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Mittwoch, 30.10.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Stadt erwirbt umfangreiche Brechtsammlung

Mit dem größten Ankauf der vergangenen Jahrzehnte hat die Stadt Augsburg ihre Brecht-Sammlung erweitert. Sie erwarb von Brechts Tochter Barbara Brecht-Schall ein umfassendes Konvolut von “Brechtiana” größter Bedeutung.

Brecht-Tochter Barbara Brecht-Schall mit Mäzenen Rolf Settelmeier und Kurt Viermetz (v.l.): "Ich bin kein leichter Verhandlungspartner"

Brecht-Tochter Barbara Brecht-Schall mit Mäzenen Rolf Settelmeier und Kurt Viermetz (v.l.): "Ich bin kein leichter Verhandlungspartner"


175 Briefe, zahlreiche Manuskripte, Brechts Immatrikulationsurkunde, seine Heiratsurkunde und ein Brief von Charly Chaplin an Bertolt Brechts zweite Frau Helene Weigel befinden sich im Neuerwerb. Weitere Einzelstücke: eine Postkarte Brechts an seinen Sohn Stefan, ein Brief an die Intendanz des Berliner Ensembles, ein Telegramm an Elisabeth Hauptmann, eine seiner engsten Mitarbeiterinnen. Außerdem in der von Barbara Brecht-Schall erworbenen Sammlung: ein Notizheft von Brechts Mutter mit Gedichten und Aufzeichnungen, deren früheste Einträge bis in die Zeit vor Brechts Geburt zurückreichen.

Brechts Führerschein

Brechts Führerschein


Für Dr. Helmut Gier, Direktor der Augsburger Staats- und Stadtbibliothek, ist das Konvolut eine herausragende Ergänzung der vorhandenen Brecht-Sammlung, ein Quantensprung für die Brecht-Stadt Augsburg. Während bei bisherigen Ankäufen der “Augsburger Brecht” im Vordergrund stand, also Manuskripte dichterischer Werke, Briefe und Dokumente bis etwa 1924, dem endgültigen Umzugsjahr Brechts nach Berlin, habe man jetzt Dokumente aus allen Schaffensperioden und Lebensabschnitten, mit neuen, teilweise überraschenden Informationen erwerben können.

“Ist das nötige Geld vorhanden, ist das Ende meistens gut”

Über die genaue Höhe des Kaufpreises wurde Stillschweigen vereinbart. Wie Kulturreferent Peter Grab sagt, ist man sich “im niedrigen sechsstelligen Bereich” einig geworden. Großzügig unterstützt wurde der Erwerb der Sammlung von der Stadtsparkasse Augsburg, der Kurt und Felicitas Viermetz-Stiftung und AZ-Miterhausgeberin Alexandra Holland. Der städtische Anteil betrug 150.000 Euro.

Stadtsparkassen-Vorstandschef Rolf Settelmeier zeigte sich beim gestrigen Pressetermin im Fuggerzimmer des Rathauses begeistert: Es sei leicht gefallen, hier Geld zu geben. Er hatte auch das passende Brecht-Zitat aus der 3-Groschen-Oper parat: “So kommt zum guten Ende alle unter einen Hut, ist das nötige Geld vorhanden, ist das Ende meistens gut”. Dem Publikum sollen die “Brechtiana” erstmals in einer öffentlichen Ausstellung in der Stadtsparkasse präsentiert werden. Der Termin steht noch nicht fest.

Mit Brechts Immatrikulationsurkunde der Ludwig-Maximilians-Universität München vom 2. Oktober 1917: Peter Grab, Kurt Viermetz, Barbara Brecht-Schall, Rolf Settelmeier, Dr. Helmut Gier (v.l.)

Anstoßen für die Kamera: Rolf Settelmeier, Kurt Viermetz, Barbara Brecht-Schall, Dr. Helmut Gier, Peter Grab (v.l.)