Starke Allianz für neue Goggelesbrücke
Im Bauausschuss stand zuletzt der Neubau der Goggelesbrücke zur Debatte. Gegenstand des schriftlichen Sachstandberichts von Amtsleiter Josef Weber war der 800.000-Euro-Entwurf des Tiefbauamtes. Weber präsentierte dem Bauausschuss auch die drei Siegerentwürfe des 2002/2003 durchgeführten Realisierungswettbewerbs „Neubau Goggelesbrücke“.
Am 12. Mai 2005 beauftragte der Stadtrat die Verwaltung mit der Umsetzung der Planung. Die dafür in den Haushalten 2005 und 2006 zur Verfügung gestellten Gelder hätten aufgrund der „prekären Finanzlage“ einen Freigabebeschluss des Stadtrats benötigt, der jedoch nicht gefasst wurde. Im Jahr 2006 wurden wieder 130.000 Euro Planungsmittel beantragt, die abermals nicht bereitgestellt wurden. Um Planungsmittel zu sparen und die hohen Ausführungskosten deutlich zu senken, hat nun das Tiefbauamt im Auftrag des Stadtrats einen Amtsentwurf erstellt. Die Mitglieder des Bauausschusses zeigten sich jedoch nicht besonders beeindruckt von der schlichten Stahlbeton-Konstruktion, einer Fuß- und Radwegbrücke mit einen Querschnitt von 5,40 Meter.
Absolute Notwendigkeit
CSU-Stadtrat Rolf Rieblinger vertrat die Auffassung, dass man aufgrund der beiden nicht weit entfernten Querungsmöglichkeiten die neue Goggelesbrücke überhaupt nicht brauche. Der Vorsitzende der „Bürgeraktion Pfersee“, Dietmar Egger, der geduldig im Publikum saß, kommentierte dies mit Kopfschütteln. Für Architekt Egger ist die Querung der Wertach an der Position der ehemaligen Goggelesbrücke eine absolute Notwendigkeit. Der Bestand des Radwegenetzes, so Egger zur DAZ, spiele in allen Planungen eine Rolle. Die neue Goggelesbrücke wäre ein wichtiges Bindeglied der Ost-West-Radwegachse zum Siebentischwald. Außerdem sollten noch offene Fragen zur Linie 5 geklärt werden. Unter gewissen Umständen müsse man eine Querung der Wertach für „die Fünfer“ über die neue Goggelesbrücke in Betracht ziehen, so Egger.
Stand der Bedürfnisse
Stefan Kiefer, Fraktionschef der SPD, schlug ein anderes – nicht weniger interessantes – Kapitel auf. Der Stadtteil Pfersee habe wenig Identifikationspunkte, aber einer sei das Häuschen und der Hahn auf dem alten Goggeleswehr gewesen. „Was die Bürger vermissen, ist nicht allein die Überquerung.“ Kiefer plädierte für ein „in die Zukunft gerichtetes Identifikationsmerkmal“ analog des alten Wehres, „denn mit den hier vorgestellten Entwürfen erfüllen wir nicht den Stand der Bedürfnisse.“
Für Kiefers Fraktionskollegen Stefan Ouarg war es „eher nicht möglich“, mit einem Neubau die alte Identifikation wieder herzustellen: „Die alte „Göggelesbrücke“ (sic) gibt es nicht mehr, das ist vorbei.“
Baureferent Gerd Merkle favorisierte zur Überraschung von Josef Weber den dritten Preis des Realisierungswettbewerbs, „da bei der Umsetzung des Verwaltungsentwurfs die Sieger erfolgreich klagen könnten.“ Dies sei, so Merkle, auch bereits vehement angekündigt worden. Dennoch schlug Merkle vor, die Mittel, die für die Realisierung des ersten Preises nötig wären, dem Stadtrat vorzustellen. Finanzreferent Herman Weber(CSU), der dem Bauausschuss vorsitzt, beendete den lebhaften „Goggelesdiskurs“ mit einer pessimistischen Prognose. Die Differenz zwischen dem ersten Preis und dem Verwaltungsentwurf spiele keine große Rolle, da bereits die Finanzierung der 800.000 Euro schwierig sei.
Für den Chef des Ortsverbandes CSU-Pfersee, Jens Holger Ziegler, der zusammen mit der Jungen Union Pfersee bereits 2006 achttausend Unterschriften für den Neubau gesammelt hat, besteht allerdings kein Zweifel daran, dass die neue Goggelesbrücke kommt. Der Hintergrund der Unterschriftenaktion war damals das Versprechen von Alt-OB Wengert, den Neubau der Goggelesbrücke 2006 zu starten. „Passiert ist nichts“, so Ziegler. Aus diesem Grund konnte die CSU den Bürgern den Neubau im Wahlprogramm zur Kommunalwahl versprechen. Oberbürgermeister Kurt Gribl und CSU-Chef Bernd Kränzle hätten, so Ziegler, die verkehrstechnische Notwendigkeit eines Neubaus längst bestätigt und ihm bei gemeinsamen Radtouren mit dem CSU-Ortsverband Pfersee Unterstützung versprochen. Bernd Kränzle habe den Fauxpas von CSU-Stadtrat Rieblinger im Bauausschuss bereits entsprechend kommentiert und stehe weiterhin zur Realisierung der neuen Goggelesbrücke, so Ziegler zur DAZ.
Gemütswert Goggelesbrücke
Das Gleiche gilt für die Augsburger Grünen: „Die Fraktion der Grünen hat den Neubau der Goggelesbrücke stets unterstützt und ich stehe dazu“ so die ehemalige Kulturreferentin Eva Leipprand im Bauausschuss. Bedenken äußerte Frau Leipprand hinsichtlich des Umgangs der Stadt mit ihren Realisierungswettbewerben. „Es macht einen fatalen Eindruck, wenn die Stadt viele Wettbewerbe ausschreibt und dann die Siegerentwürfe nicht umsetzt. So ist der Siegerentwurf des Realisierungswettbewerbs Königsplatz trotz einstimmiger Juryentscheidung in die Mühlen der politischen Diskussion geraten und verrissen worden.“ Ebenso sei der „Gemütswert“ des Fünffingerlesturms lautstark in den Mittelpunkt der städtischen Diskussion gestellt worden. „Ich habe volles Verständnis dafür, wenn immer wieder vom Gemütswert der Goggelesbrücke die Rede ist und deshalb ein Neubau verlangt wird. Der Verlust von mit Gemütswerten besetzten Elementen kommt aber überall und häufig vor, nur machen sich nicht alle Menschen derart lautstark bemerkbar.“
Jens Holger Ziegler weiß zwar um die emotionale Verankerung der Goggelesbrücke im Heimatbewusstsein der Augsburger, aber mehr als eine angeschweißte Stange mit einem Wetterhahn, der symbolisch an das alte Wehr erinnern solle, mag er sich aktuell nicht vorstellen.