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Freitag, 22.03.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Stadtrat: Fachausschuss lehnt Wildtierverbot in Zirkussen ab

Eine Beschlussvorlage der Stadtverwaltung, die Zirkussen mit Wildtieren einen Aufenthalt in der Stadt Augsburg unmöglich gemacht hätte, ist am vergangenen Mittwoch vom Allgemeinen Ausschuss mit den Stimmen der CSU, der CSM und Pro Augsburg abgelehnt worden.

"Eine artgerechte Haltung von Wildtieren ist im Zirkus nicht möglich"

"Eine artgerechte Haltung von Wildtieren ist im Zirkus nicht möglich"


Initiiert wurde der Antrag von den Grünen: „Eine artgerechte Haltung von Wildtieren ist im Zirkus nicht möglich“, so der Kernsatz der Grünen Fraktion in der Begründung ihres Antrags. Die Grünen sahen sich in ihrem Vorhaben, Zirkusse mit Wildtieren aus Augsburg fernzuhalten, von einem Urteil des Verwaltungsgerichts München bestätigt. Die CSU hielt pragmatisch dagegen und verwies auf den Gesetzgeber in Berlin, der für eine einheitliche Regelung zuständig sei, da es den Tieren egal sei, „ob der Zirkus in Augsburg oder Friedberg steht“, wie Leo Dietz lapidar zu Protokoll gab. Rolf Rieblinger (CSM) zeigte sich über den Antrag der Grünen besorgt, da „Zoos und Zirkusse“ die gleichen Verordnungen hätten. „Wenn wir nicht aufpassen, können wir bald unseren Tierpark zusperren“, so Rieblinger.

SPD und Grüne Stadträte hielten dagegen, dass Nilpferde, Elefanten, Giraffen oder Raubkatzen in Zirkussen eben nicht artgerecht gehalten werden könnten, worin sie vom städtischen Veterinäramt (Dr. Felicitas Allmann) bestätigt wurden. Es gehe mindestens darum, so Verena von Mutius (Grüne), ein Signal zu setzen. – Thomas Lis (Pro Augsburg) ließ durchblicken, dass er die Beschlussvorlage inhaltlich richtig finde, aber diesbezüglich keine Eile geboten sei. Lis wollte bei einem erkennbaren Patt von 6:6 Stimmen seine Rolle als Zünglein an der Waage verwenden, um der Verwaltungsvorlage einen PA-Stempel zu verpassen, indem er vorschlug, der Verwaltungsvorlage zuzustimmen, wenn sie erst ab 2020 wirksam werden würde. Die SPD-Stadträte ignorierten den Vorschlag.

Und so kam es, dass der Antrag der Grünen mit 6:7 Stimmen abgelehnt wurde. Ordnungsreferent Dirk Wurm, dessen Verwaltung den Beschlussvorschlag ausgearbeitet hatte, kündigte an, dem Stadtrat eine Resolution vorzulegen, in der der Bund aufgefordert wird, das Tierschutzgesetz bezüglich Zirkussen zu ändern. Gegenüber der DAZ äußerte sich Ordungsreferent Wurm nach der Abstimmungsniederlage betont gelassen: „Wir hätten rechtlich die Möglichkeit gehabt, und ich hätte es begrüßt, wenn der Ausschuss zugestimmt hätte.“

Weniger diplomatisch dagegen die Reaktion der Grünen: „CSU, CSM und Pro Augsburg haben kein einziges Argument geliefert, warum Augsburg diese Praxis von Zirkussen weiter unterstützen soll. Bis auf die Wildtier-Zirkusse selbst gibt es nur eine Organisation, die die Haltung solcher Tiere in Zirkussen befürwortet. Eine Vielzahl an Verbänden und auch die Mehrheit der Bevölkerung sind dagegen. Uns ist schleierhaft, warum CSU, CSM und Pro Augsburg sich so vehement gegen ein solches Verbot sperren, wo sie doch sonst auch gerne auf Volkes Willen pochen. Das Bewusstsein für das Wohl dieser Tiere ist in den letzten Jahren zunehmend gewachsen. Dieser Entwicklung wollten wir mit unserem Antrag Ausdruck verleihen und Augsburg in die Liste der Städte einreihen, die dem Tierschutz den Vorrang geben.“