Spielzeug im 19. Jahrhundert: Fast wie im richtigen Leben
Alle Jahre wieder werden im Maximilianmuseum Puppenstuben zur Schau gestellt, diesmal mit königlich-preußischer Verstärkung.
Von Halrun Reinholz
Vor Beginn der Weihnachtszeit packt Dr. Christina von Berlin die Zinnsoldaten und Puppenstuben aus, um sie im Felicitas-Saal des Maximilianmuseums auf immer wieder neue Art zu präsentieren. Auch andere Spielsachen unserer Ur-Urgroßeltern schlummern das ganze Jahr über in den Depots des Museums und locken in der Adventszeit zahlreiche Besucher an, die mit Nostalgie oder Staunen betrachten, was einst Generationen von Kindern unter dem Weihnachtsbaum sehen wollten. Die Faszination liegt vor allem darin, dass uns diese Puppenstuben einen Einblick in die Lebensweise früherer Generationen gewähren. Einrichtungsgegenstände, Küchengeräte, Kleidung und Accessoires sind, wie die Kuratorin versichert, originalgetreue Nachbildungen der damals gängigen Einrichtungsweise. So manches erkennt man wieder in dunklen Erinnerungen an Omas Küche. Oder an die Möbel der Großeltern. Ganze Schränke hatten den einzigen Zweck, ein Haus „en miniature“ nachzubilden. So waren die Weihnachtsgeschenke anno dazumal nicht einfach nur Spielzeug, sondern oft auch Kunstgegenstände, mit denen zu spielen sich von selbst verbot. Das gilt besonders für die Puppen mit wertvollen Porzellanköpfen, die so manche Porzellanmanufaktur zusätzlich zum üblichen Geschirrsortiment im Angebot hatte.
Durch einen glücklichen Zufall konnte das Maximilianmuseum für die diesjährige Ausstellung Puppen der königlich-preußischen Porzellanmanufaktur als Leihgaben gewinnen. Die KPM hatte diese nur kurzzeitig in ihrem Programm, zu groß war die Konkurrenz aus Sachsen und von anderen Herstellern. Christiane Gräfnitz, Kennerin und Sammlerin der preußischen Biedermeier-Kleinodien, hat diese nicht nur in einem ansprechenden Bildband dokumentiert, sondern sie auch den Kunstsammlungen für die Ausstellung zur Verfügung gestellt. Eine Augenweide sind sie allemal und man ist ganz froh, dass sie keine Gebrauchsspuren aufweisen. Doch wie in jedem Jahr gilt auch diesmal: Das besondere Vergnügen bereitet die Kuratorin selbst, wenn sie mit Leidenschaft und Detailtreue durch die Ausstellung führt und die Spielzeugwelt früherer Jahre zum Leben erweckt. Nicht selten hat sie dabei den Nerv ihrer Zuhörer so sehr getroffen, dass diese sich an altes Spielzeug auf dem eigenen Speicher erinnert fühlten – und dieses umgehend ins Maxmuseum brachten. Für die Ausstellungen der kommenden Jahre.
Kleine Welten. Die Puppen der königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin.
Maximilianmuseum, Felicitas-Saal,
30.11.2013 – 2.2.2014, Di – So, 10-18 Uhr.
Führungen jeweils Samstag, 15 Uhr, mit Dr. Christina von Berlin.
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