair sieht die Region Augsburg vom Schienenverkehr in erster Linie durch den Neubau der ICE-Strecke über Ingolstadt „abgehängt“. Dieser „entscheidende Schlag, der die Region aufs Abstellgleis schickte“, sei weder von der damals im Bund regierenden CDU/CSU noch von der Bayern-CSU verhindert worden.