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Dienstag, 08.10.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

„Stark verbesserte Planung“

Kommentar von Siegfried Zagler

Baureferent Gerd Merkle stellte gestern dem Werkausschuss des Theaters die neue Planung der Interimsspielstätte vor. Die „alte“ Ausschreibung zielte am Markt vorbei, brachte nur ein Angebot, das die Regierung von Schwaben als nicht zulässig bewertete. Nun also der zweite Anlauf. Unter der Regie von Baureferent Merkle hat das Hochbauamt in Zusammenarbeit mit dem Theater und dem Augsburger Ingenieurbüro Bestler eine Planung auf den Weg gebracht, die der SPD-Kulturpolitiker Karl-Heinz Schneider in der gestrigen Ausschuss-Sitzung als „stark verbessert“ bezeichnete. Bernd Kränzle kommentierte den Auftritt Merkles als „gelungene Performance des Stadtbaurates“, da die neue Planung mit ihren Einzelausschreibungen eine „sehr übersichtliche“ sei. Merkle nahm das interfraktionelle Lob mit unangemessener Bescheidenheit zur Kenntnis. Man sagt Kulturreferent Peter Grab und Gerd Merkle eine distanziertes Verhältnis nach, gestern aber schützte Merkle mit seinem klugen Vortrag Peter Grab, indem er zwischendurch immer wieder erklärte, worin sich die alte von der neuen Planung unterscheide und warum man nicht mehr mit dem Hamburger Planungsbüro pfp weitergearbeitet habe. Mit diesen rhetorischen Einsprengseln konnte Merkle möglicherweise erreichen, dass die Opposition vergaß, Peter Grab beziehungsweise die anwesende Theaterleitung in schwere Not zu bringen: „Warum hat man nicht von Beginn an so geplant?“ „Wer ist für die gescheiterte erste Planung verantwortlich?“ Einfache Fragen, deren komplizierte Antworten noch ausstehen. Mit der ersten Ausschreibung sind immerhin zirka 170.000 Euro Steuergelder verpulvert worden. Das kann man nicht einfach mit Achselzucken und „Pech gehabt“ stehen lassen.

Möglicherweise fällt der letzte Vorhang noch im “Container”

Gestern war man im Theater-Werkausschuss offensichtlich nicht in der Stimmung dazu. Nach dem Bundesligaaufstieg der Profifußballer und den grandiosen Präsentationen der illustren Kulturprogramme (Rahmenprogramm der Frauen-WM und Theaterspielplan) wollten die Stadträte keine miese Stimmung aufkommen lassen. 5,3 Millionen Euro soll der neue Container kosten. Größer, zweckmäßiger und städtebaulich verträglicher als der alte soll er werden. In ziemlich genau einem Jahr soll er schlüsselfertig der Theaterleitung übergeben werden. Dass der Projektbeschluss für die Interimsspielstätte am 26. Mai im Stadtrat abgelehnt werden könnte, ist denkbar, aber unwahrscheinlich, wie eine Blitzrecherche der DAZ ergab. Juliane Votteler hat gestern anklingen lassen, dass man für den Container, wenn er denn fertig ist, einen besseren Namen finden wolle. „Augsburger Schauspielhaus“ wäre die ehrlichste Bezeichnung. Möglicherweise wird das auf 15 Jahre abgezirkelte „temporäre Schauspielhaus“ in der Kasernstraße viel länger genutzt werden und könnte somit zur letzten Bühne für das Augsburger Stadttheater werden. Falls das Stadttheater nicht in der Lage sein sollte, mit seinen Möglichkeiten ein neues Publikum zu begeistern, muss man eh damit rechnen, dass der letzte Vorhang aufgrund der demografischen Situation noch vor dem Rückbau des Containers fällt.