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Samstag, 23.11.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Stadt startet Initiative zur Renaturierung der Stadtwald-Bäche

Die Bäche im Stadtwald werden durch wasserbauliche Maßnahmen naturnäher gestaltet. Bereits am heutigen Mittwoch, den 16. November, wird mit der Umsetzung begonnen. Die Maßnahmen führt die Forstverwaltung der Stadt Augsburg in Zusammenarbeit mit dem Tiefbauamt und dem Landschaftspflegeverband der Stadt Augsburg durch.

Die Bäche im Stadtwald sollen strukturreicher werden - Bilderrechte: Forstverwaltung/Stadt Augsburg

Die Bäche im Stadtwald sollen strukturreicher werden - Bildrechte: Forstverwaltung/Stadt Augsburg


„Als Naherholungsgebiet hat der Siebentischwald eine lange Tradition für die Augsburger Bevölkerung. Aber auch die ökologische Bedeutung des Stadtwaldes als eine der letzten erhaltenen, naturnahen Landschaften des Lechs gilt es zu schützen“, so Bürgermeisterin Eva Weber, in deren Zuständigkeit als Finanz- und Wirtschaftsreferentin auch die Forsten fallen. „Die Stadtwaldbäche sind mit einer Gesamtlänge von rund 70 Kilometern Teil eines einzigartigen historischen wasserwirtschaftlichen Systems in der Stadt Augsburg“, so Forstreferentin Eva Weber.

An einem Teilabschnitt des Alten Floßgraben wird der Uferbereich erweitert. Bei starker Wasserführung des Grabens soll der bachbegleitende Erlenbestand damit wieder regelmäßig vernässt werden. Am Brunnenbach werden die monotonen Uferlinien durch die Schaffung kleiner Buchten bereichert. Dies dient, wie das Einbringen von Totholz und Kies in beiden Bachabschnitten, der Schaffung neuer Lebensräume. „Zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten sind auf diese Strukturen im Wasser angewiesen“, so Jürgen Kircher, Leiter der städtischen Forstverwaltung. Die ökologische Aufwertung der Bäche im Stadtwald ist eine Art Modellversuch. „Der Erfolg der Maßnahmen soll in den Folgejahren genau beobachtet werden“, so Kircher.

Die Stadt reagiert mit dieser Maßnahme zum Teil auf die Forderungen einer Lechallianz, die sich aus mächtigen Verbänden wie dem Bund Naturschutz, dem Landesbund für Vogelschutz, dem Deutschen Alpenverein und dem Fischerverband Schwaben zusammensetzt. Die Naturschützer übten Druck auf die Stadt aus, da “neben den Lechheiden und lichten Kiefernwälder die zahlreichen Bäche zu den prägenden Lebensräumen im Naturschutzgebiet „Stadtwald Augsburg“ gehören”, und für diese Maßnahme Fördersätze bis zu 90 Prozent möglich seien. “In den vergangenen drei Jahren hat sich der Landschaftspflegeverband Stadt Augsburg (LPVA) intensiv mit den Bächen auseinandergesetzt. Ergebnis ist ein Konzept mit zahlreichen Maßnahmenvorschlägen”, so Günther Groß im Namen der Lechallianz.

Handlungsbedarf bestehe nach Auffassung der Lechallianz auch am Lochbach. Er führe Wasser aus der Lechstaustufe 22 in die Stadt, wo es von Kraftwerkbetreibern genutzt werde. Außerdem speise der Lochbach über drei Ausleitungen die Stadtwaldbäche mit Lechwasser. Doch aus dem Lochbach versickere zu viel Wasser in den Untergrund. Außerdem sei er auf der rund 3,3 km langen Strecke zwischen der Ausleitung und der Ortsverbindungsstraße zwischen Mering und Königsbrunn in einem sehr sanierungsbedürftigen Zustand. – Den Naturschützern schwebt vor, die anstehenden Hausaufgaben, die es für die Stadt an den Stadtwaldbächen zu erfüllen gibt, über ein europäisches Förderprojekt, ein sogenanntes Life-Projekt, abzuwickeln. Gleichzeitig ließen sich die Stadtwaldbäche über das Projekt wieder an den Lech anbinden. Damit wäre ein wichtiges Ziel aus dem Licca-liber-Projekt realisiert. Der Fördersatz bei diesem europäischen Förderinstrument beträgt 60%. Weitere 30% könnte der Freistaat zuschießen. Das bayerische Umweltministerium hat in Aussicht gestellt, die Stadt bei der Antragstellung zu unterstützen.

„Aus unserer Sicht wäre ein solches Projekt für den Stadtwald ein großer Fortschritt und eine gewinnbringende Ergänzung zu Licca liber. Bei geschickter Antragstellung könnte die Stadt sogar Geld sparen. Auch in Hinblick auf die UNESCO-Welterbe-Bewerbung birgt ein solches Projekt großes Potenzial. Das wäre eine klassische win-win-Situation“, ist Günther Groß, Sprecher der Lechallianz überzeugt.