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Freitag, 19.04.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Stadttheater: Zweimal Musik am Sonntag

Der Winter naht. Wer sich damit noch nicht abfinden kann, sollte den Gang der Jahreszeiten beschleunigt auf der Bühne des Stadttheaters erleben, wenn er sich in den frühen Abendstunden zum Wahnsinn von Macbeth wagt. Wer sich am Sonntagvormittag weniger dramatisch aufladen mag, dem sei das Familienkonzert empfohlen.

Der neue Macbeth: Ricardo Lopez ersetzt Matias Tosi

Der neue Macbeth: Ricardo Lopez ersetzt Matias Tosi


„Tastenakrobatik“ gibt’s am Sonntagvormittag im Theater beim 1. Familienkonzert dieser Saison. Zwar werden keine Zirkusartisten auftreten, auch wird nur im übertragenen Sinne – mit Noten nämlich – jongliert. Akrobatisch kann es möglicherweise doch zugehen, denn mit Bernd Glemser sitzt ein Meister am Klavier, der zur weltweiten Pianistenelite gerechnet wird. Glemser und die Augsburger Philharmoniker wollen kleine und große Klavierfans ab sechs auf eine spannende Entdeckungsreise in die Welt der virtuosen Klassik mitnehmen. Das Familienkonzert beginnt um 11 Uhr im Großen Haus.

Wem das nicht genug ist an musikalischer Unterhaltung, der kann sich ein paar Stunden in den umliegenden Restaurants und Cafés die Zeit vertreiben und sich um 19 Uhr erneut im Theater einfinden – diesmal zur Oper, und zwar zur Wiederaufnahme von Giuseppes Verdis „Macbeth“. Der Komponist hat sich in seinem Leben immer wieder mit Shakespeare beschäftigt, den er sehr verehrte. In seiner frühen Schaffensperiode wandte er sich dem Macbeth zu, einem Stück, das immer noch grausame Aktualität besitzt, wenn es um die Hybris des Herrschens geht, wenn von Diktatoren die Rede ist, die von ihrer Macht nicht mehr lassen können. Macbeth erhält nach siegreicher Schlacht die Prophezeiung, er werde König. Berauscht berichtet er seiner Frau davon, die das Orakel als Handlungsanweisung auffasst. Sie bringt Macbeth dazu, den König zu töten und unterstützt ihn auch, als dieser erste Mord weitere nach sich zieht. Als ihr Mann ein skrupelloser und menschenmordender Tyrann geworden ist, wird sie von ihrem Gewissen eingeholt und zerbricht daran. Macbeth verschleudert allen Ruhm und verspielt Schottland an die englische Krone. Verdi hat eines der ergreifendsten Dramen der Weltliteratur in ebenso fesselnde Musik umgesetzt. In Lorenzo Fioronis umstrittener Augsburger Inszenierung ist Macbeth ein von der Liebe zu seiner Frau getriebener, ein in den Wahnsinn taumelnder Tyrann, der mordet und zugleich Opfer ist. Knapp drei Stunden dauert die Augsburger Inszenierung bis zum Fugato der Schlussbildes, in dem Verdi Schlachtgetümmel musikalisch darstellt.