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Stadttheater: “Aus dem Leib Augsburgs geschnitzt”

In der Stadtratssitzung am Donnerstag, den 26.3.2015 wurde von Oberbürgermeister Kurt Gribl ein Sachstandbericht zur geplanten Theatersanierung vorgetragen. Das Augsburger Stadttheater wird, so viel steht seitdem fest, nicht so saniert und umgebaut wie es die erste Entwurfsplanung vorsah.

Von Siegfried Zagler

Nach dem Opernball 2017 soll es losgehen: Sanierung des großen Hauses

Nach dem Opernball 2017 soll es losgehen: Die Sanierung des Großen Hauses. 118 Millionen Euro sind dafür vorgesehen. Daran wird nicht gerüttelt.


Kurt Gribl nannte die Sanierungspräsentation des Architekten Walter Achatz eine „Präsentation der vollen Wahrheit“. Da die volle Wahrheit aber nicht von gewöhnlichen Menschen zu ertragen ist (dies sagte Gribl natürlich nicht), kann das neue Theater nicht ein Theater „der vollen Wahrheit“ sein, sondern eins, das „aus dem Leib Augsburgs geschnitzt ist“, so SPD-Stadtrat Stefan Quarg, der in Sachen Theater der Sprecher der Augsburger SPD ist. Der Leib Augsburgs wird, (so sind die Verhältnisse seit 1806) auch vom Freistaat geschnitzt. Damit sind das Bayerische Finanzministerium ( Markus Söder) und das Kunstministerium ( Ludwig Spaenle) sowie der Bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer gemeint, die in mehreren Gesprächsrunden mit OB Gribl und Bürgermeisterin/Finanzreferentin Eva Weber zu einer Art Übereinkunft gekommen sind: Die Stadt soll ein abgespecktes Konzept zum Theater einbringen.

Ein Konzept wie seinerzeit bei der Messe, als es ebenfalls um Fördermittel ging. Es geht also nicht um ein künstlerisches Konzept (da müsste man sich nur die Spielpläne der vergangenen 20 Jahre ansehen) oder gar um ein Konzept, was ein Stadttheater in Augsburg leisten soll, sondern darum, wie man von den 235 Millionen Euro, also von den Gesamtkosten der “Theatersanierung” herunter kommen könne. Dann könne man auch seitens des Freistaates für eine intensive Förderung Grünes Licht geben. Von den bisher anvisierten Kosten würde der Freistaat 45 Prozent übernehmen, was auf eine Zusage des damaligen Staatssekretärs Pschierer im Herbst 2011 zurückgeht. Davon ausgenommen sind die Planungskosten, weshalb die Stadt bei der aktuellen Planung zirka 160 Millionen Euro selbst zu stemmen hätte. Die Hälfte davon wäre mit viel Goodwill seitens der Regierung von Schwaben im Bereich des Möglichen, was den städtischen Haushalt betrifft: 80 bis 90 Millionen Euro also, die die Stadt über Jahrzehnte hinweg finanzieren müsste.

Der daraufhin angestrengte Kostensenkungsplan der Stadtregierung sieht nicht nur eine Dezentralisierung der Theaterstätte vor, sondern auch eine deutliche Reduzierung der Ausstattung. Als wäre die Sanierung in Modularbauweise geplant, sollen nun bestimmte Teile des Betriebs ausgelagert werden, wie zum Beispiel die Produktionsbetriebe (Neubau auf der Grünen Wiese) und die Verwaltung, die man seitens der Stadt bereits gedanklich in der Grottenau verortet hat. Ausgelagert könne auch die Schneiderei/Kostümwerkstatt werden. Außerdem soll das Volumen der drei Stockwerke tiefen Unterkellerung für die Lagerräume zurückgefahren werden. So die etwas verhuschte Aussage von Kurt Gribl im vergangenen Stadtrat. Nach Recherchen der DAZ lässt OB Gribl derzeit in Abstimmung mit Architekt Achatz zwei Varianten prüfen:

Erstens: Verzicht auf das Neue Haus (Schauspielhaus), dafür soll die Brechtbühne stehen bleiben. Das “Orchesterhaus” soll ebenfalls ausgelagert werden wie die Verwaltung (Grottenau). Die Lagerräume würden dann ebenfalls komplett ausgelagert werden.

Zweitens: Die Brechtbühne wird zurückgebaut, das neue Schauspielhaus wird dennoch nicht gebaut. Schauspiel, Oper, Tanz werden im Großen Haus inszeniert. Dafür bleibt ein Großteil der Lagerräume beim Theater. In beiden Varianten spielt das Verwaltungsgebäude wie bei der Achatz-Planung auf dem “Dach” des Theaters vorgesehen keine Rolle. Die Verwaltung wird in beiden Varianten in die Grottenau verfrachtet.

Was diese Maßnahmen dann für die Gesamtkosten bedeuten würden, konnte Kurt Gribl dem Stadtrat nicht sagen. Das ist der zentrale Aspekt der Prüfung. Mit welcher Summe das Projekt gedeckelt werden soll, war für die DAZ konkret nicht in Erfahrung zu bringen, man müsse aber, wie es hieß, unter 180 Millionen Euro kommen. 25 Prozent der Gesamtkosten sind einem Sicherheitspolster geschuldet. Damit der Architekt überziehen könne, wenn Unvorhersehbares eintrete. Für Bau- und Sanierungsabschnitte, die kaum Risiken bergen, könnte der Architekt diesen Puffer zurückrechnen, um dem Einsparwillen Folge zu leisten. Ende April soll die Stadt die ersten realistischen Finanzierungsparameter samt Förderaussage des Freistaates vorliegen haben.

Als einziger Stadtrat schlug bisher Architekt Volker Schafitel auf die Pauke, was damit zu tun haben könnte, dass er Architekt ist: „Das ist nun die zweite teure Planung, die man in die Tonne treten kann. Schuld daran ist aber nicht der Architekt, sondern die Stadt, die vollkommen kopflos Steuergelder versenkt, weil sie Planungen in Auftrag gibt, die sie nicht umsetzen kann. Die Planung von Walter Achatz ist nach dem Vortrag von OB Gribl Makulatur.“ Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl sieht das anders: “Wir legen keine Planung zur Seite”, so Gribl zur DAZ. So sieht das auch SPD-Stadtrat Stefan Quarg, ebenfalls Architekt. Weder die Grundlagenermittlung noch die Sanierungspläne des Großen Hauses stünden zur Disposition, sondern einzelne Elemente einer Vorentwurfsplanung.