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Freitag, 19.04.2024 - Jahrgang 16 - www.daz-augsburg.de

Stadt Augsburg meldet Objekte für Asylunterkünfte

Die Stadt Augsburg stellt Unterkunftsmöglichkeiten für die Notaufnahme von Asylsuchenden zur Verfügung.

Als Asylunterkunft angedacht: die “Halle 116” auf dem Sheridan-Gelände, während der NS-Zeit ein KZ-Außenlager

Um die zu erwartende Anzahl von Asylbewerbern im Herbst und Winter zu bewältigen, hat die Bayerische Staatsregierung einen Notfallplan aufgestellt. Dabei geht es in einer ersten Stufe darum, für die komplett überlasteten bayerischen Erstaufnahmeeinrichtungen in Zirndorf und München zusätzliche Raumkapazitäten zu schaffen. Insgesamt soll Augsburg zwischen 200 und 300 Unterkunftsplätze benennen. Am heutigen Montag hat die Stadt Augsburg der Regierung von Schwaben (RvS) folgende Gebäude benannt, die als Notaufnahmeeinrichtungen verwendet werden könnten:

Erstens die ehemalige Pädagogische Hochschule an der Schillstraße 100 im Eigentum des Freistaats (derzeit leerstehend), zweitens die Rosenaustrasse 24 a, ein Wohngebäude im Bereich des Hauptbahnhofs, das die Stadt von der Fa. Aurelis diese Woche erwerben wird, drittens die Frohsinnstraße 6, ein bestehendes Wohngebäude im Privatbesitz.

Bereits auf der Liste der Notunterkünfte der RvS steht die Straßenmeisterei des Freistaats in der Berliner Alle 143. Sie soll so bald wie möglich die Garagen-Notquartiere der Gemeinschaftsunterkunft in der Eichleitnerstraße 18 ergänzen. Angedacht ist auch, je nach Bedarfsentwicklung eine mögliche Nutzung der Dachgeschossflächen des Gebäudes Karl-Nolan-Str. 2-4 in Pfersee zur kurzfristigen Unterbringung im Notfall anzubieten. Das Gebäude ist als „Halle 116“ bekannt, die während der NS-Zeit ein KZ-Außenlager für Zwangsarbeiter war. Danach diente das Gebäude den amerikanischen Streitkräften als Fahrzeughalle der Sheridan-Kaserne, wo im Dachgeschoss die US-Bücherei untergebracht war. Aufgrund ihrer Historie wird die „Halle 116“ zum „Lernort Frieden“ entwickelt.

Oberbürgermeister Kurt Gribl

Oberbürgermeister Kurt Gribl


„Die sensible Historie der ‚Halle 116‘ ist der Stadt selbstverständlich bewusst. Daher habe ich mit den beiden Bürgermeistern Eva Weber und Dr. Stefan Kiefer sowie Reiner Erben als Referent für Umwelt/Nachhaltigkeit/Integration und WBG-Chef Dr. Dominik Hoppe das Gebäude noch einmal besichtigt. Wir sind gemeinsam der Auffassung, dass es großen Sinn macht, Menschen in Not im Obergeschoss dieses gut erhaltenen Gebäudes eine vernünftige Unterkunft zu geben“, so Oberbürgermeister Kurt Gribl, der nachdrücklich darauf hinweist, dass der historische Hintergrund des Gebäudes eine spezielle Herangehensweise erforderte.

Mit der Übergabe der Objektliste potenzieller Notaufnahmen an die RvS erbringe die Stadt Augsburg ihren Beitrag für die Unterbringung von Asylbewerbern in Schwaben, so Bürgermeister und Sozialreferent Stefan Kiefer. Er bedauert allerdings, „dass im Notfallplan der Staatsregierung zum Beispiel Fragen der Finanzierung nicht geklärt sind. Mehr Planungssicherheit würde uns als Kommune helfen, unseren Beitrag zur Bewältigung des drängenden Unterbringungsproblems noch deutlich zu verstärken.“

Ob und inwieweit die Regierung von Schwaben auf die genannten Unterkünfte zurückgreift, steht noch nicht fest. In den meisten Gebäuden sind vor deren Nutzung noch umfassende bauliche Maßnahmen erforderlich.